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Bielefeld: »Nachts (bevor die Sonne aufgeht)«, Nina Segal

Bielefeld: »Nachts (bevor die Sonne aufgeht)«, Nina Segal

Kriege, Krisen, Katastrophen – jeden Tag werden wir beschossen mit schlechten Nachrichten. Die Welt da draußen scheint gefährlich und schlecht. Da ist es nur naheliegend, sich zurückzuziehen, sich zu schützen, die eigenen vier Wände als Bollwerk gegen das Übel und die Angst. Um so einen Versuch der Abgrenzung dreht sich Nina Segals Stück Nachts (bevor die Sonne aufgeht), das am 4. Februar 2022 im TAMZWEI am Theater Bielefeld zur Premiere kommt.

Irgendwo spätnachts. Ein Paar hat ein Kind bekommen – so winzig und zart ist es und lässt die Herzen der beiden höherschlagen. Ihr kleines, leibhaftiges Wunder ist das Größte, was sie je zustande gebracht haben! Doch das Wunder schreit und kann sich nicht beruhigen. Dabei hat es alles: Gitterbett und Gute-Nacht-Licht, flauschige Decken und Stofftierhund. Es wird geküsst, geknuddelt, gewindelt, gewiegt: nichts hilft. Wo liegt der Fehler? In der Vergangenheit des Paares? Ihrem Kennenlernen? Haben sie sich aufgegeben für das Kind? Die Nerven werden dünner, die Wände poröser. Außenwelt schwappt herein. Eigentlich war sie die ganze Zeit schon da. Aber was haben Flugzeugwracks, Brände, Selbstmorde, Schneestürme mit ihnen und ihrer Verzweiflung zu tun? Sie versuchen es mit Geschichten. Doch auch da gibt es wenig Beruhigendes: gläserne Pantoffeln, die zerbrechen, und Wälder, in denen man sich verirren kann, die Finsternis im Walfischbauch. Sie verlieren sich im Erzählen, streiten, ringen um die richtige Version und vertrauen dem Kind schließlich ihre Ängste an. Und der Winzling, auf dem ihre ganze Hoffnung ruht, schreit sich die Welt aus dem Leib. Bis die Sonne aufgeht und es hell wird.

Mit eingängigem Sprachrhythmus und feiner Poesie gelingt es Nina Segal auf spielerische Weise, dem Disparaten der Welt eine Form und ihren Protagonisten einen Platz darin zu geben. Das Stück der jungen englischen Autorin ist geistreich, berührend, herausfordernd und trotzdem voller Humor und Hoffnung. Die österreichische Regisseurin Christina Gegenbauer gibt damit ihr Debüt in Bielefeld.

Inszenierung

Christina Gegenbauer, geboren 1988 in Sankt Pölten (Österreich), studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. An diversen Theatern in Österreich und Deutschland war sie als Dramaturgie- und Regieassistentin engagiert, zuletzt am Burgtheater. Neben ihren Schauspielinszenierungen, zum Beispiel am Staatstheater Nürnberg, Theater Münster oder am Landestheater Schwaben, arbeitet sie spartenübergreifend und realisiert ebenso Performances und Installationen, zum Beispiel beim Viertelfestival Niederösterreich, dem Freien Theater Innsbruck und der Galerie im Durchgang (Wien). Ihre Inszenierung von Horvaths Hin und Her wurde zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen eingeladen. 2019 wurde ihr der Kulturpreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Darstellende Kunst verliehen.

Bühne und Kostüm

Frank Albert studierte Architektur und Design an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart und an der Kingston University London sowie Bühnen- und Kostümbild an der Technischen Universität Berlin. Für seine Abschlussarbeit zu Der Ring des Nibelungen erhielt er ein Stipendium für Robert Wilsons Watermill Center in New York. Nach Assistenzen am Staatstheater Nürnberg, der Oper Helsinki und dem Theater an der WIien, ist Frank Albert seit 2004 als freischaffender Szenograf tätig und konzipiert, gestaltet und realisiert temporäre Architekturen, installative Orte und performative Räume für Theater und Ausstellungen. Neben Häusern im In- und Ausland, wie der Oper Göteborg, dem Staatstheater Nürnberg, der Oper Linz, dem Theater Münster, dem Aalto Theater Essen, dem Theater Meiningen, dem Theater Coburg, dem Theater Memmingen, dem Theater Bregenz, dem Theater Kiel und dem Theater Regensburg arbeitete Frank Albert auch für verschiedene Kulturinstitutionen wie das Festival Musica Sacra in Paderborn oder das Kammermusikfestival in Nürnberg. Darüber hinaus gestaltete er Räume für das Dokumentationszentrum Nürnberg, das Museum für Architektur und Ingenieurskunst und das Deutsche Museum in München. Als Gastdozent unterrichtet Frank Albert zudem an der Technischen Hochschule Nürnberg das Fach Bühnenbild.

Premiere Freitag, 4. Februar 2022, 20 Uhr, weitere Vorstellungen am 9. Februar, 12. Februar, 26. Februar 2022, TAMZWEI, Inszenierung Christina Gegenbauer, Bühne und Kostüme Frank Albert, Musik Nicolaj Efendi, Dramaturgie Franziska Eisele, mit Cornelius Gebert, Leona Grundig, Karten unter www.theater-bielefeld.de, und unter Telefon (0521) 515454

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