Stephan Lehmann, Stadionsprecher des FC Bayern München, unterstützt »Medienhelden«. Foto: Felix Hörhager, Mobil Krankenkasse, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Schulen bekämpfen Cybermobbing, am 22. Februar 2022 ist Internationaler »Behaupte dich gegen Mobbing« Tag
Hamburg (ots)
Beleidigt, verspottet, gehänselt und ausgeschlossen: #Mobbing unter Teenagern gibt es längst nicht mehr nur auf dem Schulhof. Die Attacken gehen häufig in #WhatsApp Gruppen oder Klassen-Chats weiter oder fangen erst dort an. Das Tückische: Bei Cybermobbing kann jeder mitlesen und jeder kann mitmachen. Im Internet wird die Beleidigung zudem dokumentiert – Monate später ist der Eintrag noch immer für alle sichtbar und für Betroffene damit umso verletzender. »Cybermobbing kann zu massiven Problemen führen – von Kopf- oder Bauchschmerzen, Angststörungen, Depressionen bis hin zu Suizidgedanken«, weiß Univ. Prof. Dr. Herbert Scheithauer, Entwicklungspsychologe an der Freien Universität Berlin. Um Schülern und Lehrkräften Hilfestellungen zu geben, wie sie aktiv gegen Hass und Ausgrenzung im Netz vorgehen können und sich sicher im Netz bewegen, hat er mit seinem Team das wissenschaftlich geprüfte vielfach ausgezeichnete und vom »Weißen Ring« empfohlene Präventionsprogramm »Medienhelden« entwickelt. Es richtet sich an Schüler der 7. bis 10. Klassen. Bereits seit Ende 2018 bringt die Mobil Krankenkasse das Programm an Gymnasien, Realschulen und Mittelschulen in Bayern, indem sie Fortbildungskosten übernimmt. Knapp 450 Lehrkräfte, Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter von etwa 350 Gymnasien, Realschulen und Mittelschulen haben die meist dreitägige Fortbildung inzwischen absolviert und können das Programm im Unterricht umsetzen – in der Regel tun sie dies über einen Zeitraum von zehn Wochen.
»#Smartphones sind ein entscheidendes Hilfsmittel für das soziale Leben«
Zwölf bis 19 Jährige in Deutschland sind jeden Tag durchschnittlich rund vier Stunden online – das hat die Ende 2021 veröffentlichte, repräsentative JIM Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest gezeigt. »Kinder und Jugendliche empfinden Smartphones als entscheidendes Hilfsmittel für ihr soziales Leben. Soziale Netzwerke erfüllen ihr Bedürfnis nach Kommunikation. Sie ermöglichen Kontakt mit und zu Gleichaltrigen und bieten ihnen Möglichkeiten der Selbstpräsentation«, weiß Univ. Prof. Dr. Herbert Scheithauer.
Für Cybermobbing sensibilisieren und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen
Kommt es jedoch zu anhaltenden Hänseleien, Beleidigungen oder Bedrohungen im Netz, leiden Betroffene oft sehr darunter, Klassenkameraden schreiten oft nicht ein. Im Rahmen von "Medienhelden" können Schüler für die Folgen – sowohl für Betroffene als auch für Täter – sensibilisiert und ihnen Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Die Jugendlichen analysieren Ursachen von Cybermobbing, beurteilen Situationen im Hinblick auf ihre möglichen Konsequenzen und besprechen, wie sie sich vor Cybermobbing schützen und anderen helfen können. Sie bearbeiten Aufgaben gemeinsam, diskutieren, wie sich die virtuellen Beleidigungen anfühlen und verständigen sich auf Verhaltensregeln gegen digitale Hetze.
Perspektivenwechsel als Erfolgsrezept
Über Rollenspiele üben die Schüler bei »Medienhelden«, sich in andere hineinzuversetzen. Im geschützten Rahmen nehmen sie verschiedene Perspektiven ein – Opfer, Täter oder Mitläufer. Sie berichten von ihren Gefühlen, Gedanken, Wünschen und Handlungsspielräumen, die sie in der jeweiligen Rolle hatten. Die Schüler erleben Reaktionen auf ihr Verhalten und lernen, zu erkennen, wann jemand zum Opfer wird und wie sie eingreifen können. Darüber hinaus bringen sich Schüler bei »Medienhelden« gegenseitig bei, wie sie sichere Social-Media-Profile erstellen – welche Daten sie preisgeben, welche nicht. Und sie bereiten für ihre Eltern einen Elternabend vor. Hierbei erklären sie den Erwachsenen unter anderem, wie sie mit ihrem Kind reden können, damit dieses sich ihnen anvertraut und keine Angst haben muss, dass die Eltern ihm das Handy entziehen.
»Das Programm bringt gute, anhaltende Erfolge«
»Wissenschaftliche Evaluationen und die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt: ›Medienhelden‹ bringt gute, anhaltende Erfolge. Die Akzeptanz ist hoch, da die Jugendlichen zahlreiche Maßnahmen selbstbestimmt und mitwirkend umsetzen und ihr Wissen an Mitschüler und Eltern weitergeben. In einer Längsschnittstudie konnten wir unter anderem weniger Cybermobbing, mehr Empathie, ein besseres Selbstwertgefühl und ein besseres Wohlbefinden feststellen«, erklärt Univ.-Prof. Dr. Herbert Scheithauer.
Statement von Ariane Lieckfeldt, Mobil Krankenkasse, Prävention und Gesundheitsförderung
»Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen hat sich in den vergangenen Jahren stark verbreitet. Wir erleben regelmäßig, wieviel Unwissenheit bei vielen Schülerinnen und Schülern vor allem hinsichtlich Social Media herrscht – dass viele Kinder und Jugendliche sich gar nicht bewusst sind, welche Auswirkungen es hat, wenn sie Fotos, Videos oder Texte bei TikTok, Snapchat oder in #WhatsApp Gruppen posten. Der kompetente Umgang mit Medien ist extrem wichtig. Seit Ende 2018 haben fast 450 Lehrkräfte, Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter in Bayern an den ›Medienhelden‹ Fortbildungen teilgenommen. Das zeigt, wie groß der Bedarf ist, die Medienkompetenz und die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Unser Ziel ist es, dass das Programm ›Medienhelden‹ fester Bestandteil in möglichst vielen weiterführenden Schulen wird.«
Statement von Stephan Lehmann, Stadionsprecher des FC Bayern München, Moderator, zweifacher Vater
»Das ist eine wahnsinnig runde Sache. Ich bin mir sehr sicher, dass wir es brauchen, mehr denn je und dass das Früchte tragen wird. Ich bin ein großer Fan von ›Medienhelden‹. Das kann ich nur unterstützen. Ich freue mich, nicht nur, wenn meine Kinder, sondern alle Jugendlichen, die dieses Programm in ihren Schulen durchlaufen, da einfach fitter werden, also mehr Kompetenz im Umgang mit Medien entwickeln und damit weniger anfällig für Cybermobbing sind.«