Stolpersteinverlegung Irsee. Foto: Martin Zurek, Schwäbisches Bildungszentrum Irsee, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Schwäbisches Bildungszentrum Irsee, 4 neue Stolpersteine vor Kloster Irsee
Irsee, 21. März 2023
In einer ebenso würdigen wie bewegenden #Zeremonie hat Gunter Demnig vor der Fassade des Schwäbischen Bildungszentrums #Stolpersteine zur Erinnerung an #Euthanasie #Opfer der ehemaligen Heilanstalt und Pflegeanstalt Irsee gesetzt. Im Beisein zahlreicher Angehöriger, von Bürgerinnen und Bürgern der Marktgemeinde und Repräsentanten von Bezirkseinrichtungen wurde namentlich erinnert an Josefa Bühler (1884 bis 1940), Maria Faber (1894 bis 1944), Josefa Fries (1898 bis 1940) und Xaver Rager (1898 bis 1941). Eine Abordnung des Musikvereins Irsee spielte dabei Melodien des ehrenden Totengedenkens.
Schwabens Bezirkstagsvizepräsidentin Barbara Holzmann rekapitulierte die einzelnen Lebensläufe. »Vier Namen, vier Menschen, vier Schicksale. Einzelne, verschiedene, vollkommen unterschiedliche – und doch stehen sie hier auch stellvertretend für die 1.218 Menschen, die in der Anstalt Irsee zwischen 1933 und 1945 ›zu Tode kamen‹. Die allermeisten von ihnen Opfer eines mörderischen Gesundheitssystems, das wir unter dem Sammelbegriff NS Euthanasie Aktionen verzeichnen«.
Irsees Erster Bürgermeister Andreas Lieb erinnerte an die lebendige und Versöhnung stiftende Gedenkkultur in der Marktgemeinde, für die auch Amalie Speidel, die Schwester von Ernst Lossa stand, die die Gedenkfeier »Lichter gegen das #Vergessen« bis zu ihrem Tod im vergangenen Jahr regelmäßig besuchte.
Stefanie Krüger, geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bayerischen Bezirketags, dankte in ihrer Ansprache allen, die dazu beitragen, dass Kloster Irsee eine Einrichtung ist, »in der seit Jahrzehnten mit großem Engagement, viel Herzblut und Leidenschaft daran gearbeitet wird, das Unrecht der Vergangenheit zu benennen, Wege der Wiedergutmachung zu suchen und vor allem Vorsorge zu treffen, damit sich solches niemals wiederholen kann«. Beispielhaft nannte sie den ehemaligen ärztlichen Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, Prof. Dr. Michael von Cranach, die Leiterin des dortigen historischen Archivs, Dr. Petra Schweizer-Martinschek, den Fachbeirat Gedenkstätte Prosektur mit Prof. Dr. Andreas Burmester (München und Irsee), den Historiker Dr. Dietmar Schulze (Wilhelmshaven), den Autor Robert Domes sowie den Leiter des Schwäbischen Bildungszentrums und dortigen Bildungswerks Irsee, Dr. Stefan Raueiser.
In kurzen, bewegten wie bewegenden Statements berichteten Angehörige sehr offen über die zum Teil über Generationen weitergereichten Traumatisierungen ihrer Familien. Durch ihre Schilderungen wurde für alle Anwesenden spürbar, wie eminent bedeutsam die öffentliche Namennennung ist, weil Gunter Demnigs Stolpersteine als individuelle Grabsteine verstanden werden. Barbara Holzmann ergänzte: »Zugleich sind sie kollektive Zeichen des Nachdenkens über unsere eigene Geschichte, Schandmale für die Untaten unserer Vorgänger und Wundmale für unser eigenes Tun. Vor allem aber sind sie Ansporn, damit in unseren heutigen Gesundheitseinrichtungen nie mehr Selektionen nach Nützlichkeits-Kriterien oder sozial-darwinistische Priorisierungen Raum greifen«.
Informationen über die Lebensläufe dieser wie weiterer Opfer der NS #Patientenmorde in der ehemaligen Anstalt finden sich auf der Homepage von Kloster Irsee, In Memoriam – Kloster Irsee.