Wie echte Säuglinge sehen die Babysimulatoren aus. Sie haben Hunger, machen Pipi und reagieren auf große Vernachlässigung. Ulrike Brunneke (links) und Helen Rüggeberg aus Versmold präsentieren die ausleihbaren Puppen., Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Baby-Simulator trinkt, lacht, schläft oder schreit – rund um die Uhr
Was bedeutet »Eltern-Sein« wirklich? Welche Aufgaben kommen auf junge Eltern in den ersten Lebensmonaten ihres Babys zu? Um das einmal auszutesten, können zwölf Baby-Simulatoren ausgeliehen werden. Das Angebot richtet sich an Personen aus sozialen Einrichtungen, Schulen oder auch Betreuungspersonen, die in der Zusammenarbeit mit jungen Menschen ein »Elternpraktikum« durchführen möchten. Ziel des Praktikums: Nach vier Tagen und Nächten ist den beteiligten Jugendlichen klar, was es heißt, einen vier Monate alten Säugling zu haben, der gewickelt, gefüttert, gewiegt und mit allem versorgt werden will. Das Pflegeverhalten der Jugendlichen wird in einem integrierten Datenspeicher des Babysimulators aufgezeichnet und am Projektende gemeinsam ausgewertet.
Wer Interesse daran hat, im eigenen Arbeitsbereich Babysimulatoren einzusetzen, kann sich mit Ulrike Brunneke unter Telefon (01511) 4865413 oder Helen Rüggeberg unter Telefon (01515) 5429358 von der Stadt Versmold in Verbindung setzen. Am 20. November 2021 findet die nächste Schulung für den Umgang mit den Babysimulatoren statt. In dem Zusammenhang wird auch das Konzept des »Elternpraktikums« vorgestellt. »Das Projekt ist zwar in Versmold angesiedelt, wird aber an Schulen und in Jungendzentren kreisweit genutzt und vom Kreis Gütersloh unterstützt, so dass die Schulung für alle Menschen aus helfenden Berufen aus dem Kreisgebiet kostenlos ist«, teilt Yvonne Hantke, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Gütersloh mit.
Auch wenn die Teenie-Schwangerschaften bundesweit seit zehn Jahren abnehmen, sind die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Versmold, Ulrike Brunneke und Schulsozialarbeiterin Helen Rüggeberg weiterhin vom Sinn des Projektes überzeugt. Brunneke: »Im Kreis Gütersloh haben in den vergangenen fünf Jahren 43 Mädchen Schwangerschaften ausgetragen. Diese Fälle sind dem Jugendamt bekannt, da von Amtswegen bis zur Volljährigkeit der jungen Mütter eine Vormundschaft für das Neugeborene eingerichtet wird.«
Manche Minderjährige erhoffen sich, durch ein eigenes Kind der emotionalen Leere der eigenen Familie und der mit fehlendem Schulabschluss verbundenen Perspektivlosigkeit zu entfliehen. Geringe Bildungschancen, Arbeitslosigkeit und Armut erhöhen die Wahrscheinlichkeit, ungewollt minderjährig schwanger zu werden. Zudem beeinflusst die soziale Situation die Verhütung und die Entscheidung, die Schwangerschaft auszutragen. So bietet das »Elternpraktikum« für junge Heranwachsende eine gute Möglichkeit sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Die Ausleihe der Babysimulatoren kostet 20 Euro pro Simulator und Tag. Dazu gibt es einen Info-Flyer, der ebenfalls bei den beiden Ansprechpartnerinnen erbeten werden kann.