Richard David Precht und Hartmut Rosa sprechen über »Allmacht und Ohnmacht: unser digitales Lebensgefühl«. Foto: Lia Darjes, ZDF, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
»Precht« im ZDF über das digitale Lebensgefühl
Die digitale Technik hat das Leben von uns Menschen revolutioniert. Nahezu die ganze Welt wird durch Klicken und Wischen verfügbar. Bekommen wir das Leben durch diese digitale Welterweiterung besser in den Griff oder verlieren wir es aus dem Blick? Macht sie uns freier und mächtiger oder abhängiger und ohnmächtiger? Über »Allmacht und Ohnmacht: unser #digitales Lebensgefühl« spricht Richard David Precht mit dem Soziologen Hartmut Rosa – zu sehen am Sonntag, 30. Januar 2022, um 23.40 Uhr im ZDF. Die neue »Precht« Ausgabe steht ab Sonntag, 30. Januar 2022, 8 Uhr, in der #ZDFmediathek zur Verfügung.
Hartmut Rosa beschäftigt sich als Wissenschaftler und Autor mit der #digitalen Moderne und hält ein Plädoyer für die »Unverfügbarkeit«, wie er es nennt. Unverfügbar seien all die Dinge in unserem Leben, die sich nicht nur unserer, sondern auch der digitalen Kontrolle entziehen können.
Das zentrale Versprechen moderner Technologie sei doch die Bequemlichkeit, so Richard David Precht im Gespräch mit Hartmut Rosa. Mit der digitalen Technik könnten wir mühelos über uns und die Welt verfügen und sie kontrollieren. Wir sehnten uns danach, eine immer komplexere Wirklichkeit beherrschbarer und zugänglicher zu machen, so Precht. Das sei das natürliche Streben des Menschen, spätestens seit er vom Jäger zum Sammler wurde.
Entscheidend dafür, dass die Wahrnehmung der Welt wirklich glücken könne, sagt Hartmut Rosa, sei eine lebendige Resonanz zu den Menschen und Dingen. Diese Wechselbeziehung gehe verloren. Viele dieser ursprünglich lebendigen Verbindungen würden im modernen digitalen Lebensgefühl immer indirekter und eindimensionaler. Und wir wiegen uns, so befürchtet Rosa, in einem trügerischen Gefühl von Allmacht und totaler Kontrolle, das uns letztlich von der Welt zu entfremden drohe. Wir seien immer weniger auf andere Menschen angewiesen und verlernen dadurch, mit dem Unberechenbaren umzugehen. Touristen, die eine Kreuzfahrt mit »Polarlichtgarantie« oder eine Safari mit »Löwengarantie« buchen und ihr Geld zurückhaben wollen, wenn die versprochenen Naturereignisse ausblieben, hätten demnach ein anderes Verhältnis zum Leben und zur Welt als ein Mensch, der sich darüber freuen könne, dass plötzlich und unerwartet der erste Schnee fällt.
Scheinbar immer weniger angewiesen auf andere, machen sich die Menschen zugleich immer abhängiger von einer Technik, die jederzeit funktionieren und verfügbar sein soll. Trotz des enormen technischen Fortschritts bekämen wir aber weder globale Krisen wie den #Klimawandel noch die Corona Pandemie in den Griff. Hier droht für Hartmut Rosa die Unverfügbarkeit in einen völligen Kontrollverlust umzuschlagen.