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Leben wir in einer Proxy Scheinwelt? Rheinische Friedrich Wilhelms Universität Bonn
Der Begriff »Proxy Maße« ist sperrig, doch begegnet man ihnen fast überall im Leben: Etwa in Unternehmen, in der Schule, in der Biologie. Die Näherungs Kennzahlen kommen immer dann ins Spiel, wenn das jeweilige System zu komplex ist, um es mit Kennzahlen direkt zu erfassen.
Häufig fehlt es an einer Möglichkeit, direkte Kennzahlen zu erheben: Schülern kann man nicht in die Köpfe schauen, ob sie den #Lehrstoff wirklich beherrschen. Deshalb sind Tests stellvertretend ein »Proxy Maß«. Werden Indikatoren für «Wohlsein« gesucht, werden teils ökonomische Maße herangezogen – obwohl Zufriedenheit bekanntermaßen nicht nur von wirtschaftlichen Faktoren abhängt. Auch Künstliche Intelligenz basiert auf Proxy Maßen, mit deren Hilfe die Algorithmen weiter optimiert werden. In die gewünschte Richtung?
Häufig führen diese Näherungs Kennzahlen nicht zum Ziel: Schüler lernen teils nur für die Prüfung, und nicht »fürs Leben«. Wirtschaftliche Anreize – etwa Subventionen – werden teils »zweckentfremdet«. Und ob #Künstliche #Intelligenz dauerhaft das tut, was man sich von ihr erhofft, ist aufgrund der Proxy Maße auch nicht so sicher. Der Wissenschaftler Dr. Oliver Braganza von der Universität Bonn sieht mit Kollegen von der Boston University und von der Stanford University Anhaltspunkte dafür, dass es sich beim Versagen dieser Proxy Maße um ein generelles Prinzip handelt. Leben wir also in einer »Scheinwelt« aus Proxy Maßen, die zunehmend unseren Alltag kontrollieren, aber immer weniger mit unseren wirklichen Zielen zu tun haben?
[Der Begriff ist unpassend. Der Autor kreiert offenbar einen überflüssigen und irritierenden Neologismus. Vor allem ist der Begriff unpassend, weil er in der IT etwas völlig anderes bedeutet. Nämlich einen »Stellvertreter«, aber keine semantische oder epistemologische Näherung oder Unschärfe – im Gegenteil. Schon gar keine heuristische Näherung. Passend ist der Begriff »Heuristik«. »Heuristische Scheinwelt«. Wobei der Begriff »Schein« übertrieben ist. Denn die heuristische Näherung geht in der Regel nicht völlig an der Realität vorbei. Das Konzept ist allerdings relativ irrelevant. Viel relevanter ist die Tatsache, dass wir in einer »Maskenwelt« leben (voller Euphemismen, Verschleierung, Lügen, Klitterungen, Fehlwahrnehmungen, Ignoranz, Stupidität et cetera). Dass Schüler nur für Prüfungen lernen hat wiederum überhaupt nichts mit dem Konzept zu tun. Das hat mit dem Phänomen der (völligen) Dekontextualisierung zu tun. Anm. d. Red.]