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Von Charkiw nach Bielefeld, Hamdiya Alhassan aus Ghana flieht aus der Ukraine und studiert nun an der FHZoom Button

In der Ukraine studiert Hamdiya Alhassan Biomedical Engineering, an der FH belegt sie nun englischsprachige Kurse in Ingenieurwesen und Marketing. Foto: Patrick Pollmeier, FH Bielefeld, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Von Charkiw nach Bielefeld, Hamdiya Alhassan aus Ghana flieht aus der Ukraine und studiert nun an der FH

Von Charkiw nach Bielefeld, Hamdiya Alhassan aus Ghana flieht aus der Ukraine und studiert nun an der FH

Bielefeld, 5. September 2022

  • Als in der #Ukraine der #Krieg ausbrach, ist Hamdiya Alhassan Hals über Kopf geflohen – wie die meisten Einwohner von Charkiw. Dort hatte die Ghanaerin bereits zweieinhalb Jahre studiert. Die FH Bielefeld bietet ihr nun die Möglichkeit, ihre Pläne trotz aller Widrigkeiten umzusetzen – ein Erlebnisbericht von der Flucht und dem Ankommen in #Bielefeld.

Am Morgen des 24. Februars 2022 klingelt das Handy von Hamdiya Alhassan viel zu früh. Es ist 5.55 Uhr. Eine Freundin ist dran. »Ob ich die Explosionen nicht gehört hätte. Nein, ich hatte fest geschlafen, ich war erst spät ins #Bett gegangen«, erinnert sich die junge Frau aus Ghana, die seit zweieinhalb Jahren in Charkiw studiert. Dann bemerkt auch sie die Einschläge der russischen Artillerie. Zu dem Zeitpunkt hat die #Armee des »Bruderlandes« der Ukraine bereits die Grenze überquert, die nicht einmal 40 Autominuten vom Stadtzentrum entfernt ist.

Alhassan und ihre Mitbewohnerinnen im Studentenwohnheim beginnen, ihre Koffer zu packen. Die Freundin ruft noch einmal an. Ein Zug am Hauptbahnhof würde Menschen aus Charkiw herausbringen. Sie will Alhassan mit dem Taxi abholen. Doch das Taxi ist schon voll, so fährt sie allein. Unterdessen werden die Explosionen immer lauter. Von da an verliert Hamdiya Alhassan vollkommen das Gefühl für Zeit. Die Nacht verbringt sie im #Bunker. Am nächsten Morgen schafft sie es zum #Bahnhof.

Chaotische Szenen auf der Flucht – und eine Entscheidung für Deutschland

Von dort bis zur Fachhochschule Bielefeld war es jedenfalls noch ein langer Weg für die 21 Jährige. Bis sie einen Platz in dem hoffnungslos überfüllten Zug nach Lwiw hatte, während die Granateneinschläge näherkamen. Bis der Zug endlich in Lwiw eintraf. Bis sie sich zu Fuß bis zur polnischen Grenze geschleppt hatte. Und bis sie schließlich in Düsseldorf ankam, wo ihr Onkel sie empfing. Sie ringt immer noch um Fassung, wenn sie von diesen chaotischen, angstvollen Stunden erzählt.

»Ich wollte eigentlich nur noch nach Hause«, sagt sie. »There is no place like home.« Hamdiya Alhassan telefonierte mit ihrer Mutter in Ghana. »Sie sagte, entweder du kommst zurück. Oder du versuchst dort deine Ausbildung fortzusetzen. Und dafür habe ich mich dann entschieden.« So stieß sie auf das »Study On, Ukraine!«-Programm der Fachhochschule Bielefeld, das  Geflüchteten – auch aus Drittstaaten – ermöglicht, sich weiter zu qualifizieren, ein Studium in Deutschland zu planen oder die Zeit bis zu ihrer Rückkehr in die Ukraine sinnvoll zu nutzen.

Ein sehr theoretisches #Studium und kaum Kontakt zu Ukrainern

Alhassan hat die Chance mutig ergriffen. »Ich lebe jetzt bei einer richtig netten deutschen Familie und habe schon einige Kurse in Ingenieurwesen und Marketing belegt«, sagt sie. »Das ist nicht mein Spezialgebiet, aber es ist sehr interessant und hilft mir weiter.«

In Charkiw hat Hamdiya Alhassan Biomedical Engineering studiert – eine Kombination aus #Medizin, #Biologie und #Physik. »Aber das Studium hatte für uns keine klaren Zielvorgaben und war überwiegend theoretisch. Das scheint mir hier ganz anders zu sein«, sagt sie. Und auch das soziale Umfeld gefällt ihr in Bielefeld besser. »Während der ganzen Zeit in Charkiw habe ich so gut wie keine Ukrainer kennengelernt«, sagt sie. »In meiner Klasse waren hauptsächlich Muslime wie ich, aus Tunesien, dem Jemen und anderen arabischen Ländern.«

Vom tropischen Regenwald in einen eisigen Winter

Für Mutter und Vater Alhassan war es wichtig, ihrem zweitältesten von vier Kindern ein Studium in Europa zu finanzieren. Klimatische und politische Rahmenbedingungen fanden dabei wenig Beachtung. »Ich kam im Oktober 2019 in Charkiw an, und es war gleich unglaublich kalt«, erinnert sich die Frau, die in Kumasi, der bevölkerungsreichsten Stadt Ghanas, umgeben von tropischem Regenwald aufgewachsen ist und dort die Senior Highschool absolviert hat.

Auch die Kultur erwies sich als Herausforderung für Hamdiya Alhassan. »Meine Kommilitonen und ich wussten nicht viel über die Unterschiede im Christentum«, erzählt sie. »Aber es war ziemlich interessant, zweimal die langen Weihnachtsferien in einem orthodox-christlichen Land zu erleben. Es war eine völlig neue Erfahrung für uns und hat auch viel Spaß gemacht.«

Von der Universität in Charkiw kam keine Vorwarnung

Die Hintergründe des Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland waren Alhassan anfangs nicht bewusst. »Ich habe mich erst dort mit den Geschehnissen wirklich beschäftigt. Doch an der Universität wurde uns immer versichert, dass nichts passieren würde. Im Monat vor Kriegsausbruch bemerkte ich dann eine Veränderung in der Stadt: Viele Menschen hatten die Region verlassen, die U Bahn war plötzlich leer, überall wurde es ruhiger.« Bis am 24. Februar 2022 die russische #Artillerie das Feuer eröffnete. 2 von 3 Bürgern der 1,5 Millionen Metropole flohen. Rund 1.000 Wohngebäude wurden zerstört.

Deutsche Sprache, deutsche Freunde – und das Studium geht weiter

Ihr Studium in Charkiw will Hamdiya Alhassan trotzdem abschließen – online. »Bis zum Sommer 2023 sollte ich damit fertig sein«, sagt sie. »Und nebenher will ich mein Deutsch so verbessern, dass ich mein #Master Programm fortsetzen kann.« Auch das macht die FH Bielefeld mit ihren Deutschkursen für Flüchtlinge aus der Ukraine möglich.

Die Integration klappt für Alhassan in Bielefeld klar besser als in Charkiw. Dafür sorgte unter anderem der Verein zur Förderung internationaler Studierender in Bielefeld (ViSiB). »Ich wurde gebeten, auf dem Sommerfest des Vereins mein Heimatland vorzustellen«, sagt sie. »Daraus haben sich viele gute Kontakte ergeben.« Einige deutsche Freunde hat Hamdiya Alhassan inzwischen ebenfalls gefunden. Und mit der Sprache geht es gut voran. »Anfangs fand ich es sehr schwierig. Aber meine Gastfamilie spricht auch viel Deutsch mit mir. Und mit den Kids muss ich Deutsch reden, die können nämlich noch kein Englisch.«

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