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Gütsel Lesertelefon, Nachbereitung Sprechtzeit »Altersvorsorge 2023« vom 29. Juni 2023Zoom Button

Foto: Markus Spiske, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Gütsel Lesertelefon, Nachbereitung Sprechtzeit »Altersvorsorge 2023« vom 29. Juni 2023

Gütsel Lesertelefon, Nachbereitung Sprechtzeit »Altersvorsorge 2023« vom 29. Juni 2023

  • Private Altersvorsorge: So früh und so lange wie möglich, Experten des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute informierten

Gütersloh, 29. Juni 2023

In #Deutschland ruht die #Altersvorsorge auf 3 Säulen: Gesetzliche Rentenversicherung, betriebliche Altersvorsorge und private Rentenversicherung. Da das Rentenniveau der gesetzlichen Rente stetig sinkt, werden die beiden anderen Bereiche immer wichtiger. Doch die Entscheidung, welche konkreten Vorsorgeprodukte im Einzelfall sinnvoll sind, fällt angesichts des unüberschaubaren Angebots schwer – immerhin legt man sich unter Umständen über Jahrzehnte hinweg fest. Hinzu kommen Faktoren wie das Zinsniveau, die konjunkturelle Entwicklung und die Folgen weltweit zunehmender Krisen. Worauf es bei der Altersvorsorgeplanung ankommt, welche Renditechancen und Risiken sich bieten und wie man Fördermöglichkeiten nutzt, dazu informierten Experten des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) in der Sprechzeit.

Wie komme ich zu einer realistischen Einschätzung, wie viel Geld ich im Rentenalter benötige?

Gerald Archangeli: »Zu einer wirklichkeitsnahen Beurteilung gehört, sich ehrlich zu machen und zunächst einmal die voraussichtlichen Ausgaben während der Rentenphase zu kalkulieren. Sie hängen wesentlich vom Lebensstandard ab und davon, ob Sie Miete zahlen oder im Wohneigentum leben. Bedenken Sie, dass im Alter zwar einige Ausgaben wegfallen, im Gegenzug jedoch die #Gesundheitskosten und #Reha Kosten steigen. Ihre Kostenkalkulation stellen Sie den heute sicheren Einnahmen gegenüber, die Sie bei Renteneintritt beziehen würden. Die Differenz – die so genannte Rentenlücke – gilt es durch Vorsorgesparen mit geeigneten Finanzprodukten in der Erwerbsphase zu schließen. Wichtig für Ihre Kalkulation ist, was Ihnen netto nach Abzug von Krankenkassen und Pflegekassenbeiträgen sowie Steuern übrigbleibt. Vergessen Sie auch nicht, dass Ihr Vorsorgekapital der Kaufkraftentwertung durch die Inflation standhalten muss. Bei der Kalkulation der Rentenlücke leisten qualifizierte Versicherungsleute und Finanzexperten Unterstützung. «

Wie kann ich systematisch vorgehen, um eine sinnvolle Altersvorsorge zu planen?

Uwe Dressel: »Ausgangspunkt ist eine präzise kalkulierte Rentenlücke. Um sie zu schließen, stehen verschiedene Vorsorgeoptionen zur Verfügung. Welchen finanziellen Spielraum Sie für die Altersvorsorge haben, zeigt ein Kassensturz: #Miete, #Lebensmittel, #Auto, #Immobilie, etwaige Unterhaltsansprüche, Ausbildungskosten für Kinder – alles gehört auf die Liste. Dann sollten zunächst existenzbedrohende Risiken abgesichert werden, zum Beispiel durch eine Privathaftpflicht und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Erst wenn Sie diese verschiedenen Kostenblöcke und einen Spargroschen für Notfälle durchkalkuliert haben, sehen Sie, was Sie monatlich für Ihre Altersvorsorge beiseitelegen können. Mit diesem Betrag und der ermittelten Rentenlücke sind Sie gut vorbereitet, eine Altersvorsorgeplanung auf die Beine zu stellen.«

Ich weiß heute nicht, wie sich mein Berufsleben in den kommenden Jahren entwickeln wird. Wie bleibe ich da bei der Altersvorsorge flexibel?

Jürgen Rohm: »Eine ganze Reihe von Lösungen passen sich in unterschiedlicher Art und Weise möglichen Unwägbarkeiten an: Rentenversicherungen, fondsgebundene Lebensversicherungen, Riester Produkte oder Sparpläne mit aktiven Investmentfonds oder sogenannten Exchange Traded Funds (ETF), um nur einige zu nennen. Selbstständige und Freiberufler können darüber hinaus in der Ansparphase die steuermindernden Rürup Renten (Basis Rente) nutzen, um fürs Alter vorzusorgen. All diese Lösungen weisen jedoch Eigenheiten auf. So lässt sich mit einer Rentenversicherung Ihre zukünftige private Rente zwar fest kalkulieren, Sie sollten aber keine Prämienzahlung aussetzen und kommen im Notfall auch nicht an Ihr Erspartes heran. Umgekehrt sieht es bei Fonds oder ETF Sparplänen aus: Hier besteht aufgrund der Anlage am Aktienmarkt eine hohe Schwankung des Altersvorsorgemögens, andererseits können Sie Ihre Einzahlungen sehr flexibel handhaben oder bei Engpässen auch aussetzen. Trotz Schwankungen gilt für Fonds oder fondsgebundenen Versicherungen jedoch: Sicherheit durch Laufzeit. Denn zurückblickend hat kein Anleger, der zwölf Jahre oder länger dabei geblieben ist, mit Minusrenditen leben müssen. Der Entscheidung für eine bestimmte Form der Vorsorge sollte immer eine ausführliche Beratung vorangehen.«

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit der privaten Altersvorsorge zu beginnen?

Jürgen Rohm: »Die Devise lautet: So früh und so lange wie möglich. Zeit ist in der Tat ein entscheidender Faktor und wird meistens unterschätzt. Wer früh genug anfängt und über eine lange Zeit diszipliniert dabei bleibt, erzielt meist eine bessere Altersvorsorge als diejenigen, die später, aber mit höheren Beiträgen einsteigen. Der zweite wichtige Punkt: Wählen Sie Finanzprodukte, die eine reale Rendite oberhalb der Inflation erzielen können. Sonst stecken Sie jahrelang Geld in Anlageprodukte, die nach Abzug der Inflation – gegenwärtig etwa sechs Prozent – ein Minusgeschäft sind.«

Kann ich eine betriebliche Altersvorsorge zu einem neuen Arbeitgeber »mitnehmen«?

Gerald Archangeli: »Das kommt ganz darauf an, wie Ihr Arbeitgeber die betriebliche Altersvorsorge (bAV) gestaltet hat. Es gibt bAV Lösungen, die eine sogenannte Portabilität zum neuen Arbeitgeber gewährleisten und solche, die dies nicht oder nur mit Abzügen tun. Erkundigen Sie sich in der Personalabteilung Ihres Arbeitgebers, mit welchem Produkt die bAV erfolgt und ob Sie sie problemlos zu einem neuen Arbeitgeber mitnehmen können.«

Welche Rolle spielt die Besteuerung bei der betrieblichen Altersvorsorge?

Uwe Dressel: »Bei der Besteuerung werden Ihre gesamten Renten addiert. Wenn Sie zusätzlich zu Ihrer gesetzlichen Rente oder Ihrer Beamtenpension eine Rente aus der betrieblichen Altersvorsorge erhalten, müssen Sie diese also auch versteuern. Je nach Eintritt in die Rente ist jedoch nur ein Teil der Rente steuerpflichtig. Dieser Anteil steigt jedoch von Jahr zu Jahr. Aktuell liegt er bei 83 Prozent, 2040 erreicht er 100 Prozent. Steuerpflichtig ist jedoch nur der Teil der Gesamtrente, der nach Abzug einer Werbungskostenpauschale von jährlich 102 Euro, Vorsorgeaufwendungen und einer Sonderausgabenpauschale von 36 Euro übrigbleibt. Und dieser Betrag muss noch über dem derzeitigen steuerlichen Grundfreibetrag von 10.908 Euro liegen, um der Steuerpflicht zu unterliegen. Bedenken Sie jedoch bei Ihrer Vorsorgeplanung, dass Sie zusätzlich auf Ihre Betriebsrente – anders als auf die gesetzliche Rente und Pension – den vollen Beitrag für Kranken und Pflegeversicherung zahlen müssen. Für eine detaillierte steuerliche Betrachtung Ihrer betrieblichen Altersvorsorge lassen Sie sich von einem Vorsorgeexperten beraten.«

Was bedeutet »staatliche Förderung« bei der privaten #Altersvorsorge – welche Produkte werden gefördert?

Jürgen Rohm: »Erstens leistet der Staat bei der Riester Rente einen direkten finanziellen Zuschuss auf Ihr Vorsorgekonto in Höhe von derzeit 175 Euro Grundzulage sowie 300 Euro für alle nach 2008 geborenen Kinder. Für ältere Kinder, für die Sie noch Kindergeld erhalten, sind es 185 Euro. Zweitens können Sie Ihre Einzahlungen für Altersvorsorgeprodukte steuermindernd als Sonderausgaben in Ihrer Einkommenssteuererklärung anrechnen, so dass dadurch Ihre jährliche steuerliche Last sinkt. In diesem Jahr können sogar erstmals 100 Prozent der Altersvorsorgebeiträge für Ihre Steuererklärung 2023 steuersenkend berücksichtigt werden. Dazu zählen alle Beiträge, die man in die gesetzliche Rentenversicherung, #Riester #Rente, #Rürup #Rente, Lebensversicherungen und andere anerkannte Vorsorgeformen eingezahlt hat.«

Monatliche Auszahlung oder einmalige Kapitalabfindung – was ist besser?

Jürgen Rohm: »In der Rentenphase ist die Steuerbelastung in der Regel geringer als in der Erwerbsphase. Wenn Sie sich nach der Ansparphase für die Verrentung, also eine monatliche Auszahlung des Vorsorgekapitals entscheiden, wird die steuerliche Belastung wahrscheinlich kaum ins Gewicht fallen. Entscheiden Sie sich am Ende der Ansparphase für eine Kapitalabfindung, fallen Steuern an. Allerdings müssen Sie nur die Hälfte des Gewinns versteuern, wenn Sie Ihren Vorsorgevertrag mindestens 12 Jahre lang bespart haben und die Auszahlung nicht vor Ihrem 62. Lebensjahr erfolgt.«

Früher galt die #Lebensversicherung als besonders gute Vorsorge – heute gibt es kaum noch Zinsen. Was sind Alternativen?

Gerald Archangeli: »Als Alternative zur kapitalbildenden Lebensversicherung, bietet sich zum Beispiel eine fondsgebundene Rentenversicherung an, mit der man an den Renditechancen – aber auch den Risiken – der Aktienmärkte partizipiert. Diese Produktart gibt es in vielen Anlagevarianten, je nachdem ob Sie eher sicherheitsorientiert sind oder mehr Rendite erzielen wollen. Außerdem kommt es darauf an, wie diversifiziert das Geld der Vorsorgesparer angelegt wird, also in wie viele Fonds und welche Weltmärkte und Branchen. Lassen Sie sich dazu ausführlich vom Versicherungs und Finanzanlagenvermittler Ihres Vertrauens beraten und kalkulieren Sie mit ihm die Renditechancen.«

Welche Anlageformen gelten als besonders sicher?

Uwe Dressel: »Als besonders sicher gelten die klassische kapitalbildende Lebensversicherung und die Rentenversicherung, die Ihnen beim Vertragsabschluss ein vereinbartes Vorsorgekapital auszahlt. Derzeit liegt allerdings der Garantiezins bei nur 0,25 Prozent. Auch private Rentenversicherungen sehen garantierte Leistungen vor, hinzu kommen noch Beträge aus der sogenannten Überschussbeteiligung. Grundsätzlich gilt aber: Eine hohe Sicherheit erkauft man sich in der Regel mit einer niedrigen Verzinsung. Achten Sie darauf, dass Ihre Vorsorge einen Kaufkraftverlust mindestens ausgleicht.«

Worauf muss ich bei der Vorsorge mit #Wertpapieren achten?

Jürgen Rohm: »Wertpapiere unterliegen den Schwankungen von Angebot und Nachfrage an der Börse. Anleger können nie sichergehen, dass ein Wertpapier, das sie zum Beispiel für einen Wert von 100 Euro gekauft haben, diesen Preis auch beim Verkauf wieder erzielt. Bei der Wertentwicklung spielen viele wirtschaftliche, juristische, politische, soziale und psychologische Faktoren eine Rolle. Kleinanlegern fehlen in der Regel die Kenntnisse, um mit einzelnen Wertpapieren tatsächlich Renditen zu erzielen. Geeigneter sind Anlagen in Fonds, die das Kapital der Anleger in eine – je nach Fondskonzeption – Vielzahl von Unternehmen und Weltregionen investieren. Durch diese Streuung von Anlagen werden die Wertschwankungen und die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmensperformances minimiert – bei gleichzeitig moderaten bis sehr guten Renditechancen. Auch hier gilt: Kapitalsicherheit entsteht durch die längere Laufzeit.«

Macht ein Riester Vertrag heute noch Sinn? Wenn ja, welche Art von Riester Vertrag?

Gerald Archangeli: »Besonders für Geringverdiener lohnt sich ein Riester Vertrag durchaus: Bei einem Mindesteigenanteil von nur 60 Euro im Jahr kann man die Grundzulage von 175 Euro sowie 300 Euro für jedes Kind vom Staat erhalten. Das bedeutet zum Beispiel für Alleinerziehende mit zwei Kindern allein durch die staatlichen Zulagen jährlich 775 Euro an Förderzulagen. Am besten fragen Sie einen Finanzanlagenvermittler um Rat, der Ihnen, ausgerichtet auf Ihre individuelle Finanzsituation und Förderberechtigung Angebote unterbreiten kann. Die Riester Rente bildet als private Altersvorsorge die dritte Säule der Alterssicherung in Deutschland, nach der gesetzlichen Rentenversicherung als erster und der betrieblichen Altersvorsorge als zweiter Säule.«

Was bedeutet die aktuelle Zinsentwicklung für die Altersvorsorge?

Uwe Dressel: »Die Zinswende wirkt sich positiv auf langfristige Vorsorgeformen aus, weil das angesparte Kapital höher verzinst wird und der Zinseszinseffekt stärker wirkt. Dadurch erhöht sich die Ansparsumme und letztlich die dann zur Verfügung stehende Summe fürs Alter noch stärker.«

Wie mache ich mein bisher Erspartes krisensicher?

Jürgen Rohm: »Vor allem, indem Sie Erspartes nicht in eine einzige Anlagenklasse stecken, also zum Beispiel nur Festgeld. Sprechen Sie mit Ihrem Finanzanlagenvermittler, wie Sie ihr Vermögen diversifizieren können und auf verschiedene Anlagearten verteilen können, zum Beispiel Versicherungen, Investment oder Indexfonds, Festgelder, Immobilien, vielleicht sogar Gold. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine Krise alle Anlagearten gleichzeitig betreffen wird. «

Ich habe noch 5 Jahre bis zur Rente – was kann ich jetzt noch für die Altersvorsorge tun?

Uwe Dressel: »Wenn Sie bisher noch gar nicht vorgesorgt haben, ist die Zeitspanne knapp bemessen, um noch ein ansehnliches Vorsorgekapital anzuhäufen. Hier müssen Sie in den nächsten fünf Jahren große Spar und Investmentanstrengungen unternehmen, um verlorene Zeit auszugleichen. Dennoch: Es gibt solche kurzfristigen Möglichkeiten, zusätzlich vorzusorgen. Welche dies sind, hängt vor allem von Ihrer Vermögensituation und Ihrem finanziellen Spielraum ab. Wenden Sie sich an einen qualifizierten Finanzanlagenvermittler.«

Die Fragen am Lesertelefon beantworteten …

  • Gerald Archangeli; Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), Berlin

  • Jürgen Rohm; Versicherungsfachmann, Pressesprecher des Bezirks Würzburg Schweinfurt des BVK, Karlstadt

  • Uwe Dressel; Versicherungsfachwirt, Pressesprecher des Bezirks Oberfranken Bayreuth des BVK, Bayreuth

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