Joe Biden, »Versprich es mir. Über Hoffnung am Rande des Abgrunds«
München (ots) »Versprich mir, Dad, dass Du klarkommst, ganz egal, was passiert.« Diese Bitte richtete Beau Biden an seinen Vater Joe, der während seiner Zeit als Vizepräsident unter Barack Obama machtlos zusehen musste, wie sein ältester Sohn, Generalstaatsanwalt in Delaware und Hoffnungsträger der Demokratischen Partei, an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankte und 2015 verstarb.
»Ich hatte sofort verstanden – noch im selben Moment – was mein Sohn mir damit sagen wollte, ohne dass er das ausbuchstabieren musste. Setze dich weiter ein, Dad, sagte er mir. Bleib am Ball. Kämpfe für das, woran du glaubst. Gib nicht auf.«
Bis zu seinem Ende war Beau entschlossen, einem Zwecke zu dienen, der größer ist als sein eigenes Vergnügen oder sein eigener Vorteil: »Er hatte eine Leidenschaft entwickelt, dafür zu sorgen, dass die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft, insbesondere Kinder, besser geschützt wurden. Diese Leidenschaft, diese Bestimmung trieb ihn an«, schreibt Joe Biden in seinem autobiographischen Buch.
»Mein Sohn hat mir nicht gesagt, wie ich weitermachen soll, wenn er weg ist, oder was er von mir erwartet. Er hat es mir vorgelebt. Nicht durch Worte und Gedanken hat er mich geführt, sondern durch etwas sehr viel Dauerhafteres und Zwingenderes: sein Beispiel.«
Aufgrund familiärer Schicksalsschläge, die mit dem Unfalltod seiner ersten Frau und Tochter 1972 ihren Anfang nahmen, gelingt es Joe Biden die Rolle eines glaubwürdigen Trostspenders und Vermittlers einzunehmen, wie z.B. nach dem Mord an zwei New Yorker Polizisten mit chinesischen und lateinamerikanischen Wurzeln. Er besuchte die Hinterbliebenen zu Hause: »Über die Jahre habe ich festgestellt, dass mein Besuch fast immer ein wenig tröstlich für Menschen war, die einen unerwarteten und plötzlichen Verlust erlitten hatten, wenngleich ich dadurch selbst an traurige Zeiten erinnert wurde. Das liegt nicht daran, dass ich irgendwelche besonderen Kräfte besitze; vielmehr eilt mir meine Geschichte voraus.«
Joe Biden scheint prädestiniert dafür zu sein, eine große Aufgabe seiner Präsidentschaft meistern zu können: die Überwindung der extremen Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft. In seinem sehr persönlichen Buch wird dies immer wieder deutlich.
»Nach der Lektüre dieses bewegenden Buches hat man für Biden nur noch Achtung und Bewunderung übrig - für den Politiker, den Vater, den Familienmenschen, den großen Amerikaner«, schrieb die HuffPost zur amerikanischen Ausgabe.