Die Installation beschäftigt sich mit der Fraueninitiative der Henrichshütte. Bild: Karen Zimmermann auf Basis eines Fotos von Manfred Vollmer, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Hattingen (lwl). 1987 fand in Hattingen der größte Arbeitskampf statt, den die Stadt bisher gesehen hatte. Es ging um den Erhalt der Henrichshütte, über Generationen wichtigste Arbeitgeberin der Stadt. »Macht Thyssen uns die Hütte platt, wird Hattingen zur Geisterstadt«, warnte damals die Fraueninitiative auf Demonstrationen in Gespensterkostümen. »Geister« ist deshalb auch der Titel einer Kunstinstallation zur Fraueninitiative, die ab Freitag, 13. August 2021, auf der Henrichshütte zu sehen ist. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) lädt um 18 Uhr zur Eröffnung in sein Hattinger Industriemuseum ein.
Hintergrund
Die queere Performancekünstler:in Kathrin Ebmeier spürte 2020 gemeinsam mit Historikerin Alicia Gorny, Künstlerin Ale Bachlechner und weiteren Beteiligten die Hattinger »Geister« auf. Hierfür eröffneten sie in der Henrichshütte ein Forum für das Zusammenkommen ehemals Beteiligter. Beim Wiederbegegnen und neu Kennenlernen ging es um bestärkende, aber auch schmerzhafte Erinnerungen, gebrochene Biografien und die Frage, was bleibt – von einer Zeit der gemeinsamen Politisierung, aber auch der Desillusionierung. Und: Was gilt es, heute daraus zu lernen?
Die Kunstinstallation
Die performative Strategie der Geisterdemo von 1987 war eine kreative Intervention sowohl in den öffentlichen Raum als auch in männlich-gewerkschaftlich dominierte Protestformen und erzeugte kurzzeitig große Aufmerksamkeit. 2020 wollten sich die Geister von damals jedoch nicht erneut in Bettlaken hüllen. Die Frauen erschienen als jene, die sie heute sind. In der Ausstellung, ist die Dokumentation dieses Aktionstags in der Hattinger Innenstadt zu sehen. Mitten im Einkaufsgetümmel, an einem der Orte des damaligen Protests, zeigt sich Aktivismus als Hand- und Beziehungsarbeit. Darüber legt sich eine mit Augmented-Reality-Technik umgesetzte Geisterbeschwörung und öffnet sich in das Zukünftigen: »Es wird so gewesen sein.«
»Geister« ist ein Teil der Ausstellung »Geister, Spuren, Echos – Arbeiten in Schichten«, die von Oktober 2020 bis April 2021 in der Akademie der Künste der Welt in Köln zu sehen war. Sie wurde kuratiert von der Künstlerischen Leiterin Madhusree Dutta und Eva Busch.
Gesellschaftliche Vielfalt und Museum
»Wir wollen zeigen, dass auch Frauen auf der Henrichshütte eine wesentliche Rolle gespielt haben – sowohl bei der Arbeit als auch beim Kampf um den Erhalt der Hütte. Mit der Ausstellung sind wir unserem Ziel ein Stückchen nähergekommen«, erklärt Anja Junghans, zuständig für Diversität am LWL-Industriemuseum Henrichshütte.
Das Projekt »Geister« und die Kooperation mit der Akademie der Künste der Welt ist Teil eines mehrjährigen Öffnungsprozesses des LWL-Industriemuseums Henrichshütte für mehr Diversität, der im Rahmen des Programms »360 Grad – Kulturen der neuen Stadtgesellschaft« der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird. Ziel dieses Prozesses ist es, die Vielfalt der Gesellschaft in den Bereichen Programm, Personal und Publikum noch besser abzubilden.
Programm am Eröffnungsabend
16 bis 18 Uhr Performance »Nicht genug, not enough«, Kathrin Ebmeier, Künstler:in und Aktivist:in
18 Uhr Begrüßung, Robert Laube, Museumsleiter LWL-Industriemuseum Henrichshütte, Einführung, Madhusree Dutta und Eva Busch, Kuratorinnen der Ausstellung »Geister, Spuren, Echos – Arbeiten in Schichten«
Für die Veranstaltung gelten die Regeln der aktuellen Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen: Vor dem Einlass müssen Besucher:innen einen negativen Coronatest oder einen Nachweis über Genesung oder Impfung vorlegen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Der Eintritt ist frei.
13. August bis 30. Dezember 2021, Henrichshütte Hattingen, dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr