Lavendel, Thymian und Minze locken Feuerfalter und Ochsenaugen
Gütersloh. (gpr) »Wenn man früher über die Autobahn gefahren ist, musste man ständig anhalten, um seine Windschutzscheibe von Insekten zu befreien«, erinnert sich Naturliebhaber Rainer Bethlehem an eine Zeit, in der es im Frühjahr und Sommer an Bienen, Hummeln und Schmetterlingen nur so wimmelte. Ganz anders ist es heutzutage. Vor allem Schmetterlinge sind im heimischen Garten häufig eher selten geworden. Aber das muss nicht sein - schon kleine Veränderungen in der Gartengestaltung tragen dazu bei, Schmetterlinge auch im eigenen Garten wieder erleben und bewundern zu können. Wie das geht, zeigten die Naturschützer Rainer Bethlehem, Ralf Külker sowie die städtischen Umweltberaterinnen Beate Gahlmann und Gisela Kuhlmann kürzlich im Rahmen des Gütersloher Schmetterlingssommers anhand zahlreicher Beispiele in einem Bauerngarten und im Botanischen Garten der Stadt.
Neonicotinoide – so heißt aktuell der größte Feind der Insekten, weiß Ralf Külker, Vorstandsmitglied im Naturschutzbund (NABU) des Kreisverbands Gütersloh. Zusammen mit anderen Insektiziden wurde das hochwirksame Gift in den vergangenen Jahren immer häufiger in der Landwirtschaft zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt - mit Folgen für die Artenvielfalt. Allein in den letzten 15 Jahren verzeichneten die Naturschützer einen Rückgang von 80 Prozent der Masse an Insekten. Und mit 33 ausgestorbenen und 56 gefährdeten Schmetterlingsarten der einst 129 in Nordrhein-Westfalen vorkommenden Tagfalterarten, sind auch die bunten Falter immer seltener auf den Wiesen und Feldern zu finden. »In der Landwirtschaft ist es oft schwierig Insektizide zu meiden, weil damit erhebliche Gewinneinbußen einhergehen können, aber im eigenen Garten kann man sehr gut darauf verzichten«, betont Beate Gahlmann. »Schon mit kleinen Veränderungen im eigenen Garten können wir gemeinsam Großes erreichen.«
Wie diese Veränderungen aussehen können, zeigt Rainer Bethlehem in seinem eigenen Bauerngarten: »Hier wächst alles, was hier hingehört, aber von vielen anderen Heimgärtnern immer weggemäht oder ausgerissen wird.« Von der Winterwicke über die Wiesen-Flockenblume bis hin zum Alant – der Insektenfreund hat in seinem naturbelassenen Garten ein breites Nahrungs- und Rückzugsangebot für die Schmetterlinge und deren Raupen geschaffen. Aber auch wer keinen weitläufigen Naturgarten mit wilden Wiesen und großen Staudenflächen sein Eigen nennen kann, kann sich mit der richtigen Bepflanzung auch auf dem heimischen Balkon an allerlei Schmetterlingsarten erfreuen. Die Auswahl der Pflanzen ist dabei besonders wichtig, betont Bethlehem: »Gefüllte Blüten sehen zwar oft eindrucksvoll aus, aber die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge können nicht an den Nektar gelangen.« Die bessere Wahl seien daher Pflanzen mit ungefüllten Blüten, und auch da gäbe es ein großes Angebot. »Lavendel ist bei den Schmetterlingen immer sehr beliebt, aber auch Küchenkräuter wie Oregano, Thymian oder Minze eignen sich hervorragend, um Schmetterlinge anzulocken«, weiß Ralf Külker mit Blick auf den »Lavendelgarten« vor dem Palmenhauscafé im Botanischen Garten. Ob kleiner Feuerfalter, großes Ochsenauge oder Zitronenfalter – an den lila Blüten wimmelt es nur so an bunten Schmetterlingen, Bienen und Hummeln.
Und wenn die ersten Schmetterlinge dann auch im eigenen Garten einkehren, bietet sich die ideale Gelegenheit, auf Entdeckungstour zu gehen und genauer hinzuschauen. Denn neben den bekannten Arten wie Zitronenfalter und Tagpfauenauge lassen sich in Gütersloh auch zahlreiche weitere Schmetterlingsarten bewundern. Eine Unterstützung, damit auch Laien die unterschiedlichen Arten erkennen und unterscheiden können, bietet die Bestimmungshilfe der Umweltberatung Gütersloh.
Mit ihrer Unterstützung kann der eigene Entdeckungsdrang gestillt, aber auch ein Beitrag zum Naturschutz geleistet werden. Denn im Rahmen der Gütersloher Zählaktion »Tagfalter bitte melden« freut sich die Umweltberatung Gütersloh über alle privaten Schmetterlingsbeobachtungen, die auf dem Onlineportal »Naturgucker.de« eingetragen werden. Anlässlich des vermehrten Insektensterbens kann so einen Überblick über die Artbestände der Schmetterlinge in Gütersloh gewonnen und ein möglicher Handlungsbedarf erkannt werden.
Weitere Information über den Gütersloher Schmetterlingssommer, die Bestimmungshilfe zum Herunterladen und das Portal »Naturgucker.de« finden sie unter www.schmetterlinge.guetersloh.de. Bei zusätzlichen Fragen kann Beate Gahlmann und Gisela Kuhlmann telefonisch unter (05241) 82-2088 oder per E-Mail weiterhelfen.