Das Picasso-Museum eröffnet am Samstag, 3. Juli 2021, zwei neue Ausstellungen: Die Schau »Die Galerie der Straße – Plakatkunst. Von Picasso zu Pollock« vereint 90 Plakate, mit denen in den 1950er- bis 1980er-Jahren Präsentationen von großen Künstlern wie Marc Chagall, Henri Matisse, Joan Miró und Pablo Picasso beworben wurden. Auch die amerikanische Avantgarde ist mit Jackson Pollock und Keith Haring in der Schau vertreten. Parallel dazu lädt das Museum mit der kleinen Studioausstellung »Die montierte Stadt – von Fernand Léger bis Sergei Eisenstein« zu einer künstlerischen Zeitreise in die Weltmetropolen der Goldenen Zwanziger ein. Beide Ausstellungen laufen bis 26. September 2021.
Die Galerie der Straße – Plakatkunst. Von Picasso zu Pollock
»Die Plakatkunst steht im Schnittpunkt gleich mehrerer spannender Fragestellungen«, beschreibt Prof. Dr. Markus Müller, Leiter des Picasso-Museums, die neue Ausstellung. »Sie ist Spiegel der Rezeptionsgeschichte einer Künstlerin oder eines Künstlers. Ferner sind Plakate ihre öffentlichen Visitenkarten. Sie spielen ihre Erkennungsmelodie und diejenige der Galerie oder des Museums, die die Werke präsentieren.«
Die farbenfrohen Werke der Ausstellung entstammen der Sammlung KÖNA und werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie entstanden vornehmlich als Lithografien in der Pariser Druckerei Mourlot, die auch eine Dépendance in New York eröffnete. Mit französischen, amerikanischen und deutschen Werken widmet sich die Ausstellung dem Plakat als eigentümlichem Mischwesen zwischen der Welt der Kunst und der Welt des Kommerzes.
Die Wiege des künstlerisch gestalteten Plakats steht im Paris der Belle Époque. Schon in den 1890er-Jahren wird es zum begehrten Sammlerobjekt. Entsprechend der französischen Bezeichnung für diesen Werbeträger (»Affiche«) kommt es sogar zu einem Plakatwahn (Affichomanie). Die Begeisterung für dieses Medium steckt schon bald den Rest Europas und die USA an. Es werden Plakatkunstausstellungen veranstaltet und Preise ausgelobt. Auch im 20. Jahrhundert bleibt Paris mit seinen auf künstlerische Grafik spezialisierten Druckereien die führende Metropole der Plakatkunst.
Plakate, so stellte einst der deutsche Philosoph und Schriftsteller Max Wiese fest, sind Netze, in denen sich unsere Wünsche verfangen sollen. In diesem Sinne gibt es viel Verfängliches in der Ausstellung zu sehen.
Die montierte Stadt – Von Fernand Léger bis Sergei Eisenstein
Elektrisches Lichtspektakel und dröhnender Verkehr, schier unendliches vertikales Wachstum von Wolkenkratzern, die Verschmelzung von Arbeits- und Freizeitraum und die generelle Beschleunigung des Lebens: In den 1920ern-Jahren übten die urbanen Architekturen in den Metropolen New York, Paris, Berlin und Moskau zunehmend einen Angriff auf die Sinneswahrnehmung ihrer Bewohner aus. Die Studioausstellung »Die montierte Stadt – von Fernand Léger bis Sergei Eisenstein« vereinigt 18 Filme, Foto- und Malerbücher von Künstlern wie Sergei Eisenstein, Fernand Léger, Erich Mendelsohn und Lázló Moholy-Nagy, die auf eindrucksvolle Weise eine neue Ästhetik der urbanen Raumwahrnehmung demonstrierten. Die Leihgaben der Ausstellung stammen aus verschiedenen Bibliotheken, Antiquariaten und Privatsammlungen.
Durch die Medien der Moderne – Fotografie und Film – und ihre revolutionären technisch-ästhetischen Verfahren entstand eine neue Ästhetik des Sehens in der Großstadt. Der russische Filmpionier Sergei Eisenstein entwickelte in diesem Zusammenhang eine einflussreiche Theorie der filmischen Montage, die er als Produkt des Urbanismus beschrieb, begrifflich verortet »halb in der Sphäre des Produktionsbetriebes, halb in der Sphäre der Music Hall.« Die Vertreter dieser neuen Raumwahrnehmung propagieren einen völlig neuen Künstlertypus, der sich als Ingenieur einer technischen Avantgarde, einer neuen Zeit und eines neuen Sehens begreift. Die Ausstellung veranschaulicht auf dialogische Art und Weise das Gestaltungsprinzip der filmischen und fotografischen Montage urbaner Sinneseindrücke. »Für unsere Besucher besteht im Rahmen der Ausstellung die faszinierende Möglichkeit einzutauchen in die urbanen Vorstellungswelten der Künstler des Bauhauses und der russischen Avantgarde, die mithilfe der damaligen Medientechnik das Sehen revolutionierten«, so der Kurator der Ausstellung Alexander Gaude.
Die Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, öffentliche Führungen im Museum finden samstags und sonntags um 15 Uhr statt, eine digitale Live-Führungen über Zoom findet donnerstags um 18.30 Uhr statt.