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Gütersloh, Mutter beklagt Belästigung von Teenagern auf Spielplatz und wendet sich an den Bürgermeister, Freizeitort gesucht
Gütersloh, 20. Juni 2023
Ein 15 jähriger Gütsler und 4 seiner Freunde hatten sich laut einer Mutter abends auf einem Spielplatz aufgehalten. Sie berichtet, dass ihr Sohn sie abends voller Panik angerufen habe: »Mama hier war ein angeblicher Polizist der hat unsere Ausweise kontrolliert und wir haben eine Anzeige bekommen«.
Vor Ort erfuhr die Mutter, dass der Besagte zwar eine Uniform getragen haben soll, aber offenbar keinen Dienstausweis vorzeigen konnte. Die Jugendlichen berichteten, sich ruhig verhalten zu haben – der Polizist habe ihnen den Aufenthalt auf dem Spielplatz untersagt und ihre Personalien aufgenommen. Ein Anruf beim Polizeinotruf ergab, dass es sich um einen Polizisten außer Dienst gehandelt hat, der die Daten bereits übermittelt hatte. Der Mutter wurde ein Rückruf angekündigt, bei dem der Besagte sich auf die Stadtverordnung berief, laut der sich Jugendliche ab 14 Jahren nicht auf Spielplätzen aufhalten dürfen – deshalb habe er sie »angezeigt«.
Laut den Eltern steht auf dem Spielplatzschild nichts von einem solchen Aufenthaltsverbot, ebenso verneinte eine Anwohnerin Störungen durch die Teenager und betonte, sie seien immer höflich gewesen. Es ist fraglich, ob man von Teenagern erwarten kann, sich mit der Stadtverordnung zu befassen.
Die Frage, die sich hieraus ergibt, ist spätestens seit Beginn der #Corona #Pandemie wieder drängender geworden: Wo sollen sich Teenager aufhalten? Die Mutter ist nicht die Einzige, die den Mangel an Möglichkeiten für Teenager beklagt. Das Thema ist schwierig und komplex. In den jugendlichen Zeitgeist können sich Ältere schwer einfühlen – wenn man Jugendliche befragt, gibt es meist auch wenig praktikable Ideen.
In den 80ern haben Jugendliche Dinge unternommen, die heute kaum noch vorstellbar wären. Aber damals gab es auch noch kein Internet, keine Smartphones, der Hip Hop war noch eine Randerscheinung. Viele Schüler haben sich damals beispielsweise im Sommer regelmäßig im Nordbad aufgehalten, man hat sich mit Freunden zu Hause getroffen, Rollhockey oder Fußball gespielt, Radtouren unternommen, Cafés und Kneipen besucht und viel Unsinn angestellt. Man hat auch Schallplatten und Kassettenaufnahmen getauscht, mit Sony Walkmen und bestimmten Turnschuhen geprahlt (»Puma Black Star«, »Kanga Roos«), Jojo Trends mitgemacht, primitive Computerspiele (Atari, Commodore 64) gespielt … und damals war es in gewissen Kreisen obligatorisch, einen Tanzkurs – am besten bei Stüwe Weissenberg – mitzumachen. Samt großem Abschlussball in der Stadthalle – natürlich im Konfirmationsanzug oder Kommunionsanzug.
Dank des dramatischen und zunehmenden eklektischen Zerfalls gibt es diese Dinge kaum noch. Und Bestrebungen wie die Pflege oder Wiedereinführung einer Musikalischen Früherziehung werden ignoriert. Die sogenannte »Digitalisierung« in Form von »Smart Devices« auch an den Schulen bestätigt die Voraussagen und Erkenntnisse der Medientheorie und der Neuen Medientheorie: Die völlige Dekontextualisierung, völlig Unverbindlichkeit, die Beförderung eines Diskurstyps, der bereits durch das Fernsehen etabliert wurde: »Das Fernsehen hat somit einen Diskurstyp etabliert, der Logik, Vernunft, Folgerichtigkeit und Widerspruchslosigkeit preisgegeben hat. In der Ästhetik bezeichnet man das als ›Dadaismus‹, in der #Philosophie als ›Nihilismus‹, in der #Psychiatrie als ›Schizophrenie‹ und in der Theatersprache als ›Varieté‹. Das Medium ist die Botschaft und die Selbstoffenbarung«, heißt es in »Künstliche Dummheit oder Wir amüsieren uns weiter«.
Insofern müssen für eine Korrektur erst einmal die Grundlagen geschaffen werden. Es sei denn, man würde den Status quo als wünschenswert erachten, was aber nicht der Fall zu sein scheint, wie man allenthalben sieht, liest und hört. Anstatt jedoch den Kurs zu korrigieren oder einige Schritte zurückzugehen, schreitet man fröhlich voran und denkt darüber nach, schon Kindergärten mit Tablets zu »digitalisieren«.
Dabei wäre die Grundlage das gedruckte Wort, das Buch. Nicht das digitale Wort (vergleiche Marshall McLuhan). Insofern war der einstige #Bertelsmann #Buchclub keine schlechte Sache: Wer Mitglied war, bekam Bücher – ob er wollte oder nicht. Allerdings wären für Kinder auch und vor allem Sachbücher wichtig. Das Getue um den »Fänger im Roggen« in den USA ist wenig hilfreich – das ist lediglich ein Jugendroman, fast schon eine Schmonzette. Aber dort gilt auch Shakespeare als Höchstkultur, die freilich schon an Mittelschulen stattfindet. Die wahre Hochkultur pflegt man dort weniger, sie galt – wie Harald Schmidt seinerzeit betont hatte – schon Donald Rumsfeld als »Old Europe«. Lustig ist es dennoch, wenn in amerikanischen Klamaukserien Eltern beiläufig »Shakespeare«, »Romeo und Julia«, gar »O Romeo, Romeo, warum bist du Romeo?« sagen, und sich dermaßen intellektuell und hochkulturell fühlen, dass man es fast glauben mag. Nicht zu vergessen ist bei alldem natürlich auch der Sport. Und zwar nicht nur Fußball. In den 80ern war etwa die »LG Gütersloh« als Abteilung des Gütersloher Turnvereins eine große Nummer. Von Leichtathletik hört man heute kaum noch etwas. Die Bundesjugendspiele sind offenbar ebenfalls nicht mehr wahrnehmbar. Waren aber nicht dumm gestaltet – eine Siegerurkunde bekamen die meisten (jeder?) … manche sogar eine Ehrenurkunde samt Unterschrift vom Bundespräsidenten. Natürlich als Faksimile. Es gab sogar Schwimmunterricht an den Schulen. Heute fast undenkbar, nicht zuletzt aus Haftungsgründen und wegen Themen wie »Burkinis« und ähnlichen Dingen.