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#Leserbrief in der »#NW« am 19. Dezember 2023
Gütersloh, 19. Dezember 2023
Da hat der #Leserbriefschreiber Recht und spricht wahr. Solche nebulösen, abstrakten Vorwürfe sind doppelt teuflisch. Zum einen sind sie schwer beweisbar, aber eben auch schwer widerlegbar. Zum anderen erweckt man damit den Eindruck eines gewissen Wohlwollens (»Wir können auch ganz konkret werden!«) … das gilt aber irgendwie wohl für beide »Seiten«. Darauf sollte man nicht reinfallen, indem man versucht, sich zu rechtfertigen. Damit legitimiert man das ganze letztlich nur. Aber es ist schwierig, das nicht zu tun. Man läuft dann Gefahr, mit winzigsten Fehlern einen #Angriffspunkt zu liefern … »Sie sagen also, das stimme nicht? Aber im 2. Satz fehlt ein Komma. Das ist ein Fehler, also falsch. Ergo haben wir Recht!« … 😃 … einen (etwas überholten) Überblick über solche »Kunstgriffe« findet man beispielsweise in Schopenhauers Auslassungen zur »#Eristischen #Dialektik« …
Ein relativ aktueller »Kunstgriff« (eine eristische Taktik) ist zum Beispiel die »#Chewbacca #Verteidigung«, die witzigerweise Einzug ins amerikanische Rechtswesen gehalten hat. Aber sie funktioniert. Wobei Schopenhauer das eigentlich auch schon beschrieben hat – natürlich mit einem anderen Begriff und nicht so originell.
Kurz gesagt: Man bringt eine sehr, sehr aufmerksamkeitsstarke Tatsache vor, die überhaupt nichts mit der Sache zu tun hat. Man »beweist« sie weitschweifig, was leicht ist – denn sie ist ja wahr. Und dann nimmt man das als #Beweis für die Sache her. Obwohl beides nichts miteinander zu tun hat. Aber der das macht wirkt dadurch eben sehr überzeugend und glaubwürdig. »Wenn er das weiß, wenn er da Recht hat – und das hat er zweifellos – dann hat er mit allem Recht« … das ist relativ subtil … 😃 … im Grunde genommen gehört dieser eristische »Kunstgriff« zu den logischen Fehlschlüssen, von denen es nicht wenige gibt.
Das ist übrigens unter anderem das Teuflische bei den »#Social #Media«. Schon die gedruckten #Zeitungen leben von logischen Fehlschlüssen (»Da steht es doch schwarz auf weiß«, »Wenn es nicht wahr wäre, würden sie es doch nicht drucken« … und »Wenn es nicht in der Zeitung steht, ist es nicht relevant«). Besonders vom letzten Fehlschluss leben die »Social Media«. Sie vernichten das gedruckte Wort, ersetzen es, und erwecken den Eindruck, alles, was in den Social Media zu finden ist, sei relevant – und das Teuflische ist eben auch, dass dort jeder alles posten kann – dass also »gefühlt« alles relevant ist. Was natürlich Nonsens ist. Wenn alles relevant ist, ist nichts relevant. Und eine Redaktion gibt es nun einmal in den »Social Media« nicht (das heißt auf Deutsch nicht »Soziale Medien« – »social« heißt auf deutsch »gesellig« und nicht »sozial« – auf deutsch wäre »#Onlinetreff« angebracht).