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Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM), Appell an EU: Rettet die Thunfische im Indischen Ozean, schützt unsere Ozeane!Zoom Button

Frei treibende Fischsammler (FADs) sind eine nicht nachhaltige, zerstörerische Fischfangmethode. Foto: International Pole and Line Foundation (IPNLF), Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM), Appell an EU: Rettet die Thunfische im Indischen Ozean, schützt unsere Ozeane!

Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM), Appell an EU: Rettet die Thunfische im Indischen Ozean, schützt unsere Ozeane!

  • 120 Organisationen fordern von der EU Unterstützung für ein wirksames Management frei treibender Fischsammlern (FADs) im Indischen Ozean. Nur dann könnten sich die dort vorkommenden Thunfischbestände wieder regenerieren.

Neuss, 3. Februar 2023

120 Umweltorganisationen, Fischereiverbände und Einzelhändler richteten am 1. Februar 2023 einen dringenden Appell an die #Europäische #Kommission, die Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und #Fischerei (MARE), alle Staatsoberhäupter der Europäischen Union und den EU-Fischereiausschuss, sich mit den negativen Umweltauswirkungen frei treibender Fischsammler (Fish Aggregating Device (FAD)) zu befassen.

Dafür soll sich die EU auf der heute beginnenden #Sondertagung der #Thunfischkommission für den Indischen Ozean (IOTC) einsetzen. Die Tagung findet vom 3. bis 5. Februar 2023 in Mombasa, Kenia, statt. FADs werden zu Tausenden von industriellen EU Thunfischfangschiffen im Indischen Ozean eingesetzt.

Frei treibende FADs

Frei treibende FADs sind eine nicht nachhaltige, zerstörerische Fischfangmethode. Zum einen fängt man damit zu viele Jungthunfische, noch bevor sie sich vermehren konnten. Im Indischen Ozean trifft dies den Bestand der Gelbflossen-Thunfische, der bereits stark geschwächt ist. Dabei werden auch viele Nicht Zielarten wie Meeresschildkröten, Delfine und Haie als Beifang mitgefangen, die sich ebenfalls gerne im Bereich von FADs aufhalten.

Zum anderen verlieren die Fischer jedes Jahr Tausende der aus Bambusstäben und anderen schwimmenden Materialien gefertigten Fischsammler. Beim Einsatz von FADs wird der natürliche Schutzinstinkt von Schwarmfischen ausgenutzt, die sich gerne unter an der Wasseroberfläche treibenden Objekten versammeln. Zur Oberflächenvergrößerung sind an den treibenden FADs Netze befestigt, die in der Wassersäule schweben.

»Durch die verlorenen FADs ist ein gewaltiges Geisternetzproblem im Indischen Ozean entstanden. Beim Anlanden richten Netzteile der FADs zusätzliche Zerstörungen an Korallenriffen an. Außerdem stellen sie die zumeist armen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans vor kaum zu lösende Entsorgungsprobleme für die aus Kunststoff bestehenden #Netzabfälle«, erklärt der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz, die den Appell unterstützt.

Derzeit kann man Fischer, die ihre FADs verlieren, nicht zur Rechenschaft ziehen. Es gibt keine Kennzeichnungspflicht oder ein FAD-Register. Auch besteht keine Begrenzung der von den Fangschiffen eingesetzten FADs. Somit können die Fischer beliebig viele, oft mehrere Hundert, ausbringen.

Die Unterzeichner des Schreibens betonen, dass die EU moralisch und rechtlich verpflichtet ist, im besten Interesse ihrer 450 Millionen Bürger zu handeln und nicht nur die Interessen von Handelsunternehmen in Spanien, Frankreich und Italien zu schützen, die von ihren Fischereiaktivitäten im Indischen Ozean profitieren.

IOTC Sondertagung wegen anhaltender Überfischung

Die IOTC Sondertagung findet vor dem Hintergrund der andauernden Überfischung der Thunfischbestände im Indischen Ozean statt. Der Bestand des hochpreisigen Gelbflossenthunfischs ist seit 2015 überfischt. Neuerdings gilt auch der Großaugenthunfisch im Indischen Ozean als überfischt.

Wissenschaftler haben wiederholt darauf hingewiesen, dass ein enger Zusammenhang zwischen dem Rückgang der tropischen Thunfischbestände und der hohen Zahl junger Thunfische besteht, die in der Nähe von frei treibenden FADs gefangen werden. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat ergeben, dass 97 Prozent der Gelbflossenthunfische, die um frei treibende FADs im Indischen Ozean gefangen werden, Jungfische sind.

»Die bevorstehende Sondersitzung der IOTC bietet der EU eine wichtige Gelegenheit, verantwortungsvoll zu handeln und eine führende Rolle bei der Verbesserung der FAD Fischerei zu übernehmen. Die mangelnde Transparenz bei der Durchführung dieser Fangtätigkeiten, die fehlende Verantwortung der FAD-Fischer für die durch diese Geräte verursachten Schäden an empfindlichen Ökosystemen und das allgemeine Fehlen eines wirksamen Managements der treibenden FAD-Fischerei müssen dringend angegangen werden. Wir müssen alle zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Thunfischbestände im Indischen Ozean und die Lebensgrundlagen der darauf angewiesenen Bevölkerung auch in Zukunft gesichert sind«, betont Martin Purves, geschäftsführender Direktor der International Pole and Line Foundation (IPNLF), der an der Tagung in Mombasa teilnimmt.

EU Fischfangflotten rotten Thunfischbestände im Indischen Ozean aus

Nach den Statistiken für 2020 hat die EU-Flotte im westlichen Indischen Ozean 217.000 Tonnen Thunfisch gefangen. Von diesem Fang entfielen 69 Prozent auf Spanien, 28 Prozent auf Frankreich, 2 Prozent auf Italien und 1 Prozent auf Portugal. Der Fang bestand hauptsächlich aus Echtem Bonito (Skipjack-Thunfisch), Gelbflossen- und Großaugenthunfisch. Dabei hatten Gelbflossenthune mit mehr als 60 Prozent des Fangs den höchsten Anteil unter den EU-Fängen.

Für die Überfischung des Gelbflossenthuns im Indischen Ozean sind vor allem industrielle Ringwadenfänger verantwortlich. Dies hat bereits zu großen Spannungen zwischen den Küstengemeinden und lokalen Fischereien im Indischen Ozean und den großen Ringwadenfischereien geführt. Die Küstengemeinden befürchten, dass es für sie nicht mehr genügend Gelbflossenthunfische gibt und dass ihre lokale Wirtschaft zusammenbricht, sobald der Bestand verschwunden ist.

Die EU Delegation bei der IOTC hatte sich bereits 2021 und 2022 gegen Versuche zur Verbesserung der bestehenden FAD Bewirtschaftungsmaßnahmen gewehrt. Angeblich fehle es an wissenschaftlichen Daten, die als Grundlage für solche Entscheidungen dienen könnten. 

Die Unterzeichner des Appells bringen daher ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die EU als wichtiger Akteur beim globalen Meeresschutz eine Führungsrolle übernimmt.

Zu den 120 Unterzeichnern gehören auch Einzelhändler und Marken, die Thunfisch aus dem Indischen Ozean beziehen. Dazu gehören unter anderem Marks & Spencer, Migros, Woolworths, Fish Tales, Fish 4 Ever, Followfood, Big Fish und Greenfish. Weltweite Naturschutzorganisationen wie Seas at Risk, Whale and Dolphin Conservation, Blue Marine Foundation, BirdLife International, Deutsche Stiftung Meeresschutz, Sciaena und Environmental Investigation Agency (EIA) schlossen sich ebenfalls dem Aufruf zum Handeln an. Auch kleine Fischereibetriebe wie die Fédération des Pêcheurs Artisans de l'Océan Indien (FPAOI) und die Confédération Africaine des Organisations de Pêche Artisanale (CAOPA) meldeten sich zu Wort und forderten von der EU Maßnahmen gegen FADs.

Bei der IOTC müssen alle Mitgliedsländer einem Vorschlag zustimmen, damit er angenommen wird. Wenn nur ein Mitglied mit Nein stimmt, scheitert der Vorschlag.

Die Thunfischfischerei gehört zu den wertvollsten Fischereien der Welt. #Thunfische sind nicht nur ein begehrtes Handelsgut, sondern auch eine wichtige Proteinquelle. Sie spielen auch eine wichtige Rolle als Räuber und Beute in tropischen und gemäßigten Meeresökosystemen und sichern gleichzeitig den Lebensunterhalt vieler handwerklicher Fischer.

Im Indischen Ozean hätten die Millionen junger Gelbflossen- und Großaugenthunfische, die durch den Einsatz von FADs gefangen wurden, zu viel größeren Fischen heranwachsen können, um Küstengemeinden der Anrainerstaaten zu ernähren. Hinzu kommen von verloren gegangenen FADs verursachte #Umweltschäden in #Küstengebieten. Diese treffen oftmals Länder, die mit am stärksten von Armut und den Auswirkungen der Klimakatastrophe für ihre Ernährungssicherheit betroffen sind.

Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM)

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