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Vorurteile über Bestechlichkeit anderer Nationen befördern Korruption, Universität zu Köln
Könl, 26. April 2023
Studie zeigt, dass die Erwartung, dass Bestechungsgelder angenommen werden, zu mehr Bestechungsversuchen führen. Die tatsächliche #Bestechlichkeit von #Beamten einer bestimmten Nationalität entsprechen im Experiment jedoch nicht den Erwartungen der Bestechenden. #Forscher regen zur Reduzierung von Korruption die Bekämpfung von Vorurteilen an (Veröffentlichung in PNAS).
Ob Menschen andere bestechen oder versuchen, sie zu bestechen, hängt davon ab, aus welchem Land das Gegenüber kommt. Die eigene Nationalität spielt hingegen nur eine nachgelagerte Rolle. Das zeigt eine Studie unter Beteiligung dreier Kölner Forscher: Professor Dr. Bernd Irlenbusch, Mitglied des Exzellenzclusters »ECONtribute«, Professor Dr. Andreas Glöckner und Dr. Angela Rachael Dorrough, sowie #Wissenschaftler der #Universität Amsterdam und des Max Planck Instituts für Bildungsforschung in Berlin. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) erschienen.
Mit zunehmender Globalisierung interagieren immer mehr Menschen über Ländergrenzen hinweg. Bisher konzentrierte sich die Verhaltensforschung jedoch vor allem auf die Korruption innerhalb einzelner Länder. Irlenbusch und sein Team untersuchten Korruption nun einer hochkontrollierten, internationalen Umgebung in einem groß angelegten Experiment. Im Rahmen der Studie nahmen rund 6.500 Menschen aus 18 Ländern online an einem Bestechungsspiel teil. Sie schlüpften mit ihrer jeweiligen Nationalität in die Rollen von Bürgern und Beamten. Die Bürger mussten entscheiden, ob sie eine #Lizenz teuer auf offiziellem Wege kauften oder die zuständigen Beamten bestachen, um die Lizenz günstiger zu erhalten und am Ende des Experiments mehr Geld ausgezahlt zu bekommen. Die Beamten konnten das Bestechungsgeld entweder annehmen oder ablehnen.
Insgesamt mussten die Bürger 18 mal entscheiden, ob sie bestechen – einmal für jede Nation in der Stichprobe. Anschließend sollten sie schätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass die Beamten das #Bestechungsgeld annehmen. Bei einer weitgehend zutreffenden Einschätzung bekamen sie einen Bonus ausgezahlt. In einem weiteren Schritt tauschten die Teilnehmer die Rollen. Insgesamt ging es auch darum, dass es der #Gesellschaft schadet, Bestechungsgeld anzubieten oder anzunehmen: Für jede erfolgreiche Bestechung spendeten die Forscher real weniger Geld an eine Nichtregierungsorganisation, die sich für den Kampf gegen den #Klimawandel einsetzt.
Das Ergebnis: Bürger aller Nationen boten Beamten aus Ländern mit einem Ruf für Korruption überdurchschnittlich mehr Bestechungsgelder an. Indische Beamte bekamen zum Beispiel fast doppelt so oft Bestechungsgelder angeboten als kanadische. »Unsere Studie zeigt, dass die Nationalität der Interaktionspartner und die damit verbundenen Erwartungen einen größeren Einfluss auf das Anbieten von Bestechungsgeldern haben als die eigene Nationalität«, sagt Bernd Irlenbusch. Allerdings überschätzten beziehungsweise unterschätzten die Teilnehmer die Annahmequoten: Beamte aus Ländern mit dem Ruf, korrupt zu sein, ließen sich seltener auf die Bestechungsversuche ein, als die Bürger erwarteten. Gleichzeitig unterschätzten sie, wie häufig sich Beamten aus Ländern, die keinen korrupten Ruf haben, das Geld annahmen. So erwarteten die Teilnehmer im Schnitt zum Beispiel, dass 42 Prozent der US Amerikaner in ihrer Rolle als Beamte Bestechungsgelder annehmen würden, während diese tatsächlich in 56 Prozent der Fälle bestechlich waren. Unter russischen Beamten im #Spiel lag die Annahmequote mit 33 Prozent deutlich unter dem geschätzten Wert von 47 Prozent.
Die Ergebnisse zeigen ein grundsätzliches Muster menschlichen Verhaltens: »Menschen machen ihr Verhalten häufig davon abhängig, wie sie erwarten, dass es bei anderen üblich ist«, sagt Irlenbusch. Um #Korruption international zu bekämpfen, sei es sinnvoll, Vorurteile über die Bestechlichkeit bestimmter Nationen abzubauen.
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