Käthe Kollwitz, Selbstbildnis, um 1890, Feder und Pinsel in Tusche auf Velin, Kulturstiftung Sachsen Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Kulturstiftung Sachsen Anhalt, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
#Kunsthalle #Bielefeld, »Stellung beziehen«, Käthe Kollwitz, Mona Hatoum, 23. März bis 16. Juni 2024
Bielefeld, 22. Februar 2024
Die Kunsthalle Bielefeld zeigt vom 23. März bis zum 16. Juni 2024 die Arbeiten zweier Künstlerinnen, die das gesellschaftspolitische Geschehen ihrer jeweiligen Zeit kritisch reflektieren und durch ihre Werke »Stellung beziehen«.
In der Ausstellung begegnen sich mit Käthe Kollwitz (1867 bis 1945) und Mona Hatoum (geboren 1952, lebt in London), 2 Künstlerinnen – eine historische und eine zeitgenössische Position – die mit ihrer #Kunst ein Mahnmal gegen Leid und Unterdrückung und für mehr Menschlichkeit setzen. Die Kunsthalle präsentiert rund 80 Zeichnungen, Druckgrafiken und Plastiken von Kollwitz, die mit fünf großformatigen Skulpturen und Installationen Hatoums in einen Dialog gesetzt werden.
»Ich will wirken in dieser Zeit« gehört zu den bekanntesten Aussprüchen von Käthe Kollwitz, der wohl berühmtesten deutschen Künstlerin des 20. Jahrhunderts, die ihre künstlerische Praxis stets mit einem sozialpolitischen, humanitären und pazifistischen Engagement verbunden hat. Sie ist bekannt für ihre Parteinahme für den durch Armut und Krieg bedrängten Menschen am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Mit #Empathie nahm sie sich der menschlichen Schicksale angesichts von Industrialisierung, Landflucht und Arbeitslosigkeit an. Kollwitz’ Erfahrung zweier Weltkriege und deren Folgen, darunter der Verlust des eigenen Sohnes, der 1914 fiel, spiegeln sich zudem in ihrem Werk. Dabei wählte sie Druckgrafik und Zeichnung als ihre wesentlichen Medien und fand darin zu einer eigenständigen Bildsprache von großer
Ernsthaftigkeit und Eindringlichkeit.
Bis heute haben ihre Arbeiten nicht an Aktualität und Relevanz verloren, wie etwa das prominente Plakat »Nie wieder Krieg« (1924) für die »Sozialistische Arbeiterjugend« in Leipzig zeigt. Es bleibt bis heute das wohl bekannteste deutsche Anti-Kriegsplakat. Die Kunsthalle Bielefeld besitzt eine umfangreiche Sammlung von Käthe Kollwitz. Sie ist eine der ersten künstlerischen Positionen, von der Arbeiten für die Sammlung des Museums angekauft wurden. Ausgehend von diesem Bestand an wichtigen Werken, präsentiert die Ausstellung eindrucksvolle Leihgaben aus dem Käthe Kollwitz Museum Köln sowie aus weiteren Museen und Privatsammlungen in Deutschland und der #Schweiz.
Insgesamt 5 Arbeiten der in Beirut geborenen, britisch-palästinensischen Künstlerin Mona Hatoum (geboren 1952, lebt in London) erweitern die Ausstellung um eine zeitgenössische Perspektive. Hatoum, die sich 1975 für einen kurzen Besuch in London aufhielt und durch den Ausbruch des Bürgerkriegs im Libanon daran gehindert wurde, in ihre Heimat zurückzukehren, zählt zu den einflussreichsten Künstlern ihrer Generation. Ähnlich wie Kollwitz thematisiert die Künstlerin und Trägerin des Käthe-Kollwitz-Preises von 2010 in ihrem Werk menschliche Grunderfahrungen.
Stellung beziehen
Zentral in ihren Arbeiten sind die Themen Exil und Vertreibung, genauso wie das Vertraute und Häusliche, das durch institutionelle Gewalt und Machtsysteme entfremdet, bedroht oder zerstört wird Hatoum artikuliert diese Themen durch eine klare, minimalistische Formensprache. In ihren großformatigen Installationen verwendet sie oft einfache geometrische Formen, die Ordnung und Stabilität suggerieren und gleichzeitig das Potential eines plötzlichen Zusammenbruchs in sich tragen.
Während Kollwitz auf der figürlichen Ebene stets dem äußeren Erscheinungsbild des Menschen treu bleibt, ist in Hatoums Arbeiten der Mensch ebenfalls präsent. Das verdeutlicht auch ihre Arbeit »Cellules«, bestehend aus acht stählernen Käfigen unterschiedlicher Größe, die jeweils auf die menschliche Durchschnittsgröße zugeschnitten sind. Im Inneren jedes Stangengeflechts befindet sich ein zerbrechliches und amorphes mundgeblasenes rotes Glasobjekt, das wie ein fremdes Wesen oder ein unspezifisches Körperteil in seinem eigenen anthropomorphen Käfig gefangen ist. »Cellules« bedeutet im Französischen »körperliche Zelle«, kann jedoch im übertragenen Sinne auch auf eine Arrestzelle hinweisen.
Beide Künstlerinnen arbeiten mit einer auf das Wesentliche reduzierten Formsprache und einen minimalistischen Einsatz von Farbe. Wenngleich sich beide mit ernsten Themen befassen, sind ihre Arbeiten kein Ausdruck von Resignation. Mit ihrer jeweiligen aktiven Mahnung gegen Leid und Unterdrückung zeugen sie, im Gegenteil, von positivem Engagement. Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich, in Zusammenarbeit mit dem Käthe Kollwitz Museum Köln.
Kuratorinnen
Dr. Henrike Mund, Christina Végh.
Einladung zur Eröffnung
Eröffnung am Freitag, 22. März 2024, 18.30 Uhr, mit Reden von Dr. Dagmar Nowitzki, Vorstand #Kulturstiftung #Pro #Bielefeld, Konrad Delius, Vorstand Förderkreis Kunsthalle Bielefeld, Christina Végh, Direktorin, Kunsthalle Bielefeld, und Dr. Henrike Mund, Kuratorin und Sammlungsleiterin, Kunsthalle Bielefeld.
Ausstellungskatalog
Zur Ausstellung erscheint ein deutsch/englischer Katalog im Hirmer Verlag. Mit Beiträgen von Jonas Beyer, Jacqueline Burckhardt, Hannelore Fischer, Françoise Forster-Hahn, Natascha Kirchner und Henrike Mund. 45 Euro.
Rahmenprogramm
Zur Ausstellung ist ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Aktionen, Führungen, Vorträgen und Gesprächen für verschiedene Zielgruppen geplant.
Rundgang durch die Ausstellung mit Hannelore Fischer
Hannelore Fischer (Direktorin des Käthe Kollwitz Museum Köln 1990 bis 2022) kennt die Arbeiten von Käthe Kollwitz aus jahrzehntelanger Forschung und Ausstellung. Sie wird Einblick in Leben und Arbeitsweisen der Künstlerin geben und Kollwitz’ Werk im Spannungsfeld zwischen Kunst und Politik betrachten. Rundgang durch die Ausstellung mit Prof. Dr. Andreas Zick (Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konfliktforschung und Gewaltforschung (IKG) und Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der #Universität #Bielefeld).
Samstag, 23. März 2024, 11 Uhr, Eintritt plus 2 Euro
Aus der Perspektive des Konfliktforschers und Sozialpsychologen wird sich Andreas Zick dem Werk von Käthe Kollwitz und Mona Hatoum unter aktuellen Fragestellungen nach Meinungsbildung, Empathie und sozialer Integration in Zeiten von erstarkendem Extremismus nähern.
Mittwoch, 17. April 2024, 19 Uhr, Eintritt plus 2 Euro
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