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Universität Vechta, Forschungsverbund trafo:agrar diskutiert Bedeutung von Nachhaltigkeit und Krieg für den Transformationsprozess der Agrar und ErnährungswirtschaftZoom Button

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Universität Vechta, Forschungsverbund trafo:agrar diskutiert Bedeutung von Nachhaltigkeit und Krieg für den Transformationsprozess der Agrar und Ernährungswirtschaft

Universität Vechta, Forschungsverbund trafo:agrar diskutiert Bedeutung von Nachhaltigkeit und Krieg für den Transformationsprozess der Agrar und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen

Die Zukunft der Agra- und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen stand am 9. März 2022 in der Paulinerkirche der Universität Göttingen im Mittelpunkt des Diskurses. Eingeladen hatte der Forschungsverbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) anlässlich seiner 3. Jahrestagung. Angesichts des aktuellen Kriegsgeschehens in der Ukraine wurden neben Fragestellungen zur Implementierung der Leitlinien der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) auch die Prioritäten von Versorgungssicherheit und Transformation diskutiert. »Relativiert der Angriffskrieg in der Ukraine und die damit notwendige Versorgungssicherung die Umsetzung des nachhaltigkeitsorientierten Umbaus des Agrar- und Ernährungswirtschaft? Ist Transformation nur eine Beschäftigung für Friedenszeiten? Was passiert mit den Höfen, wenn der große Wurf‘ den Borchert und Zukunftskommission vorschlagen nicht gelingt? Wie können wir in unserer Gesellschaft nachhaltige Produktions und Konsumstrukturen etablieren und welche Schritte braucht es dazu?« Diese und weitere Leitfragen wurden mit hochrangigen Vertretern aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Wirtschaft und Naturschutz und 179 virtuell zugeschalteten Gästen diskutiert.

Eröffnet wurde die Tagung mit dem Titel »Quo vadis: Transformationspfade für die niedersächsische Agrarwirtschaft« von Präsident Prof. Dr. Metin Tolan der Universität Göttingen, der die Bedeutung von transdisziplinärer Forschung, das heißt den Schulterschluss von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft herausstellte, um den komplexen Fragestellungen und Herausforderungen unserer Zeit anwendungsorientiert zu begegnen.

In ihrem Grußwort führte Staatssekretärin Dr. Sabine Johannsen, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur aus, dass den niedersächsischen Hochschulen im aktuellen Transformationsprozess eine zentrale Rolle zukomme. Der Transfer von Technologien und Erkenntnissen aus der Forschung in Gesellschaft und Wirtschaft sei essentiell für die Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen. »Seit Beginn dieser Legislaturperiode haben wir uns als Landesregierung vorgenommen, den Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, die sogenannte »Third Mission«, strukturell und institutionell zu verbessern«, sagte Johannsen. Die Akteure im Forschungsverbund trafo:agrar würden mit ihrer Arbeit genau auf dieses Ziel hinwirken. Johannsen bedankte sich bei den Akteuren im Verbund und hob die besondere Rolle der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hervor: »Mit Ihrer Arbeit tragen Sie zu zentralen Entscheidungsprozessen im Transformationsprozess bei, indem sie in besonderer Weise die Zielkonflikte zwischen Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft identifizieren, Lösungsmöglichkeiten anbieten und Handlungsempfehlungen aufzeigen. Die Corona-Pandemie hat uns deutlich gezeigt, dass es nicht darum gehen darf, mit kurzfristig wirksamen Beiträgen zur Lösung des im Moment drängenden Problems beizutragen. Vielmehr müssen wir das hierdurch ausgelöste Momentum für einen übergeordneten, nachhaltigen Prozess nutzen.«

Der Vorsitzende der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL), Prof. Dr. Peter Strohschneider, stellte die Ergebnisse der ZKL im Rahmen des Hauptvortrags der halbtägigen Veranstaltung persönlich vor. Die Zukunftskommission Landwirtschaft habe als sachkundiges Forum des fairen Interessenausgleichs mit ihrem Abschlussbericht »Zukunft Landwirtschaft. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe« ein Signal des Aufbruchs an die Politik gesendet: Ökologisch und sozial verantwortliche Landwirtschaft könne durchaus betriebswirtschaftlich attraktiv und volkswirtschaftlich vorteilhaft sein. »Immer billiger« sei angesichts der vielfältigen Wechselwirkungen der Landwirtschaft mit Klima, Umwelt, Biodiversität und Tierwohl längst »zu teuer«. Nicht oder zu langsam zu handeln, würde dagegen unbezahlbar werden. »Dessen sind sich nach wie vor alle Kommissionsmitglieder bewusst. Es eint sie die Hoffnung und auch die Erwartung, dass ihre gemeinsamen Empfehlungen deutlichen Widerhall im politischen Raum finden werden. Herr Bundesminister Özdemir hat bereits sehr kurzfristig nach seiner Amtsübernahme das Gespräch mit der ZKL aufgenommen, um an deren Arbeit anzuknüpfen.« Zum Krieg in der Ukraine äußerte sich Strohschneider wie folgt: »Dieser imperialistische Angriffskrieg zeigt, dass das Recht auf Nahrung globalgesellschaftlich verwirklicht werden muss. Dabei gehören ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit systematisch zusammen. Wie, das zeigt der Abschlussbericht der ZKL. Ganz falsch wäre es aber, jetzt in die alten Reflexe zurückzufallen und mit dem Schlagwort ›Ernährungssicherheit‹ wieder ökonomische Belange gegen ökologische auszuspielen. Und übrigens verlangt auch die Empathie mit dem Opfern des Krieges, dass man dessen schreckliche Folgen nicht als allererstes für sich selbst instrumentalisiert.«

Die sich anschließende Podiumsdiskussion wurde vom Fachbeiratsvorsitzender des Forschungsverbunds trafo:agrar Hans-Joachim Harms moderiert und zeigte zentrale Transformationspfade, Wissensbedarfe, Kompetenzbedarfe und Handlungsbedarfe auf. Die Zusammensetzung des hochkarätig besetzten Podiums entspräche der transdisziplinären Arbeitsweise des Verbunds trafo:agrar, der über zahlreiche nationale und internationale Verbundprojekte Leuchttürme für multidirektionale und anwendungsorientierte Transformationspfade auf den Weg gebracht habe, so Harms. Der Kammerdirektor a.D. der Landwirtschaftskammer Niedersachsen eröffnete die Diskussion mit der These, dass das Ergebnis der ZKL einen Paradigmenwechsel in allen Bereichen, die Landwirtschaft betreffen erfordere: »auf ordnungspolitischer, gesellschaftlicher und landwirtschaftlicher Ebene«. Die zugehörigen Gelingensbedingungen für eine Implementierung wurden im Anschluss insbesondere im Kontext des aktuellen Krieges in der Ukraine diskutiert.

Thematisch sortierte Statements der Podiumsteilnehmer

Gelingensbedingungen ZKL

In der Diskussion zur Implementierung der ZKL Ergebnisse in Niedersachsen wurde herausgestellt, dass jede Region aufgefordert ist, ihr eigenes Modell zu entwickeln. Allein der Vergleich zwischen Bayern und Niedersachsen zeige deutlich, dass Kultur, Kulturraum und regionale Charakteristika berücksichtigt werden müssten, um erfolgreiche, nachhaltige Strukturen zu schaffen. Diese sollten sich auch an den verfügbaren Ressourcen und Kompetenzen orientieren. Bei der Implementierung sei ferner neben angepasster Bildung und Orientierung für nachhaltiges Handeln in Alltag und Beruf für alle Altersstufen, eine gleichrangige Berücksichtigung von Perspektiven aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Verwaltung erforderlich.

Der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), Gerhard Schwetje sagte: »Die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme und damit die Umsetzung der Empfehlungen der ZKL sind eine gesamtgesellschaftliche Zielsetzung. Für Niedersachsen haben wir damit die Aufgabe, unseren Weg des Agrar-Umwelt-Dialogs, wie er etwa im Naturschutzbündnis »Der Niedersächsische Weg« zum Ausdruck kommt, weiterzuführen, um für unsere landschaftlichen und agrarstrukturellen Gegebenheiten die geeigneten Maßnahmen zu identifizieren und mit dem entsprechenden politischen Instrumentarium umsetzen zu können.«, führte Schwetje weiter aus. Um den Transformationsprozess systemisch zu unterstützen, s nach seiner Überzeugung des Kammerpräsidenten nicht nur ein erweitertes Bildungs- und Beratungsangebot notwendig, sondern weiterhin auch ein zielgerichtetes, leistungsfähiges Versuchswesen, aus dem die LWK Empfehlungen für die Praxis und die Politik ableiten kann.

Prof. Dr. Bernhard Brümmer, Agrarwissenschaftler an der Universität Göttingen und deren nebenberuflicher Vizepräsident für Forschung, lobte das Format der Zukunftskommission Landwirtschaft, mit dem ein auch international durchaus viel beachteter Ansatz zur Neuordnung der Agrarpolitik auf den Weg gebracht worden sei. Mit einer breiten Beteiligung vieler gesellschaftlicher Gruppen sei es gelungen, aus teils schon viel zu lange besetzten Konfliktpositionen heraus und hin zu einer dialogorientierten Herangehensweise zu kommen. Die Ergebnisse dürften nun allerdings nicht als Abschluss des Prozesses betrachtet werden. Die Zukunftskommission schlägt Maßnahmen vor, deren Wirkung über die öffentlichen Haushalte und damit die Steuerzahler hinausgehen. Daher sollte der Blick nicht nur auf die Budgetwirkungen, sondern auch auf die gesellschaftlichen Kosten und den gesellschaftlichen Nutzen gerichtet werden, so Brümmer. Als Professor für Landwirtschaftliche Marktlehre am Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung sprach Brümmer ebenfalls eine mangelnde Einbettung der Vorschläge in den europäischen und den internationalen Kontext an, die auch schon in den Vorschlägen der Borchert-Kommission zu verzeichnen gewesen sei. »Auf der Ebene der EU ergeben sich die entscheidenden rechtlichen Vorgaben: Subventionsrecht, Wettbewerbsrecht und der Schutz des freien Güterverkehrs können sich als ganz entscheidende Faktoren für die teilweise aus den Vorschlägen herauszulesende massive Subventionierung der deutschen Landwirtschaft entpuppen. Auf der internationalen Ebene muss man konstatieren, dass die Entwicklung in Europa mit Green Deal, F2F und Biodiversitätsstrategie auf der einen Seite und die Ablehnung von neuer Gentechnik und international als sicher anerkannten Produktionsmethoden auf der anderen Seite auf relativ wenig Verständnis stößt. Damit dürfte das Produktionspotential in der #EU mittelfristig gemindert werden – eine eher bedrohliche Entwicklung, die in einer Zeit, in der die »#Kornkammer Europas« unter russischem Artilleriefeuer zusammengeschossen wird, international zunehmend weniger verstanden werden.«, so Brümmer.

Prof. Dr. Nana Zubek, Professorin für Agrarökonomie an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück führte aus, das für eine erfolgreiche Implementierung der ZKL-Leitlinien ökonomische Instrumente die Attraktivität der Diversifizierung landwirtschaftlicher Betriebe zielgerichtet steigern und langfristige Perspektiven geben sollten, sodass gegebenes Interesse von Landwirten auch in entsprechenden Betriebsausrichtungsentscheidungen münden könne. »Vor allem die hohe Motivation junger und zukünftiger Hofnachfolger sich mit vielseitigen, neuen Betriebskonzepten und Geschäftsmodellen zu beschäftigen und diese in Erwägung zu ziehen, sollte mit ökonomischen Anreizen untermauert, aber auch über vielseitige Beratungs- und Weiterbildungsangebote sowie Möglichkeiten des Erfahrungs- und Wissensaustausches flankiert werden. Dann können nicht nur Ziele wie die Steigerung von Biodiversität, Tierwohl, Direkt- und Regionalvermarktung erreicht und nachhaltigere Produktions- und Konsumstrukturen etabliert, sondern auch Antriebskräfte für die Entwicklung ländlicher Regionen in Niedersachsen entfacht werden«, so Zubek.

Sven Guericke, Vorstandsvorsitzender des Agrar und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland, konzentrierte sich in seinem Beitrag insbesondere auf den bereits von Borchert geforderten Umbau der Nutztierhaltung und statuierte: »Die neue Bundesregierung muss sich klar zum Umbau der Tierhaltung bekennen und sich schnellstmöglich auf ein verbindliches und rechtskonformes Finanzierungsmodell einigen sowie die längst überfälligen Anpassungen im Bau- und Umweltrecht vornehmen.«, so Sven Guericke, der Vorsitzende des AEF.

»Der #Ukraine Krieg hat nun aber auch andere wichtige Themen in den Vordergrund gebracht. Der Krieg offenbart unter anderem auch die Verletzlichkeit der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette in Europa mit massiven Auswirkungen auch auf #Deutschland. Es muss oberste Prämisse der Politik sein, neben der Sicherung der Energieversorgung auch die Versorgungssicherheit mit Agrarprodukten und Lebensmitteln in Deutschland nachhaltig zu gewährleisten und zu sichern. Dabei muss die Sicherung unter Umständen auch Vorrang vor der Umsetzung gesellschaftlich gewünschter Veränderungen in der Agrar und Ernährungswirtschaft haben.«

Nicole Kemper, Leiterin des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN) an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover ergänzte dazu: »Um die landwirtschaftliche Nutztierhaltung tierfreundlich, umweltgerecht, klimaschonend und verbraucherorientiert umzugestalten, sind klare politische Rahmenbedingungen für den Umbau und Ausbau von Ställen nötig sowie das eindeutige Bekenntnis, höhere Tierwohlstandards auch entsprechend zu bezahlen. Für Zielkonflikte, beispielsweise zwischen Tierwohl, Emissions- und Seuchenschutz bei Haltungssystemen mit Auslauf, müssen und können konstruktive Lösungsmöglichkeiten gefunden werden.«

Erhöhung der Biodiversität in Niedersachsen

Gisela Wicke, Landesvorstand des NABU Niedersachsen sagte: »Durch das Volksbegehren Artenvielfalt wurde der Niedersächsische Weg, als Vereinbarung zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, möglich gemacht. Die Gesellschaft erwartet, dass öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen eingesetzt werden, die unter anderem nicht die #Natur schädigen. Die EU-Sanktionen sorgen dafür, dass die vereinbarten Richtlinien zum #Naturschutz und Gewässerschutz auch in Niedersachsen eingehalten werden.«

Prof. Dr. Catrin Westphal, Professorin für Funktionelle Agrobiodiversität an der Georg August Universität Göttingen führte aus, dass Biodiversität eine zentrale Rolle spielen müsse, um die aktuellen Biodiversitätsverluste aufzuhalten und den negativen Trend umzukehren. »Die #Landwirtschaft prägt und gestaltet unsere Agrarlandschaften und kann so auf einer großen Fläche dazu beitragen, Landschaften neu und biodiversitätsfreundlich zu gestalten, so dass die Biodiversität und damit verbundene Ökosystemfunktionen gefördert werden. Dies kann auf unterschiedlichen Ebenen geschehen. Erweiterte Fruchtfolgen, Agroforstsysteme oder ökologischer Landbau können auf der Feldebene und Betriebsebene zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität beitragen. Allerdings sind diese lokalen Maßnahmen nur begrenzt wirksam, wenn Pflanzen- und Tierarten in der Landschaft keine geeigneten Lebensräume finden. Aus diesem Grund sind neben der Diversifizierung der Anbauflächen, vor allem regionale Maßnahmen auf der Landschaftsebene nötig. Studien zeigen, dass zum Beispiel eine hohe Vielfalt an Lebensräumen, zahlreiche naturnahe Landschaftselemente sowie reduzierte Schlaggrößen und vernetzende Landschaftselemente positive Auswirkungen auf die Biodiversität und landwirtschaftlich relevante Ökosystemleistungen, wie biologische Schädlingskontrolle oder Bestäubung haben.

Wesentliche Voraussetzungen für die Diversifizierung der Agrarlandschaften sind kooperative und regionale Programme, die von verschiedenen Akteuren unterstützt und implementiert werden, um eine Implementierung auf der Landschaftsebene zu erreichen. Zudem muss auch ein finanzieller Ausgleich und Planungssicherheit für Landwirte sichergestellt werden, um die Biodiversität der Agrarlandschaften langfristig zu erhalten.«, so Westphal.

Einordnung des Kriegsgeschehens in der Ukraine für den Transformationsprozess in der Agrar und Ernährungswirtschaft

Konsens auf dem gesamten Podium zur Frage nach der Bedeutung des Krieges für den Transformationsprozess war, dass ein reflexartiger Rückfall in alte Produktionsstrukturen nicht das Mittel der Wahl sein könne. Der Nachhaltigkeitsorientierte Umbau der Agrar- und Ernährungswirtschaft müsse neben der Sicherung der Lebensmittelversorgung parallel und ganzheitlich berücksichtigt werden, um auch perspektivisch die Grundvoraussetzungen wie funktionsfähige Ökosysteme oder genügend Wasser für eine Lebensmittelproduktion noch verfügbar zu haben.

Prof. Dr. Claudia Pahl-Wostl, Professorin für Ressourcenmanagement am Institut für Umweltsystemforschung am Institut für Geographie der Universität Osnabrück führte direkt in die zentrale Bedeutung einer Transformation der Bewertung und Aktivität durch die globale Gemeinschaft hin zu priorisierten Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels im globalen Kontext zur Vermeidung von weiteren Krisen und Kriegen ein: »Der neue #IPCC Bericht zu Folgen des Klimawandels zeigt höchst beunruhigende Szenarien auf. Weltweit muss man mit mehr und länger anhaltenden Dürren rechnen. Auch in Deutschland könnte Wassermangel die Produktivität der Landwirtschaft erheblich reduzieren. In normalen Zeiten hätten diese Nachrichten die Titelseiten der Zeitungen gefüllt. Angesichts des Kriegs in der Ukraine wurden sie kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Zunehmende Wasserknappheit stellt jedoch ein enormes Konfliktpotential dar. Um diesem entgegen zu wirken muss die Wiederherstellung eines natürlichen Wasserhaushalts ein wesentliches Ziel eines integrierten Landschaftsmanagements und Entscheidungen über Landnutzungen werden. Dies betrifft ganz wesentlich auch die Landwirtschaft. Eine Transformation in den Bewirtschaftungsmethoden ist notwendig um angesichts knapper werdender Wasserressourcen die Produktivität aufrecht zu erhalten und eine Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Hierfür werden auch neue Formen der Kooperation über Sektorengrenzen hinweg und flexible Planungsprozesse und Entscheidungsprozesse benötigt, eine Herausforderung für die aktuellen Verwaltungsstrukturen.«

Jochen Dettmer, Vorstandssprecher des landwirtschaftlichen Fachverbands zur Förderung einer tiergerechten, umweltschonenden, qualitätsorientierten, bäuerlichen Nutztierhaltung Neuland und stellvertretender Arbeitskreissprecher des BUND-Arbeitskreises Landwirtschaft führte aus, dass die Ereignisse in der Ukraine sich nicht zu einem Roll-Back des Transformationsprozesses der Landwirtschaft eignen würden. Vielmehr zeige sich die Anfälligkeit der Freihandelsideologie und der internationalen Arbeitsteilung durch die Kriegshandlungen. »Der Green Deal, die Farm to Fork Strategie und die Vorschläge der Zukunftskommission Landwirtschaft zeigen gerade Wege auf, wie die Landwirtschaft widerstandsfähiger werden kann, um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern. Das Vermarktungssystem wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Niedersachsen hat das Potential im Rahmen der Marktdifferenzierung und Qualitätsproduktion mitzuspielen. Dafür muss es Kennzeichnungssysteme geben, die zu einer höheren Wertschöpfung und Wertschätzung führen. Dazu müssen Förder- und Beratungsstrukturen passen, sowie ein echter Bürokratieabbau«, so Dettmer.

Transformations Perspektiven aus der Agrar Praxisforschung

Im Anschluss kam der wissenschaftliche Nachwuchs aus dem Forschungsverbund zu Wort: »Wie trägt meine Forschung zu einer Nachhaltigkeitsorientierten AgriTransformation in Niedersachsen bei?« lautete der Aufruf an Bachelorstudenten, Masterstudenten und Promotionsstudenten, sich mit einem einminütigen Video zu bewerben. Eine interdisziplinär besetzte Jury wählte 4 Abschlussarbeiten aus den wissenschaftlichen Einrichtungen des Verbunds aus Osnabrück, Hannover und Göttingen aus. Die Firmen Big Dutchmann, Böseler Goldschmaus, Grimme und Wernsing stifteten eine Summe in Höhe von 6.000 € für die erstmalig vergebenen Förderpreise. Den ersten Preis belegte Sebastian Pütz der Universität Osnabrück im Bereich der Entwicklung eines autonomen Roboternavigationsystems im Ackerbau. Platz 2 belegte Miriam Priester, Tierärztliche Hochschule Hannover zum Thema Tierwohlorientierte Sauenfütterung. Platz 3 wurden an Alexander Frieman, Hochschule Osnabrück zur Reduktion von hohlen Strünken bei Brokkoli vergeben. Einen Sonderpreis für internationales und gemeinnütziges Engagement der Promotionsarbeit erhielt Johanna Tepe, Uni Göttingen für ihre Promotion im Bereich Vermarktungsoptionen für verarbeitete, regionale #Obst und Gemüseprodukte in Ostafrika. Die Preisträger wurden von der Niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast persönlich ausgezeichnet.

»Jeder von Ihnen beweist eindrucksvoll, welchen Beitrag die Wissenschaft für die Transformation der Landwirtschaft leistet«, lobte die Ministerin die kreativen Beiträge der Preisträger. »Jeder in der Wertschöpfungskette muss einen Beitrag für die Transformation der Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft leisten – die Landwirtinnen und Landwirte selbst, die vorgelagertn und nachgelagerten Bereiche, und nicht zuletzt die Verbraucherinnen und Verbraucher.« Der Verbund Transformationsforschung Agrar Niedersachsen in Vechta sei der Ansprechpartner für alle Beteiligten aus Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft, die Ideen für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Agrar und Ernährungswirtschaft in der Praxis umsetzen wollen. »Diese multidisziplinäre Herangehensweise ist genau das, was wir brauchen: Ich bin überzeugt, dass wir nur miteinander, nicht gegeneinander die Zukunft der Land- und Ernährungswirtschaft gestalten können.«, resümierte die Landwirtschaftsministerin in ihrem Schlusswort.

Universität Vechta

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