Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Kennzeichenscanner in Brandenburg, Piraten Klage erfolgreich
Berlin, 7. August 2022
Die jahrelange Praxis Brandenburgs, mithilfe von #Kennzeichenscannern im Aufzeichnungsmodus alle Fahrzeugbewegungen auf den Autobahnen des Landes auf Vorrat speichern zu lassen, war illegal. Das #Landgericht #Frankfurt (Oder) entschied auf Antrag des Autofahrers Marko Tittel, Mitglied der #Piratenpartei Brandenburg, dass es keine #Rechtsgrundlage für die bundesweit einzigartigen Anordnungen brandenburgischer Staatsanwaltschaften gebe (Aktenzeichen 22 Qs 40/19) [1]. Eingestellt worden war die verdachtslose #Kfz Massenerfassung in Brandenburg bereits Mitte vergangenen Jahres, jedoch fordert der CDU Innenminister des Landes eine Wiedereinführung per Landesgesetz [2]. Auch das Bundeskriminalamt hat in der Vergangenheit den Aufzeichnungsmodus genutzt [3].
Kläger Tittel begrüßt die Grundsatzentscheidung gegen eine wahllose Autofahrten #Vorratsdatenspeicherung: »Eine wahllose Vorratsspeicherung jeder Fahrt auf der Autobahn schafft gläsernen Autofahrer und setzt sie einem ständigen Überwachungsdruck aus, aber auch dem Risiko eines falschen Verdachts oder missbräuchlicher Nachverfolgung der persönlichen Lebensführung durch Unbefugte. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem jede Bewegung erfasst und gegen mich verwendet werden kann.«
Der Europaabgeordnete und Bürgerrechtler Dr. Patrick Breyer (Piratenpartei), der seit Jahren gerichtlich gegen den massenhaften Abgleich von #Kfz #Kennzeichen vorgeht, unterstreicht: »Der massenhafte Abgleich von Kfz-Kennzeichen führt selten und allenfalls zufällig einmal zur Aufklärung von #Straftaten. Auf der anderen Seite verschwendet er die wertvolle Arbeitskraft von Polizeibeschäftigten damit, die zu mehr als 90 Prozent falschen Treffermeldungen der fehleranfälligen Technik auszusortieren.Die permanente, massenhafte, und automatisierte Kontrolle der gesamten Bevölkerung droht wie ein Krebsgeschwür immer weitere Kreise zu ziehen: Heute zur Fahndung und Beobachtung, morgen für Knöllchen gegen Temposünder und zur #Diesel Fahrverbotsüberwachung, und übermorgen wird eine biometrische Gesichtserkennung an jeder Straßenecke eingeführt. Unter ständiger Überwachung können wir uns nicht frei verhalten!«
Hintergrund
Brandenburgs #Polizei betreibt 11 stationäre Kennzeichenscanner an neun Standorten im Land. Bundesweite Scannerstandorte veröffentlicht die Piratenpartei im #Internet auf einer Karte und ruft zur Mithilfe bei der Suche nach weiteren Standorten auf [4]. Das #Bundesverfassungsgericht hat wiederholt Landesgesetze zum Kfz Massenabgleich für teils verfassungswidrig erklärt. Bayern beispielsweise scannt an 15 Standorten Kfz Kennzeichen, um sie mit Polizeidatenbanken abzugleichen. Pro Monat werden so 8,5 Millionen Kennzeichen erfasst. 98 Prozent der Treffermeldungen waren falsch, weil der Scanner zum Beispiel ein »I« nicht von einer »1« und ein »O« nicht von einer »0« unterscheidet.
Quellen