Gütersloh (gpr). Anstelle von Lesen, Schreiben und Rechnen stand für die 50 Zweitklässler der Overbergschule am vergangenen Freitag Müll sammeln auf dem Stundenplan. Ausgestattet mit gelben Handschuhen, großen Müllsäcken und viel Arbeitseifer machten sich die Kinder in mehreren Kleingruppen auf dem Schulhof und in der unmittelbaren Umgebung auf die Suche nach achtlos weggeschmissenem Abfall. Die Grundschule beteiligte sich gemeinsam mit 15 weiteren Gütersloher Schulen an der Aktion »Schulputz«, die traditionell vom städtischen Fachbereich Umweltschutz in Zusammenarbeit mit der Stadtreinigung ausgerichtet wurde.
Im Außenbereich der Grundschule herrschte reges Treiben. »Ich habe Müll gefunden«, rief ein Mädchen und präsentierte stolz das erste verschmutzte Fundstück, während ein Junge seine Mitschüler zu sich winkte: »Alle mal hierhin kommen, hier liegt der Hauptmüll.« Unter den Außentreppen, in Hecken, zwischen den Fahrradständern und auf den Fußwegen: Überall fanden die Zweitklässler Unrat – hauptsächlich aus Plastik, aber auch Zigarettenpackungen, Flaschen, Scherben und Papier waren dabei. »Es macht Spaß den Abfall einzusammeln und den Schulhof wieder ordentlich zu machen, aber manchmal ist es auch ziemlich ekelig«, berichtete ein Junge und fügte hinzu: »Zum Beispiel, wenn man Zigarettenstummel und benutzte Taschentücher findet – aber dafür kann man auch eine Zange benutzen.«
»Viele Kinder haben in den vergangenen Tagen schon Müll auf ihrem Schulweg eingesammelt. Man merkt, dass sie dieses Thema sehr ernst nehmen und mit Feuereifer dabei sind«, sagte Klassenlehrerin Inge Gleisberg.
Werner Gerdes vom Fachbereich Umweltschutz freute sich über den Einsatz aller knapp 1400 Schülerinnen und Schüler sowie über die Beteiligung der 16 Gütersloher Schulen. So konnte in diesem Jahr die zweithöchste Teilnehmerzahl verbucht werden. Nur im Jahr 2008 waren mit knapp 100 Schülern mehr (aus 19 Schulen) Mädchen und Jungen unterwegs. »Sinn und Ziel der Aktion ist es, die Kinder darauf aufmerksam zu machen, dass Müll in der Natur liegt und entsorgt werden muss, weil er dort nicht hingehört«, erklärte der städtische Abfallberater. Er betonte aber auch: »Es ist größtenteils gar nicht der Abfall der Kinder, der hier gefunden und entsorgt wird.« Deshalb seien die große Beteiligung der Schulen und das Engagement der Schüler umso erfreulicher.
Noch am Freitag wurde der Unrat von der Stadtreinigung bei den Schulen abgeholt und fachmännisch entsorgt. Insgesamt konnten die Schulen 0,45 t Abfall in 50 Säcken zusammensammeln. Auch exotische Fundstücke wie Regenrohre, ein Gepäckwagen sowie ein Personalausweis mitsamt Scheckkarte waren dabei.
Die »Schulputz«-Aktion hat sich seit 2004 in Gütersloh zu einer etablierten Veranstaltung entwickelt, an der sich alle Schulformen beteiligen können. »Nicht nur bei den Schulen, sondern auch bei den Bürgerinnen und Bürgern ist die Aktion sehr beliebt«, weiß Werner Gerdes.
Die Overbergschule war in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. »Wir möchten den Kindern die Haltung vermitteln, dass Müll in der Natur verhindert werden muss«, erklärte Schulleiterin Marita Weber einen wichtigen Beweggrund. Durch das praktische Handeln werde den Kindern diese Botschaft viel deutlicher. »Den Kindern wird außerdem bewusst, dass sie auch im kleinen Rahmen etwas tun können«, fügte Weber hinzu. So achte man in der Schule auch darauf, dass die Kinder von ihren Eltern das Frühstück in Brotdosen mitbekämen.