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Erste 100 Tage Finanzvorstand von Bertelsmann – Interview mit Rolf HellermannZoom Button

Rolf Hellermann, Foto: Sebastian Pfütze, Bertelsmann, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Erste 100 Tage Finanzvorstand von Bertelsmann – Interview mit Rolf Hellermann

Seit dem 1. Januar 2021 ist Rolf Hellermann Finanzvorstand von Bertelsmann. Das ist ziemlich genau 100 Tage her. Seit 2004 im Konzern, in verschiedenen Führungspositionen im Corporate Center tätig und zuletzt CEO von Arvato Financial Solutions, kannte Hellermann Bertelsmann bei seinem Amtsantritt als CFO schon sehr genau. Im 100-Tage-Interview berichtet er, was ihn in der neuen Funktion trotzdem noch überrascht hat, welche Akzente er als CFO setzen will, wie er Arbeit und Rolle des Corporate Center begreift und was er bis zum Ende seines ersten Amtsjahres erreicht haben will.

Herr Hellermann, wie haben Sie die Rückkehr ins Corporate Center erlebt und wie wurden Sie von Ihren Vorstandskollegen beziehungsweise dem Team im Corporate Center aufgenommen?

Rolf Hellermann: Es war für mich ja eher eine Rückkehr ins Corporate Center als ein Neustart. Und ich bin wirklich glücklich, dass ich hier auf ein personell und professionell so gut funktionierendes Team zurückgreifen kann, in dem alle ihren Job mit großer Stabilität und Sicherheit machen. Von diesem Team fühle ich mich sehr gut aufgenommen, in mehreren Meetings habe ich die einzelnen Aufgaben und Zuständigkeiten noch besser kennengelernt. Genauso reibungslos hat die Zusammenarbeit im Vorstand begonnen. Auch diese Situation war für mich nicht komplett neu, weil ich als Chef der Bertelsmann- Hauptabteilung Zentrales Controlling und Strategie (ZI) im Corporate Center schon an ungezählten Vorstandssitzungen teilgenommen habe, allerdings damals eben in einer ganz anderen Rolle.

Gab es ein erstes prägendes Erlebnis in den ersten 100 Tagen oder – trotz so vieler Jahre bei Bertelsmann – vielleicht sogar Überraschungen?

Prägend ist natürlich, dass wir alle wegen Corona in einer permanenten Ausnahmesituation leben und arbeiten. Die direkte Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ist dadurch leider wesentlich erschwert, und ich freue mich darauf, wenn hier wieder eine – vielleicht neue – Normalität einkehrt mit viel mehr persönlichem Austausch. Neu und in diesem Maße auch nicht erwartet ist für mich die Sichtbarkeit meiner neuen Position. Das gilt vor allem nach außen in unseren Kontakten zu Beratern, Prüfern, Geschäftspartnern und allen voran den Banken. Hier hatte ich schon in den ersten Wochen als CFO viele interessante Gespräche.

Wie läuft eigentlich die Aufgabenteilung zwischen ihm als CEO und Ihnen als CFO? Oder allgemeiner gefragt: Wie definieren Sie die Rolle eines Finanzvorstands?

Unsere Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. Wir ergänzen uns in der klassischen Aufgabenteilung zwischen CEO und CFO. Thomas Rabe führt als CEO die Geschäfte. Ich bin als CFO für alles jenseits des operativen Ergebnisses verantwortlich. Allerdings haben wir bei Bertelsmann ein deutlich umfassenderes Verständnis von der Rolle eines Finanzvorstands: Ich sehe mich als Business- oder Sparringspartner des CEO auch in Fragen der Strategie, der Weiterentwicklung von Portfolio und Geschäften sowie der großen Projekte im Konzern.

Ihre Vorgänger haben eine konservative Finanzpolitik gepflegt. Wird es bei Ihnen grundsätzlich dabei bleiben?

Die Eigentümerstruktur von Bertelsmann setzt den Rahmen für jede Finanzpolitik, und das bedeutet im Kern, dass wir angewiesen sind auf die Innenfinanzierung durch die Erträge unserer Geschäfte und auf Mittel vom Kapitalmarkt. Das heißt, wir brauchen in unseren Geschäften immer ausreichend Wasser unter dem Kiel, und wir brauchen gleichzeitig vollen Zugang zum Fremdkapitalmarkt. Beides verlangt per se schon nach einer eher konservativen Finanzpolitik. Daran wird sich auch unter meiner Führung nichts ändern.

Und welchen Einfluss hat darauf das wirtschaftliche Umfeld, in dem sich Bertelsmann derzeit befindet?

Im vergangenen Jahr hat sich zunächst gezeigt, wie gut der besagte Zugang von Bertelsmann zum Kapitalmarkt ist: In einer Zeit äußerst geringer wirtschaftlicher Visibilität und größter Unsicherheit konnte Bertelsmann sich dank des schnellen Handelns von Vorstand und Corporate Center im Frühjahr problemlos mit ausreichender Liquidität versorgen, um selbst gegen extreme Szenarien gewappnet zu sein. Finanziell sind wir im zweiten Jahr der Pandemie wirklich absolut solide aufgestellt, so dass wir relativ gelassen in die Zukunft gehen können. Im Moment geht es weniger darum, für ausreichende Liquidität zu sorgen, sondern die vorhandene hohe Liquidität des Konzerns geschickt zu managen. Und ich hoffe, dass wir – abhängig von den Impffortschritten im ersten Halbjahr – in Deutschland und Europa einen starken gesamtwirtschaftlichen Wachstumsschub im zweiten Halbjahr erleben werden. In den USA deutet sich das bereits an. Und für unsere Werbegeschäfte wäre es perfekt.

Welche neuen Akzente wollen Sie als CFO bei Bertelsmann setzen?

Zum einen möchte ich die Digitalisierung des Finanzbereichs und damit die Automatisierung und weitere Verbesserung der Prozesse mit neuen Systemen vorantreiben. Zum anderen werde ich die Tech & Data Alliance bei Bertelsmann, für die ich ja die Verantwortung behalte, weiter ausbauen.

Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit der Finanz-Community in den Geschäften von Bertelsmann gestalten?

Mit allen CFOs der Unternehmensbereiche stehe ich regelmäßig in Kontakt. Und ich freue mich darauf, in wenigen Tagen die erste Sitzung des Bertelsmann Finance Council zu leiten. Diesem für die finanzielle Steuerung wichtigen Gremium gehören neben den CFOs der Bereiche die leitenden Finanzexperten aus dem Corporate Center an.

100 Tage sind um – was wollen Sie am Ende Ihres ersten Jahres als Finanzvorstand erreicht haben?

Wie ich eingangs betont habe, hatte ich das Glück, ein gut bestelltes Haus zu übernehmen. Wir schließen bald den Prozess der Neuaufstellung des Corporate Center ab, so dass diesbezüglich kein weiterer Handlungsbedarf besteht. Wichtig ist, dass wir dann ein klares und gemeinsames Verständnis darüber haben, was wir mit dem neuen Corporate Center erreichen wollen und welche Rolle es hat. Das gilt für die effektive, schlagkräftige und durchsetzungsstarke Führung der Geschäfte durch die Corporate-Funktionen genauso wie für die effizienten Unterstützungsleistungen durch die Services-Funktionen.

Quelle: Bertelsmann-Intranet, 20. April 2021
 
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