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Die Pflegeberufe – ein Plädoyer für die Patienten in GüterslohZoom Button

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Die Pflegeberufe – ein Plädoyer für die Patienten in Gütersloh

Ich möchte keinesfalls die Leistung von Pflegerinnen und Pflegern schmälern. Ich möchte eine Lanze für die Patientinnen und Patienten brechen. Denn bei dem ständigen Wehklagen – meist wehklagen ja nicht die Leute selbst, sondern Dritte (frei nach dem Motto »Feiert den Boten«) – hat man als Patient ja allmählich Angst, ins Krankenhaus zu kommen, um das Pflegepersonal nicht zu belästigen. Das darf so nicht sein.

Ob das Pflegepersonal unterbezahlt ist, ist schwer zu beurteilen. Jeder sollte angemessen bezahlt werden. Und unterbezahlt sind viele Berufe, sogar sehr viele. Ich kenne einige Pflegerinnen, die nicht klagen. Im Gegenteil: Sie machen ihren Beruf gerne. Bei einer war es sogar ein Lebenstraum.

Oft heißt es, »die Pflege« arbeite schon seit Jahren am Limit. Das kann man so pauschal nicht sagen. Das ist Unsinn. Es gibt solche und solche. Es gibt Intensivpfleger oder OP-Pfleger … es gibt aber auch ruhige Stationen und Stationen, die sehr gut besetzt sind.

Was ich dem Pflegepersonal und den Ärztinnen und Ärzten vor allen Dingen hoch anrechne, ist, dass sie sich dem Ansteckungsrisiko aussetzen, das in Coronazeiten hoch ist. Es hat halt direkten Umgang mit Erkrankten. Das bringt der Beruf eben mit sich. Und in Pandemiezeiten eben umso mehr. Und wenn die Krankenhäuser, besonders die Intensivstationen, vollaufen, ist es eben noch schlimmer. Natürlich leisten sie auf den Coronastationen und den Intensivstationen viel. Das ist ihr Job. Für mehr Personal ist letztlich die Politik zuständig. Politiker. Die von Leuten gewählt werden, die das ganze nun beklagen.

Wenn es brennt, hat auch die Feuerwehr einen oft lebensgefährlichen und schweißtreibenden Job. Allerdings brennt es die meiste Zeit nicht. Im Rettungsdienst ist es ähnlich. Ich kenne einige Rettungsdienstmitarbeiter, die mir die unvorstellbarsten Geschichten erzählen, die mir aber auch erzählen, dass sie oft untätig in der Wache herumsitzen. Es gibt Tage mit wenigen Einsätzen, aber auch Tage mit vielen Einsätzen. Es gibt auch viele andere sehr belastende, arbeitsreiche und schweißtreibende Berufe.

Als ich das erste Mal bewusst im Krankenhaus war, war das in Frankreich. Ich war von einer Rutsche gefallen und hatte mir den Arm gebrochen. Ich erinnere mich aber nur noch an die Narkoseeinleitung und daran, dass ich in einem Zweibettzimmer mit einem tosenden Münzfernseher aufgewacht bin. Und daran, dass das Essen außergewöhnlich opulent und gut war.

Als Jugendlicher wurde ich einmal im Klinikum Gütersloh operiert. Das einzige, woran ich mich erinnere, ist, dass ich mit den Krankenschwestern Karten gespielt habe. Mit etwa 30 wurde ich dann im Klinikum Bielefeld operiert und erinnere mich nur noch daran, dass ich während der Operation kurz wach geworden bin, aber sofort wieder eingeschlafen bin. Pflegerinnen sind da nicht großartig in Erscheinung getreten. Außer bei der Essensausgabe.

Dann war ich in der Klinik für psychosomatische Medizin des LWL-Klinikums. Dort saßen die Pflegerinnen und Pfleger die meiste Zeit im Schwesternzimmer herum, an dessen Tür ein Zettel prangte, man solle auf keinen Fall stören. Nur in dringenden Notfällen. Unschön. Denn auch das vermittelt einem als Patienten das Gefühl, man würde das Personal belästigen. Das kann so nicht sein. Ansonsten trat das Personal bei Gruppenveranstaltungen als Aufsicht in Erscheinung oder machte die Medikamentenausgabe und abendliche Rundgänge mit persönlicher Ansprache, teilweise wurden deutlich Kompetenzen überschritten. Ein Pfleger kam abends in mein Zimmer und sagte, ich hätte ja gesagt, gerne mal etwas zu trinken und er wolle mit mir darüber sprechen. Das habe ich nie gesagt, ich trinke überhaupt keinen Alkohol. Offenbar kam er darauf, weil ich wegen eines Gendefekts einen chronisch hohen Gamma-GT-Wert der Leber habe. Ich habe dann von meinem Hausarzt die Diagnose kommen lassen, um die Sache klarzustellen.

In Bethel wurde eine Angiographie gemacht, dort trat das Personal auch praktisch nicht in Erscheinung. Ich erinnere mich vor allem daran, dass der Arzt mir sagte: »Wenn Sie im Zimmer aufwachen, habe ich nichts gemacht. Wenn Sie auf der Intensivstation aufwachen, habe ich was gemacht«.

Vor einigen Jahren hatte ich mich am Daumen verletzt und wurde im Klinikum Gütersloh operiert. Mitten in der Nacht. Die Notaufnahme war menschenleer. Kurios war, dass ich mehrfach in den OP geschoben wurde und wieder herausgeschoben wurde, weil dringendere Notfälle kamen. Ich lag sogar schon auf dem Tisch und wurde wieder zurückgeschoben. Auch dort gab es keine besonderen Erlebnisse. Es gab komischerweise auch keine Visiten. Kurz nach dem Aufwachen ging ich zur Schwesternkanzel und fragte, ob ich kurz mit dem Taxi nach Hause fahren könne, um mir Klamotten zu holen. Die Antwort: »Jaja!« …

Im Sankt-Elisabeth-Hospital auf der Stroke Unit war das Personal sehr nett und es gab sehr viele Pflegerinnen und Pfleger. Die meiste Zeit saßen sie im Schwesternzimmer und hatten die Monitore im Blick. Sie waren aber auch sehr präsent und sehr bemüht. Ganz anders dann jedoch später auf der neurologischen Station. Dort trat das Personal wiederum nur zur Essensausgabe und zum morgendlichen Blutdruck messen und Temperatur messen in Erscheinung. Meinen Zimmernachbar hatte es übelst erwischt, er konnte praktisch nur noch im Bett liegen und auch nicht mehr sprechen, redete aber oft unerständlich auf mich ein, wenn ich im Zimmer herumlief. Eines Nachts ging es ihm besonders schlecht und er übergab sich. Ich rief dann die Nachtschwester. Die fing an herumzutoben und übel herumzufluchen. Die ganze Zeit. Das war sehr beklemmend und so etwas darf nicht sein. Sie rannte ins Zimmer, aus dem Zimmer, und schrie Dinge wie »Alles Scheiße hier!« … »Verdammte Scheiße!« und so weiter. Sie hörte gar nicht mehr auf.

Als meine Mutter vor gut einem Jahr im Krankenhaus war, berichtete sie davon, beschimpft worden zu sein, weil ihr ein Hausschuh unters Bett gefallen war und weil sie ein anderes Mal aus dem Bett gefallen war.

Zugegeben: An Salientes, besonders an Negatives, erinnert man sich besonders gut. Und das sind auch nur persönliche Erlebnisse. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Positives sollte für Patienten im Krankenhaus eben normal sein, es sollte die Regel sein.
 
Gütsel
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