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Foto: Verbraucherzentrale NRW, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Lebensmittelpreise in NRW: Wenn der Warenkorb doppelt so teuer ist

Lebensmittelpreise in NRW: Wenn der Warenkorb doppelt so teuer ist

  • Neuer Marktcheck der #Verbraucherzentrale #NRW zeigt große Preisunterschiede je nach Lebensmittelhändler – Vergleichen lohnt sich mehr denn je.

  • Lebensmittelfachleute machen Testeinkäufe mit 20 Grundnahrungsmitteln bei vier großen Einzelhändlern in NRW

  • Ergebnis: Große Preisunterschiede über alle Filialen und Anbieter – der teuerste Warenkorb ist fast doppelt so teuer wie der günstigste

  • Discounter sind nicht immer billiger: Sonnenblumenöl und Butter waren in einem Discounter am teuersten

  • Verbraucherschützer fordern unabhängige Preistransparenzstelle

Düsseldorf, 13. April 2023

#Lebensmittel werden immer teurer. Bereits seit Sommer 2021 steigen die Nahrungsmittelpreise besonders stark an. Im März 2023 legte die Teuerung um 22,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Damit ist der Preisanstieg inzwischen höher als für Energie, und die Lebensmittelpreise sind die Treiber der Inflation. Verbraucher:innen merken das bei jedem Einkauf, im #Supermarkt oder #Discounter. Der Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW zeigt, dass es gerade jetzt sinnvoll ist, Preise genau zu vergleichen.

Gleicher Einkauf – doppelt so teuer

Im Marktcheck untersuchten die Expert:innen der Verbraucherzentrale NRW am 21. März 2023 in einer Stichprobe 20 Grundnahrungsmittel des täglichen Bedarfs bei vier großen Einzelhändlern in mehreren Kommunen in NRW. Dabei zeigten sich große Preisunterschiede über alle Filialen und Anbieter hinweg. Der teuerste Warenkorb schlug mit 62,93 Euro zu Buche. Durch gezieltes Einkaufen und Beachtung der Grundpreisangabe (Preis je Kilogramm bzw. Liter) in den verschiedenen Märkten und Städten ist ein vergleichbarer Warenkorb für 31,99 Euro theoretisch möglich. »Das bedeutet: Mit etwas Aufwand ist eine maximale Einsparung von 30,95 Euro machbar«, sagt Frank Waskow, Lebensmittelexperte der Verbraucherzentrale NRW. »Die Kosten für Grundnahrungsmittel lassen sich also halbieren.« Der Marktcheck wird im Sommer wiederholt.

Preisvergleich lohnt sich

»Besonders in der Krise lohnt es sich, Preise zu vergleichen«, rät Waskow. »Immerhin fanden wir bei 15 von 20 untersuchten Lebensmitteln sehr große Preisunterschiede von mehr als 100 Prozent.« So kostete ein Kilogramm Weizenmehl Typ 405 im Angebot 0,55 Euro pro Kilo, das teuerste Mehl hingegen 1,89 Euro pro Kilo. Die Preisspanne liegt damit bei 244 Prozent. Die geringste Preisspanne gab es bei Lauch mit 37,7 Prozent, die größte bei Parboiled Reis mit 400 Prozent. Bei Butter reichten die Preise von 5,96 bis 13,96 Euro je Kilogramm.

Wann lohnen sich Markenprodukte oder Eigenmarken?

Bei klassischen Markenprodukten gab es zum Teil große Preisunterschiede in den Filialen. Die Preise vergleichbarer Eigenmarken des Handels weichen dagegen meist nur wenig oder gar nicht voneinander ab. »In allen untersuchten Einkaufstätten waren die Eigenmarken der Einzelhändler günstiger als Markenprodukte«, so Waskow. »Qualitativ gibt es zwischen den bekannten Markenprodukten und Eigenmarken des Handels kaum Unterschiede. Das bestätigt auch der Vergleich von 786 Markenprodukten und 628 Eigenmarken Produkten der Stiftung Warentest im Februar 2023. Wer also auf Eigenmarken setzt, kann qualitativ gute Produkte kaufen und sein Budget schonen, und dass, obwohl gerade in den letzten Monaten viele Eigenmarken deutlich teurer geworden sind.« Der Marktcheck zeigt außerdem, dass Discounter nicht immer die günstigste Wahl sind: Butter und Sonnenblumenöl waren beispielsweise in einem Discounter am teuersten. Gleiches gilt auch für bestimmte Obst- und Gemüseangebote.

Ist #Gemüse wirklich so teuer wie #Fleisch?

Häufig hört man derzeit in Medien und sozialen Netzwerken die Klage, Gemüse sei fast so teuer wie Fleisch. Das konnte die Stichprobe nicht bestätigen: Das teuerste Gemüse im Marktcheck (Wirsing für 3,49 Euro pro Kilo) sowie das teuerste Obst (Äpfel für 3,99 Euro pro Kilo) kosteten die Hälfte des günstigsten Fleischangebotes (gemischtes #Hackfleisch für 7,49 Euro pro Kilo). Eine Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst und wenig Fleisch und Wurst kann also den Geldbeutel deutlich entlasten. Auch die Auswertung der Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass die Gemüsepreise − anders als beispielsweise bei #Getreideprodukten und #Milchprodukten − sich weitgehend auf dem Niveau des Jahres 2020 bewegen, trotz stark steigender Energiepreise und den Auswirkungen des Ukrainekriegs.

Warum statistische Daten nicht die Verbraucherrealität zeigen

Die monatlich veröffentlichten statistischen Daten zu Lebensmittelpreisen zeigen nicht die ganze Verbraucherrealität, denn es werden Durchschnittspreise ermittelt und keine Verbraucherpreise konkreter Produkte und Marken ausgewertet. So gibt beispielsweise der statistische Verbraucherpreis für Butter keine Auskunft darüber, ob es sich um günstige No Name #Butter oder teure #Markenbutter handelt. »Diese Daten haben kaum Relevanz für den Verbraucherschutz, weil Durchschnittspreise die Ausschläge des Marktes verschleiern. Viele Preiserhöhungen liegen weit über den offiziellen Daten«, kritisiert Waskow. »Hier setzt deshalb der Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW an und vergleicht erstmals konkrete Preise und Preisspannen.«

Forderungen der Verbraucherzentrale NRW 

Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie unterschiedlich die Produktpreise im Lebensmittelhandel sind. Für die Schwankungen gibt es viele Gründe. Derzeit fehlt jedoch die nötige Transparenz, um die Preisbildung bei Lebensmitteln nachzuvollziehen und mögliche Gewinnmitnahmen in Krisenzeiten zu unterbinden. Die Verbraucherzentrale NRW fordert daher, Lebensmittelpreise konkreter Produkte und Marken systematisch und dauerhaft auszuwerten. In Zeiten elektronischer Warenwirtschaftssysteme und Kassensysteme sollten tatsächliche Produktpreise erhoben werden. Damit ließen sich mögliche Mitnahmeeffekte und versteckte Preiserhöhungen von Händlern und Herstellern aufdecken. Eine unabhängige Preistransparenzstelle sollte auffällige Preisentwicklungen stichprobenweise untersuchen und in Einzelfällen verfolgen. Wichtig wäre es außerdem, nicht nur Sonderangebote, sondern auch Preiserhöhungen für Verbraucher:innen sichtbar zu machen. Eine deutliche Kennzeichnung von Preiserhöhungen am Supermarktregal würde gerade in Krisenzeiten vielen helfen und wäre ein großer Schritt für den Verbraucherschutz.

Weiterführende Infos und Links

  • Factsheet, die wichtigsten Fakten zum Marktcheck, Positionspapier »Gutes Essen für Alle in NRW − Positionen und Forderungen bei steigenden Lebensmittelpreisen«, mehr

  • Mehr hier

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