Für die Suche nach Inhalten geben Sie »Content:« vor den Suchbegriffen ein, für die Suche nach Orten geben Sie »Orte:« oder »Ort:« vor den Suchbegriffen ein. Wenn Sie nichts eingeben, wird in beiden Bereichen gesucht.

 

 

Von falschen Rembrandts und SammlerglückZoom Button

Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Von falschen Rembrandts und Sammlerglück

Mit über 4.000 Werken besitzt er eine der größten privaten Kunstsammlungen in Deutschland. Dennoch weiß Dr. Dr. Thomas Rusche bald zu jedem seiner Exponate eine Anekdote, ein Bonmot, eine Geschichte zu erzählen. Der Kunstsammler, der eine spürbare Leidenschaft für Alte Meister wie für zeitgenössische Kunst pflegt, führte jetzt durch »seine« aktuelle Dialogausstellung »Blühendes Leben« im Zumbusch-Museum. Dutzende Interessierte aus der Region wie von außerhalb fanden sich zum Kunstgespräch in Herzebrock-Clarholz ein.

»Ob Graf, Freiherr, Bauer oder Bürger, alle wollten lieber alte Möbel, alte Bilder geben, als mit barer Münze zu bezahlen«, erzählt Dr. Dr. Thomas Rusche. Sein Urgroßvater, Heinrich Rusche, habe vom Fuhrwerk aus zwischen Liesborn und Oelde einen schwunghaften Textilhandel betrieben. Mit der Inzahlungnahme alter niederländischer, »goldener Malerei« – sie umfasst kunstgeschichtlich auch Flamen und das Münsterland – habe er Ende des 19. Jahrhunderts den Grundstein gelegt für die heutige SØR Rusche Sammlung Oelde/Berlin.

Sein Großvater mit Faible fürs Barocke habe geglaubt, neben mehreren (falschen) Rembrandts einen Raphael zu besitzen – »der sich dann als Werk eines westfälischen Kopisten des 18. Jahrhunderts herausstellte«. Von seinem Vater übernimmt Thomas Rusche seine Leidenschaft für die niederländische Kunst des 17. Jahrhunderts. Allein, alte Meister zu sammeln sei heute nicht einfach: »Es werden in London zweimal jährlich Tausende angeboten, aber die meisten sind hundsmiserabel erhalten.« Deshalb habe er sich zudem der zeitgenössischen Kunst zugewandt.

Betörend und verstörend zugleich

»Wir alle streben nach Glück, das verbindet uns im Münsterland wie in Ostwestfalen«, so der Kunstsammler, Wirtschaftsethiker und Textilunternehmer Rusche (SØR Rusche GmbH, Oelde). Glück und Flüchtigkeit, Leben und Vergehen, dieser ewige Kreislauf werde an einer Blume am deutlichsten. Rusche verweilt bei den beiden Titelmotiven der Sommerausstellung. Der mit feinem Strich gemalte, detailreiche »Blumenstrauß mit Rose und Frühlingsblumen« in Öl auf Leinwand (Daniel van Beke, 1715) und »Approaching Storm – Windsurfers«, eine auf den ersten Blick betörende, auf den zweiten Blick verstörende Arbeit aus Blütenabbildungen, Zündschnüren und Acryl (L.C. Armstrong, 2007) – auch sie stehen exemplarisch für »Das blühende Leben« und seine kurze Dauer. Die im Zumbusch-Haus gezeigten alten und jungen Meister hätten in ihren (Selbst-)Portraits, Stillleben und Genrebildern ihre Empfindungen und Reflektionen zu Leben und Tod mit großer Intensität verarbeitet.

Bei seinen Erzählungen verknüpft Thomas Rusche kunstvoll und äußerst unterhaltsam Historie und Gegenwart, Persönliches und Geistreiches, Kunstgeschichte und Provenienz (Herkunft eines Bildes). Beim Rundgang durch die drei Räume umfassende Dialogausstellung verweist er auf den Symbolismus in Werken verschiedener Epochen. Der Flötenkelch als Phallussymbol ist nur eine der sexuell-aufklärerischen Anspielungen in dem Ölbild »Ein Paar beim Wein« (Joos van Craesbeek, um 1650). Das fotografische »Stillleben S.P.« (Carina Linge, 2008) mit welkenden Blumen in einem Wasser gefüllten Brechbohnen-Glas steckt dagegen voller Hinweise auf das tragische Leben einer wohlhabenden, magersüchtigen Frau.

Essen mit Maler und Modell

Rusche spricht auch von den besonderen Glücksmomenten eines Sammlers. So habe ihn ein cleverer Galerist nach dem Ankauf des Ölgemäldes »Maßstab«, ein typisch-lasziver Frauenakt von Martin Eder von 2009, zu einem illustren Essen eingeladen. Neben dem deutschen Maler sei auch das Aktmodel, eine sympathische Apothekerin, zugegen gewesen. »Wir Rusche-Männer sammeln gegen unsere Frauen«, fährt Thomas Rusche fort, »schon meine Großmutter pflegte bei jedem neuen Werk zu sagen: ,Schon wieder ein Staubfänger.’ Für mich ist das ein wunderbares Bild, das an Zweideutigkeit nichts zu wünschen übrig lässt.«

Das einstündige Kunstgespräch vergeht wie im Flug. Die Ausführungen Thomas Rusches entfalten – wie vom Sammler erwünscht – Nachwirkung, animieren zum (weiteren) Ausstellungsbesuch. »Blühendes Leben – Alte Meister im Dialog mit zeitgenössischer Kunst aus der SØR Rusche Sammlung Oelde/Berlin« ist bis zum 3. Juli 2016 im Caspar Ritter von Zumbusch-Museum, Clarholzer Straße 45 in Herzebrock-Clarholz zu sehen.

Ausstellung bis Anfang Juli

Die vom Heimatverein Herzebrock-Clarholz als Träger des Museums initiierte Sommerausstellung hat die Galeristin und Kunsthistorikerin Christiane Hoffmann kuratiert. Unterstützt wird die Schau von der Paul Craemer GmbH, die das historische Fachwerkhaus 2010 aus ihrem Besitz an die Gemeinde übergeben hatte. Geöffnet ist sonntags von 15 bis 17 Uhr, Führungen und Sonderöffnungen können unter Telefon 05245-922748 vereinbart werden. Der Eintritt ist frei.
 
Gütsel
Termine und Events

Veranstaltungen
nicht nur in Gütersloh und Umgebung

November 2024
So Mo Di Mi Do Fr Sa
12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930
Dezember 2024
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031
Februar 2025
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1
2345678
9101112131415
16171819202122
232425262728
September 2025
So Mo Di Mi Do Fr Sa
123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
282930
November 2025
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
30
Dezember 2025
So Mo Di Mi Do Fr Sa
123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28293031
Februar 2026
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
September 2026
So Mo Di Mi Do Fr Sa
12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
27282930
Oktober 2026
So Mo Di Mi Do Fr Sa
123
45678910
11121314151617
18192021222324
25262728293031