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Vivien Rienas, Nabiha Rachdani, Michelle Friesen, Erasmus Herold und Laura Helwes (von links), Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

»Das Geschäft mit dem Endkunden wächst spürbar«

Durch den Onlinehandel mit exklusiver Mode fallen nationale Grenzen. Marc Aurel in Gütersloh zum Beispiel verkauft seine Mode über sein Internetportal in inzwischen 25 Ländern direkt an Kunden. Wie der Damenmodehändler richten Unternehmen im digitalen Wandel die Ausbildung neu aus.

Ihre berufliche Zukunft sieht Vivien Rienas im Onlinehandel. »Man hat viel Abwechslung; ich arbeite nicht nur mit Kollegen aller Betriebsbereiche zusammen, sondern bin auch in ständigem Kontakt mit unseren Kunden«, sagt Rienas. Bei Marc Aurel, einem Unternehmen für Damenmode in Gütersloh, macht sie eine Ausbildung als Kauffrau im E-Commerce. Rienas bedient die Schnittstelle zum Einkauf, beobachtet das Onlinesortiment oder findet Lösungen für die Logistik. Über eine Software, in der die Vertriebskanäle gebündelt liegen, managt sie Verkauf und Kundenservice. »Langweilig wird einem hier nie; durch die Ausbildung kann ich mein persönliches Interesse für Mode mit meinem Beruf verbinden«, sagt sie.

Der Onlinehandel wächst und wächst. Die Pandemie hat diese Entwicklung auch im Handel mit exklusiver Mode beschleunigt. Dass die Nachfrage anzieht, spürt Marc Aurel im Absatz über die großen Onlineversandhändler und auch im Direktvertrieb: »In der Pandemie wuchs das Geschäft mit dem Endkunden spürbar. Täglich haben unser Unternehmen 250 Bestellungen verlassen«, sagt Erasmus Herold, Leiter für die Bereiche IT und E-Commerce. Für ein mittelständisches Modeunternehmen, das Kollektionen im höheren Preissegment anbietet und die digitalen Pforten gerade erst für den internationalen Handel in ganz Europa geöffnet hat, ist die Zahl beachtlich. »Der stationäre Einzelhandel bleibt für uns wichtig. Aber es zeigt sich auch, dass im Onlinehandel Zukunft liegt«, sagt Herold.

Entsprechend richtet das Gütersloher Modeunternehmen, das es seit 1972 gibt, wie viele andere Unternehmen auch die Ausbildung im digitalen Wandel neu aus: »Früher haben wir ausschließlich zur Industriekauffrau/zum Industriekaufmann ausgebildet. Diese Zeiten sind vorbei. Die Kauffrau/der Kaufmann für den E-Commerce und die IT-System-Kauffrau/der IT-System-Kaufmann sind aus dem Unternehmen heute nicht mehr wegzudenken«, sagt Herold.

Wenn auch es starke Wachstumspotentiale im Onlinehandel gibt, fürchtet Herold allerdings, dass Bewerberengpässe auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt das Heben der Potentiale erschweren werden. »Haben wir vor zehn Jahren eine Ausbildungsstelle im IT-Bereich ausgeschrieben, meldeten sich mehr als 60 Bewerber«, sagt Herold. Das sei heute anders: »Der Fachkräftemangel ist für den Mittelstand inzwischen brutal spürbar«, sagt er.

Auf der Suche nach qualifiziertem Nachwuchs scheut Marc Aurel keine Mühen. So hat das Unternehmen jüngst Nabiha Rachdani aus Marokko als neue Auszubildende für den Beruf der IT-System-Kauffrau einstellen können. »Das Ergebnis gibt uns recht. Wir sind mit der Arbeit von Nabiha Rachdani wirklich sehr zufrieden«, sagt Herold. Er würde sich allerdings weniger Hürden für die Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten wünschen: »Der bürokratische Aufwand ist unglaublich«, sagt Herold, »eine Aufenthaltserlaubnis für eine Ausbildung zu bekommen, ist für Menschen, die aus Drittstaaten kommen, wirklich sehr kompliziert«.

Bewerberengpässe am Ausbildungsmarkt zeigen sich auch in den aktuellen Zahlen der Agentur für Arbeit Gütersloh. Bemühungen dürften momentan noch vielfach unterbleiben, weil in Folge der Pandemie für die Jugendlichen unter anderem der Zugang zu Beratungsangeboten und Arbeitgebern beeinträchtigt ist. In vielen Berufsbereichen ist die Nachfrage nach Auszubildenden im Kreis Gütersloh dabei groß. Das gilt für den kaufmännischen Bereich, den Handel, Vertrieb und Tourismus. In diesen Berufsbereichen haben Unternehmen der Agentur für Arbeit Gütersloh im laufenden Ausbildungsjahr nach Daten von Juni insgesamt 511 Ausbildungsstellen gemeldet. Davon sind derzeit 270 Stellen unbesetzt.

»Für die Jugendlichen sind die Chancen auf einen Ausbildungspatz im Kreis Gütersloh weiter sehr gut«, sagt Wolfgang Draeger, neuer Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld. »Es lohnt ein Anruf bei unseren Berufsberaterinnen und Berufsberatern in der Arbeitsagentur Gütersloh, die offene Fragen mit interessierten Jugendlichen individuell klären und den Kontakt in passende Unternehmen vermitteln«, sagt er.

Die Partner des Ausbildungskonsenses Nordrhein-Westfalen – das Land Nordrhein-Westfalen und die Arbeitsagenturen, Kammern, Verbände und Gewerkschaften – bündeln ihre Bemühungen im »«Sommer der Berufsausbildung« und erweitern für eine fachkundige Beratung und passende Vermittlung das Angebot. Unternehmen können Prämien zudem aus dem Förderprogramm der Bundesregierung »Ausbildungsplätze sichern« beantragen.
 
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