Fotos: Franz Thiesbrummel, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
#Naturschutzteam #Gütersloh: Lasst die Schmetterlinge wieder fliegen
Gütersloh, 16. September 2023
Leider wird die Vielfalt der Schmetterlinge auch bei uns in #Gütersloh immer geringer. Nur Tagfalterarten die wenig Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, die Fachleute nennen sie Ubequisten, sind noch relativ häufig, wie zum Beispiel #Kohlweißlinge oder das #Tagpfauenauge. Solche »Allerweltsarten« können bei einem Mindestangebot an Raupenfutterpflanzen und Nektarpflanzen überall leben. Viele dieser Falterarten leben an der Brennessel, die infolge der starken Düngung überall zunimmt. Sie finden auch in der Intensivlandwirtschaft, in Ziergärten und Nutzgärten, also nahe den menschlichen Siedlungen, noch genügend Lebensraum. Der Anteil der Ubequisten an den Tagfaltern beträgt etwa 25 Prozent. Die anderen 75 Prozent stehen auf der #Roten #Liste der #Tagfalterarten und sind gefährdet oder bereits ausgestorben.
Noch vor 50 Jahren waren unsere #Wiesen im Sommer voller Schmetterlinge. Eine ungezählte Vielfalt buntschillernder Farbtupfer flatterte über die Blumenwiesen. Heute dagegen sind große Teile unserer Sommerwiesen falterlos. Es fehlen die Blumen in den Wiesen, denn jeder Schmetterling ist als Raupe an eine bestimmte Pflanzenart gebunden. Nach der Verwandlung zum Schmetterling braucht er den Nektar der Blüten, da er zum Leben in der Luft viel Energie benötigt. Durch die Intensivierung der Grünflächen sind unsere Schmetterlinge schwer getroffen.
Unsere #Landwirte wurden durch die Agrarbeschlüsse in Brüssel gezwungen immer intensiver zu wirtschaften. Ertragreiche Grasarten, die auf hohe Düngergaben mit starkem Aufwuchs reagieren, verdrängten #Wildblumen und #Kräuter. Weil durch die starke Düngung die für die Landwirtschaft nützlichen , für die Insektenwelt allerdings wenig ansprechenden Grassorten rasch wachsen, ist in den Mähwiesen ein früherer und häufigerer Schnitt möglich. Es kommt kaum noch zur Ausbildung von Blüten, so dass die für Schmetterlinge geeigneten Pflanzen als Nahrungsquelle fehlen.
Verstärkt wird diese aus der Sicht des Artenschutzes katastrophale Wirkung der Düngung zusätzlich durch die allgemeine Luftverschmutzung. Denn immerhin rund 40 Kilogramm Stickstoff aus Industrie Emmissionen, Hausbrand, Autoabgasen und vielen anderen Quellen regnen Jahr für Jahr auf jeden Hektar bundesdeutscher Flächen nieder. Allein diese ungewollte Düngung entspricht nach fünf Jahren einer Volldüngung und trifft somit auch die Naturschutzgebiete.
Die Existensmöglichkeit der Schmetterlinge ist ganz eng an die Existens bestimmter Pflanzen gebunden. Schmetterlinge stellen an ihre Umwelt hohe Ansprüche. Wo #Pflanzen in ihrem Wachstum durch zu hohe Düngergaben beeinträchtigt werden gibt es kaum Schmetterlinge. Mastige Pflanzen bekommen den Raupen nicht. Sie erleiden Durchfallerkrankungen und sterben. Damit sind diese facettenreichen Insekten wertvolle Anzeiger des Zustandes unserer Umwelt: Wo viele Arten anzutreffen sind, ist die Umwelt intakt, wo Schmetterlinge fehlen, ist die #Umwelt beeinträchtigt, in diesen Gebieten ist langfristig das gesunde Überleben auch für uns Menschen möglicherweise in Frage gestellt.
Eine große Gefährdung für die Artenvielfalt vor allem der Nachtfalterarten stellt die Beleuchtung dar. Wir sollten uns fragen, ob wir die Nacht derart beleuchten müssen wie das heute der Fall ist. Diese Beleuchtung zerstört den Lebenszyklus zahlreicher Tierarten; nicht nur der Nachtfalter, auch Fledermäuse und Zugvogelarten werden damit in ihrer Entwicklung und ihrem Bestand nachhaltig gestört. Besonders in den Grünanlagen und Außenbereichen unserer Stadt wird die Beleuchtung für viele Nachtinsekten zur Todesfalle. Hier würde der Einsatz von Gelblicht viel zum Artenschutz nachtaktiver Tierarten beitragen. Die größte Artenvielfalt gibt es noch im Naturschutzgebiet »Große Wiese« und der »Ruhenstrohtswiese« an der #Dalke.
Sieht man sich im Raum Gütersloh um, trifft man nur auf ganz wenige Lebensräume die noch eine relativ große Schmetterlingsvielfalt beherbergen. Die meisten Arten kann man noch im Naturschutzgebiet »Große Wiese« beobachten. Hier sieht man im Frühjahr noch den Aurorafalter über die Wiesen gaukeln. Trifft noch auf die kleinen wunderschönen Bläulinge in mehreren Arten, den braunen Dickkopffalter, Distelfalter, Zitronenfalter, Feuerfalter, das Landkärtchen und das Ochsenauge. Hier fliegen noch Brauner Waldvogel und das lebhaft gemusterte Waldbrettspiel. Hin und wieder sieht man den gelben Postillion in schnellem Flug über die Wiesen eilen oder den Perlmuttfalter an einer Flockenblume saugen. In besonders trockenen Jahren stellt sich hin und wieder auch der wunderschöne Schwalbenschwanz ein. Er ist in der Senne bei Augustdorf noch heimisch. Seine #Raupen leben vorwiegend auf der »Wilden Möhre«. Wird er im Naturschutzgebiet » Große Wiese« auch mal wieder heimisch werden?
In den letzten Jahren kam noch eine neue Art dazu. Der farbenprächtige Jakobsbär, ein wunderschöner tagaktiver Nachtfalter, hat schwarze Flügeldecken mit feuerroten Farbtupfern. Dieser Falter hat sich durch die Verbreitung des Jakobskreuzkrautes eingefunden. Seine schwarzgelb gestreiften Raupen leben gesellig auf dieser giftigen Pflanze und fressen sie bis auf die Pflanzenstümpfe radikal ab. Da es sich um eine 2 jährige Pflanze handelt, die nach der Blüte abstirbt, sorgt hier die #Natur selbst für eine Regulierung des Bestandes. Auch der Bestand dieser Nachtfalter ist im Naturschutzgebiet schon relativ hoch. Landwirten, die Jakobskreuzkraut bekämpfen möchten, empfiehlt das Naturschutz Team vor dem Einsatz der Giftspritze zunächst eine Kontrolle, ob die Raupen auf den Pflanzen schon vorkommen.
Damit Schmetterlinge in Gütersloh eine Zukunft haben, fällt vor allem den Gartenbesitzern unter den Naturfreunden eine wichtige Aufgabe zu. Gärten könnten zu einem wichtigen Lebensraum werden, sofern sie naturnäher gestaltet würden. Wichtig ist die Aussaat von heimischen Wildkräutern, das Anpflanzen von Stauden und heimischen Wildsträuchern. Das Grundprinzip ist ganz einfach. es sollten heimische, nektarreiche Stauden anstelle von Rabatten mit exotischen Pflanzen wachsen. Hecken wie Liguster (der übrigens auch einen Teil seines Laubs auch im Winter trägt und daher ein optimaler Ersatz Thuja ist) und Sträucher und Bäume wie etwa Hundsrose, Purpurweide, Gewöhnlicher Schneeball, Vogelkirsche, Birne und Apfelbaum. Sie sind wichtige Nahrungsquellen und können wesentlich zum Schmetterlingsschutz beitragen. Auf diese Weise kann man auch bedrohten Arten helfen, darf jedoch nicht schon im ersten Jahr einer ökologischen Gestaltung erwarten, dass der #Garten so von seltenen bunten Schmetterlingen wimmelt. Man kann nur den Faltern einen Lebensraum bieten, die noch in der Umgebung vorkommen. Den Haupteffekt der ökologischen Gestaltung wird der Gartenbesitzer entdecken, der auf Nachtfalter achtet. Der Artenzuwachs in dieser Insektengruppe ist immer beträchtlich. Nach mehreren Jahren werden sich immer häufiger Falter im »Ökögarten« einfinden und sicher bald auch Bläulinge und Wanderfalter wie Distelfalter und Admiral.