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Beschäftigte bei Fleischkonzern protestieren für höhere Löhne

Beschäftigte bei Fleischkonzern protestieren für höhere Löhne

Schlachthofmitarbeiter fordern bessere Bezahlung: Beschäftigte am Stammsitz eines Fleischkonzerns protestieren am Freitagmittag, 23. April 2021, für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen in ihrer Branche. Mit der vierstündigen Aktion in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) soll der Druck auf die Arbeitgeber erhöht werden, einen Tarifvertrag für die bundesweit rund 160.000 Beschäftigten in der Fleischwirtschaft abzuschließen, so die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Die Tarifverhandlungen waren nach drei ergebnislosen Runden Ende März unterbrochen worden. Das Werk in Rheda-Wiedenbrück ist der größte Schlachtbetrieb Deutschlands.

»Der Corona Ausbruch unter Schlachthofmitarbeitern mit 1.500 Infizierten im vergangenen Jahr hat ein Bewusstsein für die harten Arbeitsbedingungen insbesondere osteuropäischer Beschäftigter geschaffen. Nach dem Verbot von Werkverträgen durch die Politik muss jetzt der Inhaber beweisen, dass er zu einem echten Wandel der Fleischbranche bereit ist. Dazu zählen Löhne, von denen die Menschen leben können«, sagt Armin Wiese von der NGG-Region Detmold-Paderborn. Nach Informationen der Gewerkschaft arbeitet ein erheblicher Teil der rund 6.000 Beschäftigten am Standort Rheda-Wiedenbrück zum gesetzlichen Mindestlohn von 9,50 Euro pro Stunde.

»Solche Niedriglöhne sind für den Knochenjob in der Schlachtung und Zerlegung inakzeptabel. Es kann nicht sein, dass die überwiegend aus Rumänien und Polen stammenden Mitarbeiter, die bisher über Werkverträge beschäftigt waren, weiterhin deutlich schlechter bezahlt werden als das heimische Personal«, kritisiert Wiese. Die osteuropäischen Beschäftigten seien mit der Aussicht auf gute Löhne zum Arbeiten nach Deutschland gelockt worden. Der Branchenführer müsse nun dafür sorgen, dass es nicht wie bislang bei einem leeren Versprechen bleibe. Für die Beschäftigten in der Fleischwirtschaft fordert die Gewerkschaft NGG einen Mindestlohn von bundesweit 12,50 Euro pro Stunde, der nach einer kurzen Einarbeitungszeit auf 14 Euro steigen soll. Facharbeiter sollen auf einen Stundenlohn von mindestens 17 Euro kommen. Die Arbeitgeber hatten zuletzt einen Einstiegsverdienst von 10,50 Euro geboten, der bis Dezember 2023 auf zwölf Euro steigen soll. Die Gewerkschaft lehnt das Angebot als unzureichend ab.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hält die Einführung tariflicher Standards ebenfalls für überfällig. »Jahrelang haben Arbeitgeber in der Fleischindustrie Unternehmen nach Gutsherrenart geführt und Beschäftigte teils unter menschenunwürdigsten Arbeitsbedingungen ausgebeutet. Dieser kranken Praxis hat das Arbeitsschutzkontrollgesetz endlich einen Riegel vorgeschoben«, sagt Anja Piel vom DGB-Bundesvorstand. Jetzt liege es an den Arbeitgebern, mit einem vernünftigen Angebot an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Protestkundgebung in Ostwestfalen ist Teil bundesweiter Aktionen, mit denen die NGG die Arbeitgeberseite zur Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen bewegen will. Die Firma lässt in Rheda-Wiedenbrück rund 25.000 Schweine pro Tag schlachten. Das Fleisch wird in verschiedenen Werken des Konzerns sowie von Wurstherstellern weiterverarbeitet und gelangt über Handelsketten wie Aldi unter diversen Eigenmarken in die Supermärkte. Im vergangen Jahr erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von gut sieben Milliarden Euro. Im Juni hatten sich mehr als 1.500 Beschäftigte in Rheda-Wiedenbrück mit #Covid 19 infiziert. Auch in anderen Schlachthöfen kam es bundesweit zu mehreren Corona-Ausbrüchen. In der Folge begann eine bundesweite Debatte um die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, die die Bundesregierung über das seit Januar geltende Arbeitsschutzkontrollgesetz strenger prüfen will. Der Konzern Miteigentümer hatte mehrfacht angekündigt, zur Zahlung von Tariflöhnen bereit zu sein – wenn ein entsprechender Tarifvertrag von der Politik für die gesamte Fleischindustrie verpflichtend gemacht werde.

Die #Gewerkschaft #NGG setzt sich ebenfalls für eine sogenannte »Allgemeinverbindlichkeit« der Tarifstandards ein. »Der erste Schritt dafür sind aber erfolgreiche Tarifverhandlungen, an denen sich auch die Firma konstruktiv beteiligen muss«, so Armin Wiese.

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