Generalvikar Alfons Hardt, Ulrike Frey, Karin Wermert und Museumsdirektor Dr. Holger Kempkens freuen sich über die Sonderausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn zum 900-jährigen Jubiläum der Prämonstratenser. Wertvolle Kunstwerke werden präsentiert, beispielsweise die Tafeln eines spätgotischen Flügelaltars. Foto: Thomas Throenle, Erzbistum Paderborn, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
900 Jahre Prämonstratenser: Welt und Zeit gestalten
Paderborn (pdp)
Im Jahr 1121 – vor genau 900 Jahren – wurde der Orden der Prämonstratenser durch den heiligen Norbert von Xanten gegründet. Im Rahmen der eigens zu diesem Jubiläum konzipierten Wanderausstellung an sechs ehemaligen Prämonstratenser-Standorten im Erzbistum Paderborn setzt das Erzbischöfliche Diözesanmuseum Paderborn ab dem 10. Dezember 2021 mit hochrangigen Kunstwerken zum Thema einen besonderen Akzent: Bis zum 13. März 2022 können bedeutende Kunstschätze, kostbare Werke der Goldschmiedekunst und mittelalterliche Handschriften aus den einstigen westfälischen Wirkungsstätten des Ordens bestaunt werden. Das Ausstellungsprojekt »Welt und Zeit gestalten. Kulturerbe der Prämonstratenser im Erzbistum Paderborn« wurde am Donnerstag von Generalvikar Alfons Hardt, Museumsdirektor Dr. Holger Kempkens sowie den Kuratorinnen Ulrike Frey und Karin Wermert vorgestellt.
»Zwar gibt es derzeit keine aktiven Prämonstratenser im Erzbistum Paderborn, jedoch zeugen ihre ehemaligen Niederlassungen von der Geschichte und Spiritualität des charismatischen Ordens: Dessen Angehörige suchen bis heute nicht nur den Weg zu Gott in der Einsamkeit, sondern sie verbinden das kontemplative monastische Leben mit der nach außen, zur Welt, gerichteten Seelsorge«, erläutert Generalvikar Alfons Hardt. Heute seien im Erzbistum zehn ehemalige Stifte und Kirchen von Prämonstratenserinnen beziehungsweise Prämonstratensern zu entdecken, die mit dem vor neun Jahrhunderten gegründeten Prämonstratenserorden eng verbunden seien.
Ausstellung eröffnet Zusammenschau
Im Fokus der Sonderausstellung im Diözesanmuseum Paderborn steht die Spurensuche in den heutigen Pfarrkirchen der einstigen Prämonstratenserorte, die überraschende Funde aus den ehemaligen Stiften zu Tage förderte. »Wir freuen uns sehr, dass wir wenig bekannte Schätze aus zum Teil untergegangenen Orten wie Scheda im Kreis Unna oder aus dem ehemaligen Katharinenkloster in Dortmund erstmals in einer Zusammenschau der Öffentlichkeit vorstellen können«, betont Museumsdirektor Holger Kempkens. »Sie zeugen bis heute vom Wirken der ›Norbertiner‹ an ihren historischen Stätten: Cappenberg, Clarholz (Lette), Scheda, Arnsberg-Wedinghausen, Rumbeck, Oelinghausen, Dortmund und Cappel.«
Frauen erwünscht
Ein Charakteristikum des Prämonstratenserordens ist es, dass auch Frauen der Zugang gewährt wurde. Sie lebten in eigens für sie eingerichteten Niederlassungen, im Erzbistum Paderborn beispielsweise in Oelinghausen oder Rumbeck. Für die beiden Kuratorinnen der Ausstellung, Karin Wermert und Ulrike Frey vom Erzbischöflichen Diözesanmuseum, ist es deshalb eine besondere Freude, dass nicht nur eindrucksvolle Zeugnisse zur Kreuzesverehrung aus diesen ehemaligen Stiften in der Ausstellung zu sehen sind, sondern auch kunstvoll von der Hand von Prämonstratenserinnen selbst gearbeitete Textilien und aufwendig gestaltete Reliquienbilder.
Die Ausstellung zum Kulturerbe der Prämonstratenser im Erzbischöflichen Diözesanmuseum fasziniert: Für die Ausstellung wurden beispielsweise Gemälde restauriert, so dass sie nun in neuem – ihrem ursprünglichen– Glanz erscheinen. »Wir ermöglichen damit eine nachhaltige Bewahrung des kulturellen Erbes«, erläutert Museumsdirektor Dr. Holger Kempkens.
Jubiläumsjahr der Prämonstratenser
Zur Ausstellung im Diözesanmuseum erscheint eigens ein Katalog der präsentierten Exponate. Er bietet zudem einen facettenreichen Essay zu den Prämonstratensern, verfasst von Professor em. Dr. Johannes Meier, Mainz, Clarholz, dem Spiritus rector des Jubiläumsjahres im Erzbistum Paderborn. Gemeinsam mit den Kuratorinnen der Ausstellung im Diözesanmuseum sowie Reinhard Feldmann, ehemaliger Leiter des Dezernats Historische Bestände der Universitätsbibliothek Münster, und Dr. Bettina Heine-Hippler von der LWL-Denkmalpflege Münster zeichnet er auch für die Wanderausstellung verantwortlich, die – nach Stationen in Arnsberg (Oelinghausen, Rumbeck und Wedinghausen) und Werl – im kommenden Jahr noch in Dortmund und Clarholz zu sehen sein wird.
Film des Erzbistums über die Prämonstratenser
Den Orden der Prämonstratenser, deren Errungenschaften im Laufe der Jahrhunderte sowie ihr Wirken im Erzbistum Paderborn stellt ein Film in den Mittelpunkt, der auf dem #Youtube-Kanal des Erzbistums Paderborn zu sehen ist. Neben Professor em. Dr. Johannes Meier und der Historikerin Dr. Ingrid Ehlers-Kisseler spricht auch Pater Dr. Philipp Reichling OPraem von der Prämonstratenser-Abtei Hamborn im Beitrag über die Besonderheiten des Ordens. Der Film bietet zudem Luftaufnahmen der drei ehemaligen Klöster im Arnsberger Raum: Rumbeck, Wedinghausen sowie Oelinghausen.
Prämonstratenserorden
1120 begann Norbert von Xanten im abgeschiedenen Tal von Prémontré (lateinisch »Praemonstratum«) im Norden von Frankreich mit der Errichtung eines Klosters. Schon im folgenden Jahr konnte er dort mit einer Schar von Gefährten eine kleine Gemeinschaft gründen, die von diesem Ort den Namen »Prämonstratenser« erhalten sollte. Der Regel des heiligen Augustinus (Kirchenvater, 354 bis 430) folgend, lebten sie als Chorherren weltzugewandt und nahmen Aufgaben »in der Welt« wahr, insbesondere in der Seelsorge auf dem Land.
Aus der Gemeinschaft weniger, die ein Leben nach dem Ideal der christlichen Urgemeinde in Eintracht und Besitzlosigkeit anstrebten, erwuchs über die Jahrhunderte der größte Orden von Chorherren in der katholischen Kirche. Ein Jahrhundert nach der Gründung gab es überall in Europa, von Irland bis Ungarn, von Spanien bis Schweden 600 Stifte der Prämonstratenser.