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Schlaganfall Lotsin Angela Winzmann (links) aus dem Sankt Ansgar Krankenhaus Höxter macht einen Hausbesuch bei Patientin Gabriele Kleinschmidt. Foto: Mario Leisle, Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Gütersloh, Schlaganfall, Politik will Patientenlotsen einführen

Gütersloh, Schlaganfall, Politik will Patientenlotsen einführen

Gütersloh (ots)

Die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe hat am 18. März 2022 ihren Jahresbericht 2021 vorgelegt. Die #Schlaganfall Versorgung in Deutschland geschieht auf hohem Niveau. Daran konnten auch zwei Jahre Pandemie nichts ändern. Potenziale für weitere Verbesserungen sieht man vor allem in der Nachsorge.

Akutversorgung flächendeckend gut

338 #Stroke #Units – Schlaganfall Spezialstationen – hat die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft als medizinische Fachgesellschaft bis Ende 2021 zertifiziert. Im vergangenen Jahr stieg vor allem die Zahl der telemedizinisch vernetzten Stationen von 18 auf 23. So ist nun auch in ländlichen Regionen eine nahezu flächendeckend gute Akutversorgung gewährleistet. Anders als in Frankreich oder Italien litt die Qualität der Akutversorgung in Deutschland nicht unter der #Corona #Pandemie.

Die Behandlung der Patienten geschieht auf Grundlage einer neuen S2e Leitlinie zur Versorgung des akuten ischämischen Schlaganfalls, die 2021 unter Federführung der Fachgesellschaften entstand. Sie berücksichtigt die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Herausforderung Corona

Auswirkungen zeigte die #Covid 19 Pandemie jedoch auf die Schlaganfall #Nachsorge. Viele Betroffene berichteten von zeitweise deutlichen Einschränkungen in der therapeutischen Versorgung. Die Kontaktbeschränkungen bereiteten vor allem der Schlaganfall #Selbsthilfe Sorgen. Zu Beginn der Pandemie engagierten sich rund 12.000 Patienten in 350 Selbsthilfegruppen. Eine Umfrage ergab, dass unter der Pandemie der Kontakt zu etwa einem Drittel der Mitglieder verloren ging. Insbesondere kleinere Gruppen im ländlichen Raum sind in ihrer Existenz bedroht. Mit einem Förderfonds soll die Selbsthilfearbeit 2022 neu belebt werden.

Die Verunsicherung vieler Betroffener machte sich auch in der Nutzung der Informationsangebote und Beratungsangebote bemerkbar. So verzeichnete ein #Online Artikel zur Sinusvenenthrombose, einer sehr seltenen Nebenwirkung der Covid 19 Impfung, im Frühjahr 2021 an einem einzigen Tag 10.000 Aufrufe. Ein Trend, den auch Berater bestätigen. Informationsangebote waren gefragt wie nie zuvor. In nur 3 Jahren hat sich die Zahl der Nutzer der Website verfünffacht. Mehr als 1,5 Millionen Besucher verzeichnete die Seite 2021.

Unter Lockdowns und Kontaktbeschränkungen haben insbesondere jene Menschen gelitten, die aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität schon vorher stark von Einsamkeit bedroht waren. Der zunehmenden Isolierung begegnete man mit der Einführung neuer Online Formate. Die internetbasierten Patientenveranstaltungen waren unerwartet gut frequentiert. Für Internet Unerfahrene wurden technische Einführungen angeboten.

Politik will Patientenlotsen einführen

2021 endete das Innovationsfonds Projekt »Stroke OWL«, eines der größten Modellprojekte mit Patientenlotsen in Deutschland. 1.600 Schlaganfallpatienten wurden 1 Jahr lang in der Nachsorge begleitet. Erste Ergebnisse zeigen, wie positiv sich das Engagement der Lotsen auf die Lebensqualität und Adhärenz der Patienten auswirkt. Mehr als die Hälfte von ihnen gaben an, durch die Lotsen stärker auf die Medikamenteneinnahme, auf ausreichende Bewegung und eine ausgewogene Ernährung zu achten. In der Modellregion Ostwestfalen-Lippe werden die Lotsen bereits durch die #Krankenkassen weiterfinanziert.

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde Ende 2021 auch politisch eine hohe Hürde genommen. Die neue Regierung will noch in dieser Legislaturperiode einen geregelten Weg finden, damit erfolgreiche Förderprojekte wie die der Patientenlotsen in die Regelversorgung überführt werden. »Die Lotsen sind im Koalitionsvertrag verstetigt, das ist schon mal ein Riesenerfolg«, kommentiert Barbara Steffens, Landeschefin einer nordrhein-westfälischen Krankenkasse, die Konsortialpartnerin im Modellprojekt »Stroke OWL« war. Die wohl wichtigste Frage wird nun sein, aus welchen Mitteln die Patientenlotsen künftig bezahlt werden sollen. »Ich kann mir sehr gut Mischfinanzierungen vorstellen. Aber das muss man im Großen mit den Koalitionsfraktionen diskutieren«, so Steffens.

In ähnlichen Modellen denkt Dr. Michael Brinkmeier: »Damit Lotsen frei von Interessen anderer im Sinne der Hilfesuchenden agieren können, braucht es eine gerechte Finanzierung und ein Neudenken der bestehenden, oft starren Logiken der Sozialgesetzbücher. Als Stiftung besitzen wir von Natur aus einen langen Atem, den es zur Umsetzung solcher Innovationen braucht. Mit dieser Stärke wollen wir das Thema weiter vorantreiben.«

Weitere Stärkung der Schlaganfall Nachsorge

Neben den Patientenlotsen stehen 2022 weitere Projekte zur Verbesserung der Nachsorge auf der Agenda. Gut angenommen wird die Qualifizierung von Sanitätshäusern in der Beratung Betroffener. Die ersten fünf Unternehmen schlossen die Schulungen im vergangenen Jahr ab, weitere fünf folgen im Frühjahr 2022. Die Nachfrage ist unvermindert groß.

Bis Ende 2021 konnte die Stiftung gemeinsam mit regionalen Partnern 572 ehrenamtliche Schlaganfallhelfer in acht Bundesländern ausbilden. Aufgrund der Pandemie waren deren Aktivitäten jedoch stark eingeschränkt. 2022 möchte man das Programm ausbauen und sucht weitere Partnerorganisationen in allen Regionen Deutschlands. Die Ehrenamtlichen erhalten eine Grundlagenschulung in 4 bis 5 Wochenendmodulen, um Betroffene im Alltag zu unterstützen, ihnen regionale Hilfeangebote zu vermitteln und Angehörige zu entlasten. Seit Anfang 2021 können Interessenten die Schulung auch #online absolvieren.

»Keine Angebote«, »zu weit weg« oder »alles belegt« – das sind einer #Online #Umfrage zufolge die häufigsten Gründe, weshalb Betroffene keinen #Rehasport betreiben. Deshalb wurde 2021 das Modellprojekt »SPORTnachSCHLAG« in Nordrhein-Westfalen, unterstützt durch die Landesregierung und die Landes und Kreissportverbände, gestartet. Das Projekt entwickelte sich zu einem großen Erfolg: Bis Ende 2021 konnten 59 Vereine in NRW für das Projekt gewonnen werden. Sie erhalten 2022 eine Förderung, um Übungsleiter auszubilden und neue Gruppen zu gründen.

»SPORTnachSchlag« für Betroffene

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