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Mathematik, 37 Prozent Regel für die großen Entscheidungen des Lebens, das »Stop Loss Dilemma«Zoom Button

Foto: Jeswin Thomas, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Mathematik, 37 Prozent Regel für die großen Entscheidungen des Lebens, das »Stop Loss Dilemma«

Mathematik, 37 Prozent Regel für die großen Entscheidungen des Lebens, das »Stop Loss Dilemma«

  • Wie viele Optionen sollte man ausprobieren, bevor man sich festlegt? Das ist als »Stop Loss Dilemma« bekannt.

Maria wurde befördert und ist es leid, den Mann in der Wohnung über ihr auf seinem Waldhorn üben zu hören. Also bucht sie ein paar Besichtigungen bei ihrem Immobilienmakler und beginnt damit, sich Häuser und Wohnungen anzuschauen. Nachdem sie sich 3 Immobilien angeschaut hat, verliebt sie sich in ein Haus mit einem großen Hinterhof und einer schönen, offenen Küche. Außerdem hat die Schule um die Ecke einen hervorragenden Ruf. Sie entscheidet sich dafür, ein Angebot abzugeben.

In der folgenden Nacht tauchen in Marias Kopf aber Fragen auf: Was ist, wenn das nächste Haus besser ist? Sie kann den Gedanken nicht loswerden. Was ist, wenn das nächste Haus einen größeren Garten oder vielleicht eine Doppelgarage hat? Was ist, wenn es billiger ist?

Fast jeder kennt ähnliche Geschichten, egal ob man über Stellenangebote nachdenkt, ein neues Auto kauft oder neue Leute trifft. Oder wenn es um die Liebe geht: Mit wie vielen Menschen sollte man ausgehen, bevor man sich auf eine Beziehung einlässt? Das Problem betrifft die Mathematik und die Psychologie.

Die 37 Prozent Regel

Die mathematische Frage betrifft die Maximierung von Wahrscheinlichkeiten. Es stellt sich die Frage, wie lange man mit dem Ausprobieren von Optionen verbringt, um die besten Chancen auf eine erfolgreiche endgültige Entscheidung treffen zu können? Wie viele Frösche muss man küssen, um die Chance auf einen Prinzen zu optimieren?

Mathematiker haben die Zahl von 37 Prozent ermittelt. Die Grundidee ist, dass man, wenn man aus 100 Optionen wählen muss, die ersten 37 ausprobieren und verwerfen sollte. Die 37 Prozent Regel ist eine »Kalibrierungsphase«, in der man feststellt, was funktioniert und was nicht. Aus den abgelehnten 37 Prozent wählt man demnach die besten Optionen aus und behält die Informationen im Hinterkopf. Wenn nachfolgenden Optionen besser sind, sollte man dennoch bei der besagten Option bleiben, um das beste Endergebnis zu erzielen.

Wenn man Single ist und eine Beziehung anstrebt, trifft man sich ein paar Monate lang womöglich mit 10 potenziellen Partnern. Die 37 Prozent Regel besagt, dass man sich bei den ersten 3 Treffen amüsieren sollte – lachen und gemeinsam ein paar Drinks zu sich nehmen – aber kein 2. Date vereinbaren. Die 37 Prozent Regel besagt nun, dass das nächste Date, das besser als das beste der ersten 3 Dates ist, das optimale Date ist.

Brian Christian verwendet in seinem Buch »Algorithms to Live By: The Computer Science of Human Decisions« die 37 Prozent Regel: »Wenn Sie die besten Chancen haben wollen, die beste Wohnung zu bekommen, verbringen Sie 37 Prozent Ihrer Wohnungssuche (11 Tage, wenn Sie sich einen Monat Zeit für die Suche nehmen wollen) damit, unverbindlich Optionen zu erkunden. Lassen Sie das Scheckheft zu Hause – sie ›kalibrieren‹ sich gerade. Aber nach diesem Punkt sollten Sie bereit sein, sich sofort für die erste Immobilie zu entscheiden, die alles übertrifft, was Sie bereits gesehen haben. Das ist nicht nur ein intuitiv zufriedenstellender Kompromiss zwischen Ausprobieren und Entscheiden. Es ist die nachweislich optimale Lösung.«

Die Mathematik bietet die beste Antwort auf das Dilemma. Aber Menschen sind keine rationalen Wesen. Meist ist das Gegenteil der Fall. Wir sind wunderschön, ärgerlich, kreativ und chaotisch. Die Psychologie kann uns sagen, wie wir uns tatsächlich verhalten.

In der Psychologie und in der Ökonomie gibt es einen sogenannten »Explore Exploit Tradeoff«. Es wird gefragt, ob man einen garantierten »Gewinn« (»Exploit«) mitnimmt, oder das Risiko eingehen sollte, andere Optionen auszuprobieren, um ein zwar unbekanntes Ergebnis aber womöglich besseres Ergebnis zu erzielen (»Explore«). Das Ausmaß, in dem jemand ausprobiert oder sich entscheidet, hängt von vielen Faktoren und davon ab, wie neugierig oder risikofreudig derjenige ist.

Laut einer in »Nature« veröffentlichten Studie von Addicott et altera sind die Extreme – zu explorativ oder zu entscheidungsfreudig zu sein – negativ zu bewerten. Bei demjenigen, der sich zu schnell entscheidet, könnte das zur Gewohnheit werden, während derjenige, der zuviel zu viel ausprobiert, Gefahr läuft, ein »Alleskönner« zu werden.

Wer sich zu selten entscheidet, dem fehlt es an Motivation, und er langweilt sich womöglich. Wer sich zu schnell entscheidet, dem fehlt es an Fachwissen und er lernt wenig oder zu spät. Addicott und sein Team kamen zu dem Schluss, dass die vorteilhaftesten Verhaltensweisen die sind, die sich zwischen den beiden Extremen bewegen.

Natürlich sind Menschen zu unterschiedlichen Zeiten entscheidungsfreudiger oder entscheidungsschwächer. Teenager und Unternehmer neigen dazu, sich seltener oder langsamer zu entscheiden. Erwachsene und Manager entscheiden sich oft zu schnell.

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