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Pampig, patzig, peinlich. Das Gütersloher Stadtmarketing: Setzen, 6!
Gütersloh, 24. September 2023
Vor 20 Jahren war nach langem Hin und Her die Gütersloh Marketing GmbH gegründet worden. Damals noch unter der Ägide des Krawattenfeundes Jörg Konken in einem Büro an der Eickhoffstraße. Die erste Wahrnehmung der Gütsler Öffentlichkeit war davon geprägt, dass es noch keinen Telefonanschluss, aber schon Toilettenpapierhalter, einen großen Besprechungstisch und eine geschmackvolle Designerhängeleuchte über selbigem gab. Viele Gütsler Institutionen, so auch Gütsel, haben sich engagiert und es wurde kommuniziert. Heute gibt man sich herablassend, hermetisch und wie eine Behörde.
»Liebe Leserin, lieber Leser, als Geschäftsführer der neu gegründeten Gütersloh Marketing GmbH freue ich mich über die Initiative von Gütsel, ein Special über Inhaber geführte Einzelhandelsgeschäfte in Gütersloh zu präsentieren. Inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte, oft über Generationen in der Stadt verwurzelt, wirken sich positiv auf das Image aus – sie geben ihr die »besondere Note«. Gerade im immer stärker werdenden Wettbewerb zu anderen Städten ist dies von besonderer Bedeutung. Es gilt, einen gesunden Mix zwischen Filialbetrieben und inhabergeführten Geschäften aufrecht zu erhalten. Dies ist aus vielen Gründen nicht immer ganz einfach. Eine wichtige Hilfe können Sie als Bürger der Stadt leisten, indem Sie Ihre Einkäufe entsprechend planen […] wir sind glücklich über das, was bereits in der Vergangenheit erreicht worden ist und wissen natürlich auch um die Probleme der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Diese zu lösen und damit die Basis für eine neue Dynamik in Gütersloh zu schaffen, ist ein großer Teil dessen, was wir wollen. Wenn wir gemeinsam daran arbeiten, steht dem langfristigen Erfolg nichts im Wege – lassen Sie uns miteinander sprechen«, Jörg Konken Geschäftsführer Gütersloh Marketing GmbH. Mehr in Teil I der Serie hier …
Der »Gütersloher Straßenzauber« war damals der Versuch, ein großes Stadtfest wie den altbekannten »City Treff« zu kreieren. Indes ging die Veranstaltung auf das Engagement der Gütersloher Autohändler zurück und stellte sich als Abklatsch des Bielefelder »La Strada« Festivals heraus – im Gegensatz dazu aber auf den Berliner Platz fokussiert, während »La Strada« in weiten Bereichen der Bielefelder Innenstadt stattfand. Seit Jahren ist die Gütersloh Marketing GmbH nicht in der Lage, ein Stadtfest à la »City Treff« zu veranstalten.
Eines Tages klingelte in der Gütsel Redaktion das Telefon und Jörg Konken war am Apparat: »Hier ist ein Herr Rudorff, der mir irgendetwas von einem Blütenbrunnen erzählt. Ich schicke Ihnen den mal, vielleicht können Sie etwas damit anfangen«. 5 Minuten später saß der Gütersloher Künstler und Schmuckhändler Hartmut Bernhard Rudorff in der Redaktion und berichtete von seiner Idee, zum Frühling einen großen Brunnen mit Blüten als Kunstobjekt auf dem Berliner Platz aufzubauen. »Wir unterhielten uns darüber. Ich war der Meinung, das sei technisch sehr aufwendig und schlug vor, aus dem ganzen eine Veranstaltung zu machen und eher den ganzen Platz in ein Blütenmeer zu verwandeln – man könne ja etwa mit den Gütersloher Blumenhändlern kooperieren«, so der Verlagsinhaber. Worauf sich Rudorff empfahl, zur Eickhoffstraße zurücklief, und das Ergebnis des Gesprächs Konken vortrug. Tags darauf war einer Gütersloher Tageszeitung zu entnehmen, dass Konken und der damalige Chef der Werbegemeinschaft Bernstein eine Idee gehabt hätten, nämlich eine Frühlingsveranstaltung mit Blumendekoration zu veranstalten, die »Gütersloher Frühling« heißen sollte. So kam es dann. Freilich stagnierte der Event einige Jahre, und wiederum kam in der Gütsel Redaktion der Wunsch nach einer Weiterentwicklung auf, und die Idee, auf dem Berliner Platz eine temporäre Gartenlandschaft zu errichten.
An dieser Stelle kann schonmal über weitere Ideen nachgedacht werden. Immerhin verspricht der 2. Gütersloher Frühling noch erfolgreicher zu werden, als die erste Veranstaltung. Nachdem wir als Güterslohs #Trendsetter #Stadtmagazin schon die Grundidee geliefert hatten, die dankenswerterweise vom damaligen Geschäftsführer der Gütersloh #Marketing GmbH, Jörg Konken, und von Andreas Bernstein, dem Vorsitzenden der #Werbegemeinschaft, aufgegriffen worden war, haben wir uns natürlich weitere Gedanken gemacht – vor allem, wie die Veranstaltung auch überregional interessant werden könnte. Die Idee: Jedes Jahr werden international bekannte Gartenanlagen auf dem Berliner Platz nachgeahmt – da könnte dann die »Grüne Branche« wirklich mal zeigen, was sie kann – bedeutende Gartenanlagen wie beispielsweise die der Prager Burg, des Medici Palastes in Rom oder des Château Villandry an der Loire sind in jedem Fall interessanter als vereinzelte Beete … nichts für ungut. Das ganze untermalt von landestypischer Bewirtung durch Gütsler Spitzengastronomen und zuguterletzt beispielsweise am Abschlusstag durch ein #Barockfeuerwerk nächtlich illuminiert könnte Besucher aus dem ganzen Land nach Gütsel locken. Sogar kleine Städte haben es durch niveauvolle pointierte Events geschafft, sich ein nationales und teilweise sogar internationales Renommée anzueignen – Beispiele sind die Stadt Holzminden mit ihrem internationalen Straßentheaterfestival oder Bodenwerder mit dem Lichterfest an der Weser. Wäre es denn nicht traumhaft, den Berliner Platz mit professionellen #Gartenbauern und #Landschaftsbauern, wie sie in Gütsel zweifellos zahlreich vorhanden sind, in eine der beispielhaft abgebildeten Gartenanlagen zu verwandeln? In der Regel ist art pour l’art erfolgreicher als kommerzielle #Kunst, die sich zweifellos der Beliebigkeit und Austauschbarkeit aussetzt. Das sagt schließlich schon der Name. Freuen wir uns immerhin auf die gute Idee, die Brachfläche vis a vis dem Rathaus mit Sonnenblumen zu bepflanzen, die dann hoffentlich nicht den Kältetod sterben. Nachdem es dann zunächst hieß, eine Parklandschaft sei unmöglich, zu aufwendig, zu teuer, und nicht realisierbar, wurde es dann so gemacht und zu einem großen Erfolg, der bis heute andauert.
Im weiteren Verlauf hatte Gütsel die Idee eines zentralen Open Source Veranstaltungskalenders aufs Tapet gebracht und realisiert. Zeitnah war die Domain dann abgezogen worden und in einer Gütersloher Tageszeitung hieß es, Bertelsmann habe eine Idee gehabt: einen zentralen Onlineveranstaltungskalender, den man der Stadt spendiere, und der »Auf Schlür« heiße. Er wurde in Berlin realisiert. Allerdings hat er nie den Weg in die Breite geschafft. In der Coronazeit brachte die Redaktion den Vorschlag ins Spiel, ihn auch unter der Domain auf-schlür.de laufen zu lassen. Im Rathaus war man zugetan: »Toll. Den Namen könnte man ja zum Beispiel auf Bierdeckel drucken, und das so bekannt machen«. Vom Stadtmarketing selbst hieß es derweil, die Domain werde man zu gegebener Zeit registrieren, wenn irgendwann wieder mehr Veranstaltungen stattfänden. Eine Domainregistrierung kostet im besten Fall einen niedrigen, einstelligen Eurobetrag. Überhaupt ist das Thema »Online« neuralgisch. Hatte das erste Corporate Design und die erste Website noch die Gütsler Agentur »Gestalten.de« kreiert, so hatte Gütsel die Ausschreibung für einen neuen Onlineauftritt gewonnen und im Rahmen einer Public Private Partnership (PPP) mehr oder weniger pro bono realisiert. In den Coronajahren war diese PPP dann fristlos, grundlos und ohne es überhaupt mitzuteilen seitens des Stadtmarketings beendet worden.
Auch Webereichef Böning hat jüngst in einem Leserbrief den Umstand kritisiert, dass das Gütersloher Stadtmarketing in Erster Linie sich selbst vermarktet. Jedenfalls sei bis heute keine »Stadtmarke« etabliert worden, eine Vermarktung über Güterslohs Stadtgrenzen hinaus fände praktisch nicht statt. Während man PR von Stadtmarketinggesellschaften anderer Städte in einschlägigen PR Portalen fände, sei dort von Gütersloh nichts zu sehen. Aus dem vor 20 Jahren gegründeten Projekt hat sich nach und nach ein behördenähnlicher Betrieb entwickelt, der eine kleine Touristinformation betreibt, in Erster Linie aber als Veranstaltungsagentur auftritt und den einst an der Seite des Rathauses angesiedelten Ticketverkauf übernommen hat und hochtrabend als »Ticketing« tituliert.
Die Michaeliswoche, einst der Stolz der Kaufmannschaft, wurde heruntergewirtschaftet, der »Gütersloher Frühling« stagniert, am 2023er »Gütsel Gartenguide« zeigt man keinerlei Interesse, es wird so gut wie keine Werbung mehr gemacht, die meisten Kooperationspartner wurden nach und nach geschasst, und man verläuft sich in der Bedeutungslosigkeit, zumal eine Führungspersönlichkeit mit Substanz oder wenigstens eine starke Stadtmarke fehlen. Freilich können andere Städte mit Pfründen wuchern, wie etwa Rostock mit der »Hanse Sail«, Bielefeld mit der Sparrenburg, Herford mit der Markthalle, dem Alten Güterbahnhof, Wolfsburg mit einem breiten Angebot und dem »Rathaus Run«, Meppen mit einem originellen Marketingstunt oder München mit der Wiesn. Das Engagement einiger Gütersloher Protagonisten wird mittlerweile nicht nur nicht gewürdigt oder respektiert, sondern bestraft. So wurden etwa Buchverkäufe jahrelang nicht abgerechnet, Datenschutzverstöße begangen, und das Informationsfreiheitsgesetz nicht unoriginell gehandhabt. Das Thema »Stadtmarketing« geht alle an und ist (eigentlich) per se ein offenes. In Gütersloh ist es hermetisch und offenbar von Ranküne geprägt.
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