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Pestizid Aktions Netzwerk, Empörung über »Grünes Licht« für Glyphosat durch EFSA trotz eingestandener DatenlückenZoom Button

Foto: Shad Arefin Sanchoy, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Pestizid Aktions Netzwerk, Empörung über »Grünes Licht« für Glyphosat durch EFSA trotz eingestandener Datenlücken

Pestizid Aktions Netzwerk, Empörung über »Grünes Licht« für Glyphosat durch EFSA trotz eingestandener Datenlücken

München, Berlin, Hamburg, 6. Juli 2023

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gab heute bekannt, dass sie in ihrer Risikoeinschätzung zu Glyphosat trotz relevanter Datenlücken und ungeklärter Fragen »keine kritischen Problembereiche« identifizieren könne. Umweltorganisationen kritisieren vehement, dass die EFSA bei ihrer Bewertung zahlreiche unabhängige wissenschaftliche Studien vernachlässigt, die Glyphosat mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen und Umweltproblemen in Verbindung bringen. Die derzeitige EU Genehmigung von Glyphosat läuft im Dezember 2023 aus. Bei der bevorstehenden Entscheidung über eine weitere Genehmigung des umstrittenen Herbizidwirkstoffs stützen sich die EU Mitgliedsstaaten auch auf die Empfehlung der EFSA.

Das Bündnis für eine enkeltaugliche #Landwirtschaft (BEL), #Greenpeace, das Pestizid Aktions Netzwerk (PAN Germany), die Coordination gegen Bayer Gefahren, Slow Food Deutschland und Ekō fordern die deutsche Bundesregierung und alle EU Mitgliedstaaten auf, trotz fragwürdiger Einschätzung durch die EFSA, gegen die Wiedergenehmigung von Glyphosat auf EU Ebene zu stimmen. Die EFSA konnte wegen fehlender Daten unter anderem die Risikobewertung für Verbraucher nicht abschließen und benennt hohe Risiken für Säugetiere.

Stephan Paulke, 2. Vorsitzender im Bündnis für eine enkeltaugliche #Landwirtschaft: »Die EFSA ignoriert in ihrer Empfehlung unabhängige Studien, die die Folgen von Glyphosat für Gesundheit und Umwelt belegen. Unsere Studie zur Pestizidbelastung der Luft beweist, dass sich der Wirkstoff über die Luft überall hin verbreitet. Laut EFSA gilt eine Verfrachtung von Glyphosat über die Luft jedoch als ausgeschlossen. Das zeigt einmal mehr: Das EU Pestizid Zulassungssystem ist lückenhaft. Deutschland muss stark bleiben und trotz der Einschätzung der EFSA auf EU Ebene für ein Glyphosat Verbot stimmen. Denn nur wenn Glyphosat in der gesamten EU verboten wird, ist auch das im Koalitionsvertrag vereinbarte Glyphosat Verbot rechtssicher.«

Peter Clausing, Toxikologe beim Pestizid Aktions Netzwerk (PAN Germany) sagt: »Die Schlussfolgerung  der EFSA ist ein Schlag ins Gesicht vieler unabhängiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die seit der Bewertung durch die Krebsagentur IARC im Jahr 2015 [#_edn2%22%20name=%22_ednref2" class="bbcode_url">II] zahlreiche Studien veröffentlicht haben, die das Gefahrenpotenzial von Glyphosat belegen#_edn3%22%20name=%22_ednref3" class="bbcode_url">[iii]. Unabhängige Forschungsergebnisse haben einen Mechanismus für die Krebsverursachung durch Glyphosat offenbart und belegen, dass der Wirkstoff gentoxisch und neurotoxisch ist, das Darmmikrobiom schädigt und schwerwiegende negative Auswirkungen auf das Bodenleben, Amphibien und die Artenvielfalt hat. Die EFSA verlässt in ihrer Beurteilung die wissenschaftliche Ebene [#_edn4%22%20name=%22_ednref4" class="bbcode_url">IVv].«

Christiane Huxdorff, Landwirtschafts Expertin bei Greenpeace fügt hinzu: »Glyphosat ist nach wie vor das weltweit am häufigsten verwendete Totalherbizid [#_edn5%22%20name=%22_ednref5" class="bbcode_url">V] und macht rund 30 Prozent des gesamten Herbizid Einsatzes in der EU aus.  Eine Verlängerung von Glyphosat steht in direktem Widerspruch zum EU Ziel einer Halbierung des Pestizideinsatzes im Rahmen der EU Biodiversitätsstrategie und der Farm to Fork [Es heißt »Farm to Table«, Anm. d. Red.] Strategie [#_edn6%22%20name=%22_ednref6" class="bbcode_url">VI].«

Um ihrem #Anliegen #Nachdruck zu verleihen, haben das BEL und Greenpeace zusammen mit weiteren Organisationen eine Petition gestartet, die Umweltministerin Steffi Lemke und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir dazu auffordert, im zuständigen EU Ausschuss gegen die Wiederzulassung von Glyphosat zu stimmen. Mehr als 60.000 Bürger haben bereits unterzeichnet.

Zudem wurde heute von der europäischen Stop Glyphosate Koalition die neue Homepage stopglyphosate.eu eingerichtet. Sie bietet wissenschaftliche Informationen über Glyphosat und dient als zuverlässige und unabhängige Plattform.

1.) In der deutschlandweiten Studie zur Pestizidbelastung der Luft konnte Glyphosat und sein Metabolit AMPA in sämtlichen technischen Sammlern (Passivsammler und Filtermatten) nachgewiesen werden. Als Feststoff gilt Glyphosat laut EU Zulassung als »nicht flüchtig«. Das Herbizid verbreitet sich jedoch an Staubkörner haftend über die Luft.
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#_ednref2%22%20name=%22_edn2" class="bbcode_url">2.) Im März 2015 stufte die IARC (International Agency for Research on Cancer) Glyphosat als »wahrscheinlich krebserregend für den Menschen« (Gruppe 2 a) ein.

3.)  Die Krebsbewertung von Glyphosat durch die IARC wird durch wissenschaftliche Publikationen aus jüngerer Zeit unterstützt, d.h. eine Re Analyse der Krebsstudien an Ratten und Mäusen, durch Studien zum Mechanismus der Krebsverursachung und so genannte Meta Analysen von epidemiologischen Studien. Während die EU Behörden eine Krebsgefahr durch Glyphosat kategorisch ausschließen, kam das französische Regierungs Institut INSERM bezüglich epidemiologischer Studien zur gleichen Schlussfolgerung wie die IARC. Ferner zeigen neuere Studien, dass Glyphosat und Glyphosatprodukte neurotoxisch sein können (was möglicherweise zur Entwicklung der Parkinson’schen Krankheit beiträgt), Nierenerkrankungen verursachen und – mit entsprechenden Folgewirkungen – das Mikrobiom von Menschen und Tieren beeinträchtigen kann.

4.) Der Verbleib von Glyphosat in der Umwelt ist nach dem neuesten Stand der Wissenschaft gut dokumentiert. Glyphosat schädigt die Ökosysteme, einschließlich Bestäuber und Nutzinsekten, Regenwürmer und Bodenbiota, und verursacht direkte Schäden in der Landwirtschaft. Glyphosat kann das endophytische und rhizosphärische Mikrobiom von Pflanzen verändern. Es ist gefährlich für die aquatische Umwelt Sowohl Glyphosat als auch sein Metabolit AMPA stellen ein Risiko für die aquatische Umwelt dar, und Glyphosat ist bereits als giftig für aquatisches Leben mit langanhaltenden Auswirkungen eingestuft (Aquatic Chronic 2, H 411), eine strengere Einstufung auf der Grundlage von Daten aus der wissenschaftlichen Literatur wäre sogar gerechtfertigt.

5.) Globalen Markterhebungen zufolge wurde der Weltmarkt für Glyphosat im Jahr 2020 auf 7,6 bis 9,3 Milliarden US Dollar geschätzt und soll im Jahr 2030 zwischen 10,6 und 17,7 Milliarden US Dollar erreichen, mit prognostizierten jährlichen Wachstumsraten zwischen 3 und 6 Prozent. Eine aktuelle Studie von PAN Europe zeigt detailliert, dass es für alle bekannten Hauptanwendungen von glyphosathaltigen Herbiziden wesentlich sicherere, nicht chemische Alternativen gibt.

6.) Glyphosat ist ein nicht selektives Totalherbizid, das nicht nur unerwünschte Unkräuter, sondern alle Pflanzen sowie Algen, Bakterien und Pilze abtötet und damit unannehmbare Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und das Ökosystem hat. In einem Beschluss aus dem Jahr 2016 hatte das Europäische Parlament bereits darauf hingewiesen, dass »Glyphosat als solches nicht mit Artikel 4, Absatz 3, Buchstabe e, Ziffer 3, der Verordnung (EG) Nummer 1107/2009 vereinbar ist«.

Pestizid Aktions Netzwerk

PAN Germany ist eine 1984 gegründete gemeinnützige Organisation, die über die negativen Folgen des Einsatzes von Pestiziden informiert und sich für umweltschonende, sozial gerechte Alternativen einsetzt. Mehr

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