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Creditreform Zahlungsindikator Deutschland Winter 2021/2022

Creditreform Zahlungsindikator Deutschland Winter 2021/2022

  • Hohes Sicherheitsbedürfnis der Gläubiger in der Konjunkturerholung

Mit einem Zahlungsverzug von durchschnittlich knapp 10 Tagen waren die Monate Juli bis Dezember für Kreditgeber und Gläubiger im B2B-Geschäft weniger stark belastend, als das in der Vergangenheit meist der Fall war. Vor allem die großen Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Pandemie und ihren Einschränkungen zwangen die Kreditgeber, bei der Wahl ihrer Debitoren vorsichtiger zu werden und ihr Forderungsmanagement insgesamt zu straffen. Zahlungsausfälle bzw. ein Anstieg der Überfälligkeiten konnten so vermieden werden. Zudem hatte die Konjunktur im Jahr 2021 wieder Fahrt aufgenommen und die Wirtschaftsleistung in Deutschland legte um 2,7 Prozent zu. Die Zahl der Insolvenzen blieb niedrig. Gleichwohl wurde das Konjunkturniveau von vor der #Corona Krise noch nicht wieder erreicht und die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft sind nach wie vor massiv. Das macht sich beispielsweise in der anhaltenden Störung der globalen Lieferketten bemerkbar, aber auch in Einschränkungen für viele Dienstleistungsbranchen. Lieferanten und Gläubiger mussten ihre Geschäftsrisiken entsprechend neu bewerten.

Analyse des Zahlungsverhaltens

  • Nachjustierungen im Forderungsmanagement verringern Zahlungsverzögerungen
  • Höheres Sicherheitsbedürfnis: Gläubiger räumen geringerer Zahlungsziele ein
  • GmbH zahlt Rechnungen mit Verspätung
  • Konjunkturerholung: Rechnungswerte erreichen fast Vorkrisenniveau
  • Kleinunternehmenverursachenmehr Außenstände

Die Debitoren in vier Wirtschaftszweigen zahlten ihre Rechnungen zuletzt aber mit zunehmender Verspätung. Das war beispielsweise im Einzelhandel der Fall – und auch bei den unternehmensnahen Dienstleistern hat sich das Zahlungsverhalten im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021 verschlechtert. Diese Unternehmen zahlten ihre Rechnungen zuletzt mit einer Verzugsdauer von durchschnittlich 12,54 Tagen (plus 1,60 Tage). Debitoren aus dem Einzelhandel ließen ihre Gläubiger 0,50 Tage länger auf den Geldeingang warten als zuletzt. Verbessert hat sich das Zahlungsverhalten indes in der Chemieindustrie und der Konsumgüterbranche, die auch wieder bessere Konjunkturdaten melden und sich konjunkturell erholten. Verkehrs- und Logistikfirmen verursachten ebenfalls eine geringere Überfälligkeit als im 1. Halbjahr. In der Bauwirtschaft gab es kaum Veränderungen. Mit 14,54 Tagen Zahlungsverzug sind die Verzugszeiten für die Kreditgeber weiter hoch.

Der anhaltende Krisenmodus in großen Teilen der deutschen Wirtschaft ließ die Forderungslaufzeiten im Zahlungsverkehr spürbar zurückgehen (minus 1,44 Tage). Zwischen Juli und Dezember 2021 vergingen im Durchschnitt in Summe 40,68 Tage, bis Leistungserbringer und Kreditgeber den Geldeingang verzeichnen konnten. Diese gesamte Außenstandsdauer, die sich aus dem vereinbarten Zahlungsziel zzgl. dem Zahlungsverzug zusammensetzt, war damit so niedrig wie seit 2015 nicht mehr. Die aktuelle Entwicklung dieser Kennziffer verdeutlicht die Bestrebungen der Kreditgeber, Ausfälle zu vermeiden bzw. selbst schneller an Liquidität zu kommen. Ausschlaggebend für den Rückgang der Forderungslaufzeit waren neben der verringerten Verzugsdauer auch erhebliche Kürzungen der vereinbarten Zahlungsziele. Im Durchschnitt wurde ein Zahlungsziel von 30,71 Tage gewährt. Ein halbes Jahr vorher waren es noch 31,89 Tage.

Zahlungsziele

Die Corona Krise hat weiter merklichen Einfluss auf das Forderungsmanagement in Deutschland. Im 2. Halbjahr 2021 setzte sich der Trend kürzerer Zahlungsziele und des Sicherheitsdenkens fort. Herabgesetzt wurden die Zahlungsfristen zuletzt vor allem für Unternehmen aus dem Einzelhandel, aber auch für Logistikfirmen und unternehmensnahe Dienstleister. Verlängert haben die Lieferanten und Kreditgeber ihre Zahlungsziele hingegen für Debitoren aus dem Baugewerbe sowie für einzelne Industriesektoren wie die Chemiebranche. Insgesamt zeigen sich weiterhin starke Unterschiede zwischen dem Tätigkeitsbereich des Debitors. Metall- und Elektrobetrieben wurden beispielsweise durchschnittlich 37,66 Tage Zahlungsziel gewährt, persönlichen Dienstleistern nur 21,52 Tage.

Zahlungsweise nach Rechtsform

Im 2. Halbjahr 2021 zeigten Unternehmen der in Deutschland wichtigen Rechtsform GmbH gegen den Trend einen Anstieg des Zahlungsverzugs (plus 0,33 Tage). Unternehmen dieser Rechtsform zahlten im Durchschnitt erst mit einem Aufschlag von 10,31 Tagen. Auch Genossenschaften muss eine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens attestiert werden (plus 1,90 Tage). Unternehmen der Rechtsform UG (minus 1,12 Tage) zahlten ihre Rechnungen hingegen zügiger als zuletzt und verursachten so weniger Überfälligkeiten bei ihren Kreditgebern. Gleiches gilt für Debitoren der Rechtsformen AG, OHG und KG. Gleichwohl bleibt der Zahlungsverzug der Unternehmergesellschaft (UG) mit durchschnittlich 17,09 Tagen weiter der höchste aller Rechtsformen. Gewerbebetriebe (15,99 Tage) belasteten ihre Gläubiger ebenfalls verhältnismäßig lange durch Zahlungsverzögerungen.

Zahlungsindikator Deutschland, Winter 2021/2022

Auch im 2. Halbjahr 2021 wurde deutlich mehr als die Hälfte des gesamten offenen Forderungsbestandes in Deutschland (57,7 Prozent) von GmbH- Unternehmen verursacht. Zuletzt hatte sich die Bedeutung dieser Rechtsform für das Kreditmanagement der Gläubiger aber etwas verringert. Ein Grund hierfür: Die Gesamtzahl der überfälligen Rechnungsbelege, die von Debitoren der Rechtsform GmbH verursacht wurden, hatte sich verkleinert. Auch der Anteil der AG am offenen Forderungsvolumen nahm zuletzt ab – von 16,0 auf 15,4 Prozent. Dabei war der Rückgang des Transaktionswertes ausschlaggebend. Im 2. Halbjahr 2021 hatten überfällige Rechnungen an die AG im Durchschnitt einen Wert von 3.722 Euro – im 1. Halbjahr 2021 waren es noch 3.888 Euro. »Kleinere« Rechtsformen wie Gewerbebetriebe und Einzelunternehmen hatten erneut einen geringen (4,3 Prozent beziehungsweise 1,0 Prozent), aber zunehmenden Anteil am Forderungsbestand. Entsprechend sollten auch bei kleinen Transaktionsvolumina Vorkehrungen gegen Ausfälle getroffen werden.

Forderungsvolumen

Der durchschnittliche Wert von verspätet bezahlten Rechnungen im B2B- Geschäft ist nach dem coronabedingten Rückgang 2020 zuletzt wieder deutlich angestiegen. Im 2. Halbjahr 2021 lag der Rechnungsbetrag wieder bei 2.102 Euro – und damit klar über dem 1. Halbjahr 2021 (1.992 Euro). Damit konnte wieder an das Vorkrisenniveau angeknüpft werden (2. Halbjahr 2019: 2.137 Euro). Im Zuge der konjunkturellen Erholung nahmen die B2B Geschäftstransaktionen im Jahresverlauf 2021 wieder an Zahl und Volumen zu. Damit verbunden waren entsprechend auch Überfälligkeiten bei größeren Rechnungswerten für die Lieferanten.

Zahlungsweise nach Unternehmensgröße

Der Großteil des Forderungsbestandes in Deutschland wird von wirtschaftsaktiven Großunternehmen verursacht. Im 2. Halbjahr 2021 entfiel auf die Größenklasse der Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten 61,6 Prozent des Gesamtvolumens an überfälligen Rechnungen. Das ist ein etwas geringerer Anteil als im 1. Halbjahr 2021 (62,3 Prozent), langfristig aber gleichwohl ein steigender Trend (2. Halbjahr 2016: 58,9 Tage). Transaktionen mit Großunternehmen sind für die Lieferanten und Kreditgeber zum einen oftmals mit sehr hohen Rechnungswerten verbunden (im 2. Halbjahr 2021 durchschnittlich 3.261 Euro). Des Weiteren ist die Zahl der mit Überfälligkeit bezahlten Rechnungen aufgrund der Vielzahl an Kontrakten weit höher als bei Geschäften mit Unternehmen kleinerer Größe. Gleichwohl haben Kleinunternehmen zuletzt mehr offene Forderungen verursacht. Der Anteil stieg im 2. Halbjahr 2021 auf 23,2 Prozent. Die Kreditrisiken für die Lieferanten sind vor diesem Hintergrund gestiegen.

Zumal bei kleinen Firmenkunden (weniger als 50 Mitarbeiter) die Verzugsdauer mit 11,92 Tagen weiter hoch ist (1. Halbjahr 2021: 12,10 Tage). Zum Vergleich: Großkunden (mehr als 250 Beschäftigte) verursachten im 2. Halbjahr 2021 einen Zahlungsverzug von durchschnittlich 8,62 Tagen. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 (9,23 Tage). Gleichzeitig sind die Forderungslaufzeiten für die Gläubiger hier aber mit durchschnittlich 42,75 Tagen weiterhin lang, was den Vorfinanzierungsbedarf der Lieferanten entsprechend erhöht. Noch im 1. Halbjahr 2021 hatten die Kreditgeber aber noch eine Gesamtforderungslaufzeit von 44,24 Tagen einzuplanen. Gegen den Trend wurden Debitoren mittlerer Größe etwas längere Zahlungsziele eingeräumt (27,31 Tage), während diese für Großkunden gekürzt wurden.

Auswirkungen für Kreditgeber

Welche Gläubiger leiden derzeit am stärksten unter überfälligen Rechnungen? Im 2. Halbjahr 2021 meldeten vor allem Kreditgeber aus dem Großhandel und unternehmensnahe Dienstleister Zunahmen bei überfälligen Rechnungsbelegen und Forderungsbeständen. So hatten Großhändler nun einen Anteil am überfälligen Forderungsvolumen von 20,6 Prozent (1. Halbjahr 2021: 19,2 Prozent) und Unternehmensdienstleister lagen bei 41,8 Prozent (1. Halbjahr 2021: 36,9 Prozent). In diesem Anstieg dürfte sich die allmähliche Konjunkturerholung im Jahr 2021 widerspiegeln, die wieder zu mehr Geschäftstransaktionen führte. Allerdings reicht insbesondere der Großhandel noch nicht wieder an seine ehemalige Bedeutung für das Forderungs- und Belegvolumen heran.

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