Väter wollen Väter sein – mehr Respekt vor ihren Leistungen
Am zweiten Corona-Vatertag sind Bollerwagentouren im Freundeskreis und Gruppenpartys nicht erlaubt, die Polizei wird teilweise verstärkt kontrollieren. Also alles wie vor einem Jahr? Nicht ganz, dank Etsy sind die Geschenke origineller geworden, nicht einfach nur Bier, Bollerwagen, Grillschürze. »Dad we have tried to find te best gift for you – but we already belong to you«, steht auf T-Shirts oder Tassen für Dad. Dabei hat sich so viel in diesem Corona-Jahr verändert für Väter, insbesondere für Trennungsväter.
Der Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (ISUV) begrüßt den Vatertag als willkommenen Anlass nach einem Jahr Corona, die Vaterrolle zu überdenken und zu würdigen. Der Verband kritisiert, dass der Vatertag auch dieses Jahr wieder dafür genutzt wird um Zerrbilder von Vätern und Männern in die Öffentlichkeit zu lancieren. Der ISUV-Bundesvorsitzende, Rechtsanwalt Klaus Zimmer fordert: »Weg mit den Zerrbildern! Gerade im Corona-Jahr haben Väter bei Homeschooling und Betreuung unterstützt. Familie hat überall dort funktioniert, wo sich Väter und Mütter abgesprochen, Betreuung geteilt haben. Dies gilt insbesondere für Trennungsfamilien. Viele Väter gehen nicht mehr nur im Beruf auf, sondern sie suchen Harmonie zwischen Beruf und Familie. Umso schmerzlicher wird die Trennung empfunden.«
»Dieser Wertewandel spiegelt sich nicht in Medien, Wissenschaft und Politik wieder«, kritisiert ISUV-Pressesprecher Josef Linsler. Es gibt zwar eine inzwischen aufgeblähte „Frauenforschung“, Väter und Männer haben kein entsprechendes Äquivalent. Jeder Landkreis, jede größere Stadt hat eine Frauenbeauftragte, dagegen sind Männerbeauftragte Exoten. Gewalt in der Familie wird einseitig Männern/Vätern zugeschrieben. Es gibt kein Ministerium für Väter und Männer, das Väterinteressen auf Bundes-, Länder- und Kreisebene massiv offen und versteckt finanziell und ideell unterstützt. Finanz- und steuerpolitisch werden Unterhaltsleistungen der Väter für ihre Kinder steuerlich nicht gewürdigt. Die Medien spielen die Leistungen der Väter bei der Erziehung und Versorgung der Kinder herunter.
»Einfach mal Augen aufmachen, inzwischen schieben genauso viele Väter wie Mütter Kinderwägen. Es sind Väter, die beruflich im Hamsterrad stehen für ihre Kinder, für ihre Familie. Geht die Ehe in die Brüche, so befinden sie sich deswegen sehr oft ausschließlich in der Rolle des Zahlemanns. Wir wissen, viele Väter möchten gerne viel mehr Vater sein, jedoch sind sie durch ihre Versorgerrolle so eingespannt, dass zu wenig Zeit fürs Vatersein bleibt«, stellt Linsler fest.
Der ISUV-Bundesvorsitzende Zimmer fordert einen Paradigmenwechsel beim Vaterbild und der Wertschätzung der Vaterrolle: »Entwicklungspsychologische Studien belegen, die Autorität des Vaters hat entscheidende Bedeutung für die Entwicklung von Orientierungs- und Leistungsfähigkeit der Kinder, insbesondere der Söhne.«
Pressesprecher Linsler kritisiert mangelnden Respekt gegenüber unterhaltspflichtigen Vätern: »Sie haben zu zahlen, basta. Wir meinen, wer Unterhalt zahlt verdient Dank, Anerkennung durch Öffentlichkeit, Politik, aber auch durch den anderen Elternteil und die Kinder. Es darf nicht legitim sein, dass der andere Elternteil/ein Kind den Vater desavouiert, aber dennoch selbstverständlich Unterhalt fordert — und ihn von Gerichten auch zugesprochen bekommt.«
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