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FC Gütersloh, das große Interview, Jarno Peters spricht über Jens Lehmann, Manuel Neuer und den FCG

FC #Gütersloh, das große Interview, Jarno Peters spricht über Jens Lehmann, Manuel Neuer und den #FCG

Die Nummer 1 trägt beim FC Gütersloh die Nummer 13. Jarno Peters hat schon in der Jugend bei Borussia Dortmund, Arminia Bielefeld und dem VfL Osnabrück im Tor gestanden. Später ging’s dann wieder zu Arminia und schließlich über ein paar Umwege zum FC Gütersloh. Seit drei Jahren spielt der 28jährige für den FCG und ist ein absoluter Leistungsträger. Nach dem Heimspiel gegen Erndtebrück und vor dem Auswärtsspiel in Wattenscheid sprach FCG-Vorstand Helmut Delker mit Jarno Peters über den besonderen Job des Torhüters und den FCG. Das Interview ist im Stadionmagazin für die Heimspiele gegen Sportfreunde Siegen am 5. Mai 2022 und gegen den FC Eintracht Rheine am 8. Mai erschienen.

Jarno, man sagt ja schon mal, dass Torhüter eine Macke haben. Hast Du auch eine?

Mit Sicherheit, ich denke sogar mehrere. Ich bin aber sicherlich kein verrückter Torwart. Grundsätzlich ist da aber etwas dran, wenn man sich aus zwei Metern abschießen lässt. Wenn man das freiwillig macht und das immer wieder, muss man ja einen am Helm haben …

Wie bist Du Torwart geworden?

Das war damals in meinem Dorfverein …

… Du meinst den SC Altenrheine …

Genau, da war es Zufall, dass ich mal ein Spiel im Tor gemacht habe. Mein damaliger Jugendtrainer, der auch viel Ahnung vom Fußball hat, meinte, ich hätte sehr viel Potenzial. Ich war also nicht kleine Dicke, der ins Tor musste. Es war jedenfalls eine Empfehlung vom Trainer und das schon sehr früh in der F-Jugend. Seitdem bin ich im Tor, habe zwischendurch aber auch gerne mal im Feld gespielt. Und ich denke, das ist auch heute noch fußballerisch ganz in Ordnung.

Gibt es auch einen Torwart, der Dich geprägt hat? Vor der WM 2006 haben sich ja Oliver Kahn und Jens Lehmann ein Duell um das deutsche Tor geliefert. Da warst Du ja so 12 oder 13 Jahre alt …

Tatsächlich ist einer meiner großen Vorbilder Jens Lehmann gewesen. Zumindest in Deutschland hat er mehr Wert aufs fußballerische gelegt und war anders als Oliver Kahn. International habe ich damals von der Spielart viel auf Edwin van der Sar (damals Torhüter der Niederlande und von Manchester United) geschaut, weil er mehr aufs fuballerische Wert gelegt hat. Heute schätze ich auch Jan Oblak sehr. Er strahlt bei Atletico Madrid eine brutale Ruhe aus und ist keiner, der eine Show macht. Aber die WM 2006 mit Jens Lehmann und dem Elfmeterzettel waren schon sehr prägend, auch wenn Jens sicherlich auch einen am Helm hat [schmunzelt] …

Wie sehr hat Manuel Neuer Dich beeinflusst? Er hat ja das Torwartspiel revolutioniert …

Ja, klar. Manuel Neuer ist seit der WM 2010 der beste Torwart der Welt. Früher hat er aber auch relativ hektisch gewirkt, war ein wenig verspielt wie ein HB-Männchen. Mittlerweile strahlt er aber auch diese Ruhe aus. Ich denke, dass kommt auch mit dem Alter. Ich möchte ihn nicht mit Oliver Kahn zu seiner besten Zeit vergleichen. Bei Oliver habe ich ja auch vom Alter her damals nicht alles mitbekommen. In der Zeit, die ich überblicken kann, hat Manuel Neuer aber das Torwartspiel auf eine ganz andere Ebene gehoben.

Mit Berkay Yilmaz und Patrick Richter hat der FCG zwei weitere sehr gute Torhüter. Das Verhältnis unter Torhütern ist ja sicherlich nicht einfach. Auf der einen Seite trainiert man immer zusammen, auf der anderen Seite gibt es nur einen Platz im Tor. Wie ist das bei Euch?

Tatsächlich habe ich das schon ganz anders erlebt, wo einfach mehr Reibung drin war. Wir Drei haben ein super Verhältnis. Da gibt es kein Gefühl von Neid. Wir trainieren jeden Tag richtig gut zusammen. Die Einstellung ist von Allen überragend. Ich bin da sehr froh drum, dass es bei uns diesen klassischen Neidaspekt nicht gibt. Wir haben einfach einen sehr guten Austausch. Natürlich kann am Ende im Tor nur einer spielen. Deshalb ist diese Position auch speziell.

… und Berkay hat ja auch schon oft bewiesen, dass er voll da ist, wenn er gebraucht wird. Zum Beispiel als der FCG gegen den Abstieg gekämpft hat, hat er die Mannschaft mit gerettet …

Berkay ist überragend. Rein vom Torhüterspiel auf der Linie hat er eine sehr gute Quote. Futsal passt bei ihm ja auch bestens. Er ist einfach ein cooler Typ. Ich mag einfach Beide und bin froh, dass es bei uns diese Sticheleien nicht gibt.

Und Patrick Richter ist ja gleichzeitig auch unser Torwarttrainer. Trainer Julian Hesse hält sehr große Stücke auf ihn. Wie ist Patrick als Trainer? Er ist ja auch noch etwas jünger als Du …

Patrick und Julian ergänzen sich sehr gut, weil Beide sehr ehrgeizig sind und Beide relativ »lehrbegierig« sind, wenn man das so sagen kann. Patrick hospitiert ja sehr viel, hat sich viel beim Torwarttrainer in Hoffenheim abgeschaut. Man sieht den Torwartstil, den er machen will. Ich hatte das noch nie, dass der Torwarttrainer auch das Torwarttraining absolviert. Da kann er natürlich die Belastung besser steuern, weil er die Übungen mitmacht. Das macht er in seinem jungen Alter unfassbar gut. Das Training ist richtig gut, hochmodern und natürlich auch mal anstrengend.

Als Torwart muss man schon Extremsituationen überstehen – nicht nur beim Elfmeterschießen. Ich denke da zum Beispiel an das Heimspiel gegen Westfalia Rhynern. Da bekam Rhynern Sekunden vor Schluß einen zweifelhaften Elfmeter. Es stand 2 zu 1 für den FCG und Du stehst im Tor. Was ist Dir da vor dem Elfmeter durch den Kopf gegangen?

Beim Elfmeter weißt Du, dass Du der Held werden kannst – gerade in dieser Situation. Du versuchst den Ball natürlich zu halten. In diesem Fall ist der Ball an die Latte gegangen und das war auch cool. Man weiß einfach beim Elfmeter als Torwart: Du kannst eigentlich nicht verlieren. Ich kannte den Spieler aus Hamm, wusste deshalb ungefähr, was er vor hat, weil wir da zusammen gespielt haben. Letztendlich war’s gut, dass er ihn so unter die Latte geschossen hat.

… vielleicht hat er deshalb auch versucht, den Elfmeter anders zu schießen, weil Ihr Euch kanntet. Ich denke da noch an ein Foto von Jens Dünhölter, wo Du in die andere Ecke unterwegs bist und erschrocken zum Ball schaust, der an die Latte knallt …

Da hofft man einfach nur, wenn der Ball in die andere Richtung geht. Schießt er drüber? Schießt er daneben? Oder irgendwohin, dass der Ball nicht reingeht? In diesem Fall war es sehr knapp, weil der Ball an die Unterkante der Latte ging und da gibt es dann ja auch noch den Abpraller … letztendlich sind Elfmeter aber eine Sache, die Torhüter lieben. Man hat nichts zu verlieren, sondern nur etwas zu gewinnen. Anders ist das bei Situationen im Spiel. Wenn man da nicht hundertprozentig da ist und Fehler macht, ist es bei uns oft mit einem Tor verbunden. Für einen Torhüter ist es das Wichtigste, dass man sich davon nicht runter ziehen lässt. Fehler passieren auch in der Bundesliga, aber da ist dann die Frage, wie ist meine Reaktion darauf? Bin ich danach total von der Rolle oder habe ich dann trotzdem den Fokus auf mein Spiel? Das ist sicher die anspruchvollste Position im Fußball, wie es auch Marco Kostmann (neuer Trainer von Arminia Bielefeld) mal gesagt hat.

Es ist ja klar, ein Torwart will immer zu Null spielen. Wie ist das bei einem 5:3 wie zum Beispiel jetzt gegen TuS Erndtebrück? Sagst Du dann »Schwamm drüber! Hauptsache, gewonnen«? Oder nimmst Du dann Frust mit nach Hause?

Das erste Tor von Erndtebrrück muss man einfach mal akzeptieren. Das hat er gut gemacht. Das zweite Tor muss schon nicht sein und beim dritten Tor gab es von uns zuwenig Gegenwehr. Das Gefühl kannten wir noch nicht, dass wir sehr früh schon hoch geführt haben. Gefühlt war es dann in der Schlußphase ein Sommerkick und das ärgert einen dann schon. Andererseits haben wir fünf Tore geschossen. Wenn das so bleibt und wir hinten wieder weniger Gegentore bekommen, ist alles gut.

Oft steht ja die Null beim FCG. Wir kassieren die wenigsten Gegentore in der Liga. Was ist das Erfolgsrezept? Das kann ja nicht nur am Torwart liegen …

Nein, natürlich nicht. Wir haben in der Mannschaft schon verinnerlicht, wie wir verteidigen wollen. Und das bekommt auch die ganze Mannschaft hin. Wir hatten reativ viele Ausfälle, aber hinten in dieser Dreier-Konstellation mit Lars Beuckmann, Marcel Lücke und mir haben wir fast alle Spiele gemacht. Auch wenn Markus Baum reinkommt, funktioniert es, weil die Abläufe relativ gleich sind. Wir sprechen auch viel. Ich denke, das ist auch eine meiner Stärken, die Mannschaft relativ gut einzustellen.

Du spielst seit drei Jahren für den FC Gütersloh. Ist Dir schon aufgefallen, dass Du ab der kommenden Saison die vierte Saison für den FCG spielst und damit fast solange wie für Arminia Bielefeld, wo Du 4 Jahre gespielt hast?

Die Dauer ist ja durch Corona etwas reduziert worden. In diesem Jahr wird es wohl meine erste FCG-Saison, die auch zu Ende gespielt wird. Ich habe 46 Oberligaspiele für den FCG gemacht. Normalerweise wäre ich jetzt bei knapp unter 100.

Bist Du hier heimisch geworden?

Auf jeden Fall. Als aktiver Spieler wird es für mich sicherlich keinen anderen Verein mehr geben. Es sei denn, ich müsste mal aus beruflichen Gründen umziehen. Meine Frau, meine Tochter und ich fühlen uns sehr wohl in Ostwestfalen-Lippe bzw. in Bielefeld. Hier beim FCG ist Vieles gegeben, was mir wichtig ist. Im Umfeld funktioniert es. Wir haben vernünftige Trainingsbedingungen und ein vernünfties Trainerteam. In den drei Jahren haben wir auch eine stetige positive Entwicklung genommen. Hier entsteht was, hier wächst etwas Drumherum und hier wächst auch etwas in der Mannschaft, Und da macht es Spaß zu bleiben. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich noch spiele, aber ich kann mir hier später auch eine andere Rolle vorstellen. Im Trainerbereich beispielsweise …

Du hast ja noch Vertrag und bleibst bei uns. Was möchtest Du mit dem FCG als Spieler noch erreichen?

Schwierige Frage, also maximalen Erfolg! Man muss aber auch aufpassen, wie man das sagt. Ich habe das Gefühl, dass man im Umfeld relativ schnell nach dem letzten Jahr viel Erfolg wollte. Das ist ja auch richtig, wenn man aus neun Spielen acht Siege und ein Unentschieden holt. Ich fand aber auch, dass wir damals viele Spiele knapp gewonnen haben und auch ein wenig Glück hatten. In dieser Saison ist das anders. Trotzdem sage ich, dass ich maximalen Erfolg möchte.

Vor dem Spiel gegen Erndtebrück habe ich zu Nick Flock gesagt: Ich hätte schon Bock darauf, dass mal Preußen Münster oder Rot-Weiss Essen kommen und dann mit 1.500 oder 2.000 Gästefans. Dann bin ich mal gespannt, was hier los ist. Ich glaube einfach, diese Stadt hat unfassbar viel Potenzial und gehört sicherlich auch eher in die Regionalliga. Das wäre jedenfalls schon cool, wenn in den nächsten zwei Jahren, in denen ich noch Vertrag habe, Regionalliga auf dem Papier steht. Allerdings würden wir dann auch vor ganz andere Probleme gestellt und sicherlich deutlich mehr Gegentore als jetzt kassieren.

Danke, Jarno Peters! Dir und der Mannschaft weiterhin viel Erfolg!

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