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Gütersloh, ADFC und VCD zum Bürgerantrag der »Allianz fürs Auto«, Gespräch zwischen Verkehrsverbänden und »Einzelhandelssprecher«
Der #Allgemeine #Deutsche #Fahrrad #Club (ADFC), der #Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der #Einzelhandelsverband sind sich einig: Gütersloh braucht eine attraktive Innenstadt mit hoher Aufenthaltsqualität. Das ist ein Ergebnis des Gesprächs zwischen Mitgliedern beider Verkehrsverbände mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des HDE Nordrhein Westfalen, Rainhard Schorcht, in dieser Woche.
An Stellen, die schon begrünt sind, wie am #Dreiecksplatz aber auch am Konrad Adenauer Platz, lässt sich feststellen, dass die Menschen längere Zeit verweilen und dabei auch die Angebote der #Gastronomie nutzen. »Ich empfehle auch mal nach Warendorf zu schauen. Der Marktplatz ist im Sommer voll mit Menschen, die dort essen und trinken. Und das auch deshalb, weil Autos weit und breit nicht zu sehen sind – dafür jedoch jede Menge Fahrräder«, so Fritz Spratte, Vorstandsmitglied im ADFC Kreisverband.
»Wir müssen die Innenstadt jetzt für die Zukunft aufstellen. Gelingt es uns, die Stadt zu beleben, profitiert davon nicht nur die Gastronomie, sondern natürlich auch der Einzelhandel«, so Spratte weiter. Dafür seien Autos, die Lärm und Abgase erzeugen sowie jede Menge Platz verbrauchen aber hinderlich. Das wird auch mit der jüngsten Kommunalumfrage deutlich. Dort heißt es: »Zukünftig verliert die Erreichbarkeit mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) aus Sicht der Kommunen an Relevanz. Der Bedeutungsverlust des MIV bezieht sich dabei nicht allein auf die Großstädte. Auch bei den anderen Gemeindegrößenklassen verliert die Erreichbarkeit des Zentrums mit dem MIV innerhalb der Kommune sowie aus anderen Kommunen an Bedeutung.«
Radfahren sicherer machen und Konflikte verringern
Auch an Kinder und Jugendliche oder Senioren, die kein Auto besitzen, müsse gedacht werden. »Unser oberstes Ziel als Fahrrad-Verein ist, dass die Radfahrenden unserer Stadt – egal welchen Alters und mit welcher Erfahrung – sicher, komfortabel und direkt mit dem Fahrrad fahren können«, erläutert Daniel Neuhaus, Vorsitzender des ADFC Kreisverbands Gütersloh. Nur, wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, würde es gelingen, deutlich mehr Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad zu bewegen.
Je höher der Anteil des Autoverkehrs ist und je größer die gefahrene Geschwindigkeit, desto höher ist dabei jedoch auch das Maß der Konflikte zwischen den Verkehrsarten. Der ADFC wünscht sich daher, auch im Interesse der Fußgänger, insbesondere im Innenstadtbereich weniger Autoverkehr. Aktuell würde immer noch das Auto priorisiert. »Das sehen wir alltäglich bei den Ampelanlagen, die fast alle für den Kfz-Verkehr optimiert sind, bei den gut ausgebauten Verkehrswegen und der enormen Parkfläche, die dem Autoverkehr zur Verfügung gestellt wird während beispielsweise simple Fahrrad Abstellbügel in der Innenstadt oder am Bahnhof absolute Mangelware und viele Radwege schmal und holprig sind«, so der ADFC Vorsitzende.
ADFC fordert weniger Durchgangsverkehr in der Innenstadt
»Der ADFC hat – anders als im ›Bürgerantrag‹ der sogenannten ›Allianz fürs Auto‹ dargestellt – jedoch nie gefordert, die Innenstadt komplett autofrei zu gestalten. Wir treten dafür ein, dass die relevanten Ziele auch mit dem Auto erreichbar bleiben. Das betrifft zum Beispiel Wohnungen und Praxen, Tiefgaragen und Parkhäuser oder die Anlieferung von Geschäften«, erläutert Neuhaus. »Wir treten aber gleichzeitig dafür ein, dass der Kfz-Durchgangsverkehr, der die Innenstadt nur als Abkürzung missbraucht, soweit es geht aus der Kernstadt herausgehalten wird und stattdessen die dafür gebauten Ringstraßen nutzt«. An diesem Autoverkehr hätten doch auch die Gastronomie und der Einzelhandel kein Interesse, so der ADFC Vorsitzende.
Ein VCD Sprecher verweist auf das allen politischen Fraktionen und Verbänden vorgestellte »Groninger Modell«. »Wer zu flüchtig hinhört, bei dem bleibt vielleicht hängen, es würde Autos verbieten. Das ist jedoch gar nicht das Ziel des Modells«. Er erläutert, dass jedes Grundstück und Geschäft weiterhin mit dem Auto erreichbar sei. Lediglich das direkte Durchqueren der Innenstadt und Wohnquartiere für Kraftfahrzeuge wird erschwert.
Abstellmöglichkeiten am Innenstadtrand wie am Marktplatz oder der Weberei könnten zudem dabei helfen, den Autoverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. »Vielleicht kann man auch darüber nachdenken, ein kleines Shuttle durch die Innenstadt und zwischen diesen Parkplätzen pendeln zu lassen. In der slowenischen Hauptstadt Ljubljana habe ich den ›Kavalir‹ kennengelernt. Das sind kleine Elektrofahrzeuge, die durch die Fußgängerzone fahren und die insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen, aber auch für Besucher von außerhalb eine tolle Hilfe sind. Zudem ist es dort ein kostenloses Angebot. Ich war begeistert von dieser Idee«, so der ADFC Vorsitzende.
Umsatzpotenuial von Radfahrern und Fußgängern unterschätzt
»Häufig wird von den Händlern unterschätzt, wie wichtig Radfahrer und Fußgänger für ihre Geschäfte sind«, gibt der VCD Sprecher zu bedenken. Die Studienlage zeige dabei, dass Autofahrer zwar pro Einkauf mehr ausgeben, dafür jedoch kommen Radfahrer und Fußgänger deutlich öfter in den Läden vorbei. »Solche Erhebungen gibt es für viele große und kleine Städte in Deutschland und im Ausland. Durch die häufigeren Einkäufe lassen Radfahrende und insbesondere Fußgänger im Mittel mehr Geld im Einzelhandel als Autofahrende«, sagt Kupferschmidt.
Verkehrssektor muss Kohlendioxid einsparen.
Er erinnert daran, dass das Pariser Klimaabkommen für Deutschland ratifiziert wurde und so Gesetzesstatus erlangt habe. Das bedeute für den Verkehrssektor in Gütersloh umgerechnet eine Reduktion des CO2 Ausstoßes um 48 Prozent bis 2030. Daran müssten sich alle Maßnahmen orientieren. Elektroautos alleine reichten nicht. Die Zeit sei knapp, aber die Ziele würden von den wichtigsten Akteuren akzeptiert. Diese große Gemeinsamkeit vieler Interessenverbände sei eine hervorragende Grundlage für das Handeln der Gütsler Stadtgesellschaft. »Mit dieser Vorgabe müssen wir gemeinsam und offensiv umgehen. Jede Verzögerung bringt gerade für die jungen Menschen unserer Stadt eine gefährliche Zukunft. Die Politik muss der Verwaltung hier klare Ziele vorgeben. Das fehlt bislang.«
Weiteres Vorgehen
»Wir haben mit dem HDE Sprecher vereinbart, dass wir auf das gute Gespräch aufbauen und in einem Termin nach den Sommerferien auch mit den hinter dem Antrag stehenden weiteren Personen in etwas größerer Runde sprechen«, kündigt Neuhaus an. »Von unserer Seite steht das Angebot zum Dialog!«
Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) ist mit mehr als 200.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad – Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Im Kreis Gütersloh ist der Verein mit einem eigenständigen Kreisverband vertreten. Die ehrenamtlichen Aktiven im Kreisverband Gütersloh engagieren sich als Interessenvertretung im Kreis Gütersloh für die Belange der Radfahrer. Sie stellen Kontakt her zur Verwaltung und Behörden, präsentieren den Verein und seine Dienstleistungen an Infoständen und bieten jedes Jahr ein Angebot an geführten Radtouren an.
Über den VCD
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) arbeitet seit 1986 als gemeinnütziger #Umweltverband für eine umweltverträgliche und sozialverträgliche, sichere und gesunde #Mobilität. Dabei wird er von mehr als 55.000 Mitgliedern und Spendern unterstützt. Als ökologischer Verkehrsclub fördert er ein sinnvolles Miteinander aller Verkehrsmittel. Der VCD versteht sich als die Interessensvertretung für alle umweltbewussten mobilen Menschen und sieht sich gleichzeitig Ökologisches Korrektiv in der #Verkehrspolitik.
Das Ziel ist die Verkehrswende, damit alle Menschen – egal ob in der Stadt oder auf dem Land – mit Bus, Bahn, Rad, zu Fuß und mit geteilten Fahrzeugen unterwegs sein können und niemand mehr auf ein eigenes Auto angewiesen ist. Damit in Zukunft die Mobilität komfortabel, sicher und bezahlbar ist und der Verkehr das #Klima schont, frei von Schadstoffen ist und niemanden das Leben kostet. Die Verkehrswende sorgt dafür, dass es statt Blech, Lärm und Enge in den Städten, Raum zum Verweilen, Spielen, sich Begegnen und zum Durchatmen gibt.