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Studie belegt: Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit deutlich höher bei jugendlichen Gangsta-Rap-HörernZoom Button

Foto: Land NRW, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Studie belegt: Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit deutlich höher bei jugendlichen Gangsta-Rap-Hörern

Die Antisemitismusbeauftragte teilt mit: Der Hip-Hop beziehungsweise Rap gilt als wichtigste Jugendkultur der Gegenwart und zählt zu einem wichtigen Segment der Musikindustrie. Immer wieder entzündeten sich öffentliche Debatten über menschenfeindliche Texte der meist männlichen Künstler. Im Auftrag der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, hat ein Wissenschaftsteam der Universität Bielefeld die Studie „Die Suszeptibilität von Jugendlichen für Antisemitismus im Gangsta-Rap und Möglichkeiten der Prävention“ erstellt. Sie widmet sich der Frage, welche antisemitischen Motive und diskriminierenden Äußerungen von Jugendlichen aufgenommen werden und was Spuren in den Einstellungen der Hörerinnen und Hörer hinterlässt.

Die Antisemitismusbeauftragte sagt am Dienstag (4. Mai) anlässlich der Vorstellung der Studienergebnisse: „Die Studie belegt erstmalig empirisch, dass Gangsta-Rap den Nährboden für spätere verfestigte antisemitische Einstellungen bereitet. Wir dürfen nicht zusehen, wie Musiker Antisemitismus propagieren und mit gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Texten Jugendliche indoktrinieren. Deswegen müssen wir in der Präventionsarbeit zielgruppen- und altersgerecht Angebote entwickeln."

„In den letzten 20 Jahren hat sich der Gangsta-Rap zu einem der ökonomisch erfolgreichsten Musikgenres entwickelt. Heute gilt er heute als einflussreiche Jugendkultur. Seit Ende der 2000er-Jahre lässt sich eine Zunahme von autoritären, misogynen und verschwörungs-ideologischen Inhalten im Gangsta-Rap beobachten“, hob Jakob Baier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter an der Universität Bielefeld, die Relevanz des Forschungsprojekts hervor.

Die von 2019 bis 2021 durchgeführte Studie liefert nun erste empirische Erkenntnisse über das Verhältnis des Konsums von Gangsta-Rap und der Akzeptanz von Antisemitismus, Rassismus und Misogynie. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gangsta-Rap und der Neigung, antisemitische und frauenfeindliche Aussagen zu teilen, gibt. Antisemitische und frauenfeindliche Einstellungen zeigen sich dabei auch bei HörerInnen mit höherem Bildungskapital. Bei Befragten mit gymnasialem Bildungsweg und bei weiblichen Konsumentinnen sind die Effekte allerdings etwas geringer“, so Dr. Marc Grimm von der Universität Bielefeld.

Insbesondere antisemitische Codes, also Verwendung von Symbolen und Andeutungen, sowohl in Texten als auch auf der Bildebene in Videos, werden häufig nicht als solche erkannt und verstanden. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse der Befragungen für die Studie einen direkten Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gangsta-Rap und antisemitischen sowie misogynen (frauenfeindlichen) und chauvinistischen Einstellungen. Dagegen lässt sich kein messbarer Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gangsta-Rap und rassistischen Einstellungen feststellen. Damit liegen erstmals in einer Jugendbefragung Hinweise darauf vor, dass antisemitische Einstellungen unabhängig von rassistischen Einstellungen existieren.

Zur Frage der Prävention sagen die Autoren: „Nur eine Ebene der Prävention zu bedienen, wäre fahrlässig. Wir müssen unterschiedliche Zielgruppen adressieren, die Sensibilität gegenüber Interpreten erhöhen, Wirkungen von Gegenmaßnahmen beobachten, in den Unterricht und natürlich auch in die Ausbildung von Lehrkräften investieren. Nur dann können wir Jugendliche, die sich selbst Antworten auf Fragen des Zusammenlebens suchen, auch erreichen.“

„Die heutige Ergebnispräsentation ist der Auftakt zu weiteren Initiativen in diesem Bereich. Wir haben neben den Ergebnissen auch Handlungsempfehlungen zum Umgang mit diesem Phänomen vorliegen. Diese werden wir mit der Wissenschaft und Fachleuten in den nächsten Wochen diskutieren“, resümiert Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

Hintergrund:
Um Fragen der Relevanz der Musik für Sozialisationsprozesse von Jugendlichen fundiert beantworten zu können, hat die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Studie „Die Suszeptibilität von Jugendlichen für Antisemitismus im Gangsta-Rap und Möglichkeiten der Prävention“ 2019 in Auftrag geben. Die Studie wurde vom Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter der Universität Bielefeld in Kooperation mit dem IPSOS-Meinungsforschungsinstitut durchgeführt. Im Projekt kamen qualitative Methoden (Einzelinterviews und Gruppengespräche) sowie eine für Nordrhein-Westfalen repräsentative quantitative Erhebung in der Zielgruppe der 12- bis 24-Jährigen (n=500) mittels Fragebogen zum Einsatz.

Der Abschlussbericht der Studie wird auf einer Projektwebseite des Zentrums für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter der Universität Bielefeld sowie auf der Webseite der Antisemitismusbeauftragten zur Verfügung gestellt.

Am 10. Juni 2021 werden im Rahmen eines (digitalen) Fachtages „Die Suszeptibilität von Jugendlichen für Antisemitismus im Gangsta-Rap und Möglichkeiten der Prävention“ Handlungsempfehlungen diskutiert.

Die Studienergebnisse finden Sie auf der Projektwebseite des Zentrums für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter der Universität Bielefeld: hier.

Alle Informationen zur Arbeit der Antisemitismusbeauftragten unter: www.land.nrw/antisemitismusbeauftragte.
 
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