Wie der britische Guardian vor kurzem berichtete, hat der britische Parlamentsabgeordnete Roger Williams, ein Mitglied der Liberal-Demokratischen Partei, bei einer Debatte im britischen Unterhaus ein Verbot des künstlichen Süßstoffs Aspartam gefordert.
Williams, der auch Mitglied der parlamentarischen Sonderausschusses für Lebensmittel und Umwelt ist, sagte, es gäbe »überzeugende und zuverlässige Beweise, um diese krebserregende Substanz im gesamten britischen Nahrungs- und Getränkemarkt zu verbieten.« Durch die Zulassung des Stoffes hätten die Kontrollbehörden weltweit ihre Aufgabe des Schutzes der Bevölkerung verletzt, so Williams weiter. Er verwies hierbei auch ausdrücklich auf den Einsatz des heutigen US-Verteidigungsministers und damaligen Leiters des US-Unternehmens Searle, dem Entdecker des Süßstoffs, Donald Rumsfeld für die Freigabe des Stoffes durch die US-Behörden, wobei er vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan unterszützt wurde. Williams berief sich insbesondere auf die Ergebnisse einer im Juli von der italienischen »Fondazione Europea di oncologia e scienze ambientali Bernardino Ramazzini« (»Europäische Stiftung für Onkologie und Umweltforschung Bernardo Ramazzini«) veröffentlichte wissenschaftliche Studie, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Aspartam und Krebserkrankungen bei Ratten zog. »Die Weltgesundheitsorganisation betrachtet solche bei Ratten gewonnene Erkenntnisse als äußerst aussagekräftig für das Krebsrisiko bei Menschen«, so Williams.
Er sagte außerdem, er würde seine parlamentarische Immunität dazu nutzen, eine Diskussion über die Sicherheit des Süßstoffs ingangzusetzen, da derartige Bestrebungen seit Anfang der 80er Jahre mit Hilfe von Anwälten der Süßstoffindustrie größtenteils unterdrückt worden seien. Er habe die Sicherheit von Aspartam über ein Jahr lang untersucht, sagte er. Während er zu Beginn von »Internet-Verschwörungstheorien« wenig überzeugt gewesen sei, hätten ihn spätere Erkenntnisse »wirklich entsetzt«.
Am Tag seiner Ernennung entließ Ronald Reagan den für die Zulassung von Aspartam zuständigen Leiter der US-Behörde für Nahrungs- und Arzeimittel (FDA). Der einen Monat später als neuer Leiter ernannte Arthur Hayes erteilte die Genehmigung für den Süßstoff. »Die Geschichte der Genehmigung von Aspartam ist durchzogen von Beispielen, die zeigen, daß wenn Entscheider in Schlüsselpositionen Stellung gegen die Sicherheit von Aspartam bezogen, sie diskreditiert oder durch Sympathisanten der Industrie ersetzt und durch lukrative Arbeitsplätze entschädigt wurden«, sagte Williams.
Williams zufolge wird der Süßstoff heute in etwa 6.000 Lebensmitteln auf dem britischen Markt eingesetzt.
Die britische Gesundheitsministerin Caroline Flint reagierte bereits, indem sie sagte, die Regierung würde die Angelegenheit sehr ernst nehmen, die Sicherheit von Aspartam sei aber durch zahlreiche Studien belegt und werde derzeit weiterhin als sicher und nicht krebserregend betrachtet. Williams zufolge verließen sich die Zulassungen größtenteils auf 12 von der FDA in Auftrag gegebene Studien. Der Auftrag erging allerdings an ein damals von Searle kontrolliertes Institut. Eine im Jahr 1996 durchgeführte Studie ergab, daß jede von der Industrie in Auftrag gegebene Studie die Sicherheit von Aspartam bestätigte. Andererseits fanden 92 Prozent aller unabhängigen Studien mindestens ein Problem im Zusammenhang mit dem Stoff.