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Gütersloh, CHE, neuer Höchststand, 66.000 Studenten ohne Abitur in Deutschland

Gütersloh, CHE, neuer Höchststand, 66.000 Studenten ohne Abitur in Deutschland

Gütersloh, 28. März 2022

Immer mehr Personen nutzen in Deutschland die Möglichkeit, sich über den beruflichen Weg für ein Studium zu qualifizieren. Aktuell studieren in Deutschland rund 66.000 Personen ohne Hochschul und Fachhochschulreife. Zu diesem Ergebnis kommt das diesjährige Monitoring des #Centrums für #Hochschulentwicklung (CHE). Die meisten beruflich qualifizierten Erstsemester schreiben sich anteilig in Thüringen, Hamburg und Bremen ein. Erstmals beginnen mehr Frauen als Männer ein Studium ohne Abitur.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der Studienanfänger ohne Abitur mehr als vervierfacht. Schrieben sich im Jahr 2002 noch 3.240 beruflich qualifizierte Erstsemester ein, sind es mit aktuell 15.161 so viele wie nie zuvor. Damit klettert auch deren Anteil an allen Studienanfänger im Bundesgebiet auf ein neues Hoch von 3,1 Prozent. Die Zahl der Studenten ohne Hochschul- und Fachhochschulreife ist gegenüber dem Vorjahr um 2.060 Personen auf nun rund 66.000 gewachsen. Das entspricht einem Anteil von 2,2 Prozent an der gesamten Studentenschaft in Deutschland.

»Früher gab es die strikte Trennung von beruflicher und akademischer Bildung. Heute gehören beide Bereiche nachschulischer Bildung immer selbstverständlicher zu ein und derselben Bildungsbiografie«, sagt Frank Ziegele. »Dies zeigt die seit Jahren konstant wachsende Gruppe der Studenten, die über den dritten Bildungsweg auf einen deutschen Campus gelangen«, so der Geschäftsführer des CHE.

Regionale Unterschiede zeigen sich im Bundesländervergleich. Mit einem Erstsemesteranteil von 10,8 Prozent liegt erstmals Thüringen auf dem 1. Rang, gefolgt von dem bisherigen Spitzenreiter Hamburg (4,7 Prozent) und Bremen (3,7 Prozent), welches seinen 3. Platz aus dem Vorjahr halten kann. Hauptgrund für den Spitzenplatz von Thüringen ist die IU Internationale Hochschule, die ihren Hauptstandort von Nordrhein-Westfalen nach Erfurt verlegt hat.

Mit 2.538 beruflich qualifizierten Studienanfängern 2020 hat die private IU Internationale Hochschule auch der staatlichen Fernuniversität Hagen den Rang der am stärksten beim Studium ohne Abitur nachgefragten Hochschule im Bundesgebiet abgelaufen. Ein Grund dafür könnte die starke Ausrichtung der IU auf das Fernstudium sein. Die FernUniversität Hagen steht mit 1.339 Erstsemestern ohne Abitur nun bundesweit auf Platz zwei. An dritter Stelle folgt erneut eine private Einrichtung. Die hessische Diploma Hochschule weist mit 587 Studienanfängern ohne Hochschul- und Fachhochschulreife allerdings einen großen quantitativen Abstand auf.

»Der quantitative Zuwachs beim Studium ohne Abitur ist keine flächendeckende Entwicklung, sondern wird vor allem durch Hochschulen vorangetrieben, die mit ihrem Angebot den Bedürfnissen von beruflich Qualifizierten spezifisch entgegenkommen«, erklärt Sigrun Nickel, Expertin für das Themenfeld »Studieren ohne Abitur« beim CHE. Attraktiv seien für diese Zielgruppe neben einem umfassenden Fernstudienangebot vor allem Möglichkeiten zum berufsbegleitenden Studium sowie Studienangebote im #Blended #Learning Verfahren, das heißt einer Kombination aus Präsenzphasen an der Hochschule und Selbstlernphasen zu Hause.

Die Bedeutung der Universitäten nimmt im Vergleich der Hochschultypen stetig ab. Entschieden sich 2011 noch die Hälfte aller Erstsemester ohne Abitur für ein Studium an einer Universität, sind es jetzt nur noch ein Viertel. Rund neun von zehn der beruflich qualifizierten Studenten sind in einem Bachelorstudium eingeschrieben. Einen Masterstudiengang absolvieren lediglich 12 Prozent aller Studenten ohne Abitur im Bundesgebiet. Im Vergleich dazu fällt der Anteil der MasterStudenten in der Gruppe aller Studenten mit Abitur mit 26 Prozent mehr als doppelt so hoch aus.

Ausgewertet wurden die Daten für die CHE Publikation »Update 2022: Studieren ohne Abitur in Deutschland« auch im Hinblick auf die Geschlechterverteilung: Hierbei ist erstmals die Zahl der Studienanfängerinnen ohne Abitur größer als die der Studienanfänger. »Das steigende Interesse von Frauen ohne Abitur an einem Studium hängt auch mit dem Studienangebot im Bereich Gesundheit und Pflege zusammen. Aktuell entscheidet sich jede fünfte Studienanfängerin für ein Studienfach aus dem Bereich Medizin und Gesundheitswissenschaft«, erläutert Sigrun Nickel.

Seit der Reform der Studienplatzvergabe für das Medizinstudium haben sich auch die Zugangsmöglichkeiten für Personen ohne Abitur verbessert. Hier hat sich die Zahl der Studenten, die sich allein über ihre Berufserfahrung qualifiziert haben, zwischen 2014 und 2020 von 534 auf 1.071 verdoppelt. Bei der Bewerbung für einen Studienplatz im Bereich Human oder Zahnmedizin ersetzt die Note der Meister- oder Fachwirtprüfung die Abiturnote. Weitere Informationen zum Bewerbungsverfahren finden sich in einem Ratgeber aus der Reihe »CHE kurz + kompakt« für #Medizin und »Studieren ohne Abitur« für alle weiteren Fächer.

Voraussetzungen für die Bewerbung um einen Studienplatz ohne allgemeine Hochschulreife und Fachhochschulreife sind in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von Berufserfahrung. Je höher die im Beruf erworbene Qualifikation der Studieninteressierten ist, desto größer ist auch die Auswahl an Studiengängen, die studiert werden können.

Ausführliche weitergehende Informationen bietet der Online Studienführer www.studieren-ohne-abitur.de. Dort finden sich viele aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zur Entwicklung auf Bundes- und Länderebene. Datengrundlage sind Angaben des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2020. Studieninteressierte ohne hochschulische Zugangsberechtigung finden hier fundierte Informationen zu den Zugangsmöglichkeiten und den mehr als 8.000 Studienangeboten der Hochschulen. Zusätzlich bietet das Portal zahlreiche nützliche Informationen und Serviceangebote wie einen Qualifizierungs- und Beratungscheck. Die Publikation »Update 2022: Studieren ohne Abitur in Deutschland« bietet einen Überblick über aktuelle Entwicklungen zum Thema, die Autorinnen sind Sigrun Nickel und Anna-Lena Thiele.

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