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Bei der Abwägung über das »Gendern« überwiegt das Interesse der Teilhabe aller Menschen
Dennis Riehle, #Konstanz, 18. März 2024
Das Thema »#Gendern« ist weiterhin in aller Munde. In immer mehr Texten und Schriften wird die geschlechterspezifische Sprache berücksichtigt. Warum sich der Konstanzer Autor #Dennis #Riehle trotzdem gegen ihre Anwendung in seinen eigenen Werken ausspricht, erklärte er in einem Statement wie folgt – und unterstreicht seinen Einsatz für Inklusion und Partizipation aller Menschen.
Und wieder hat mich eine Leserin freundlich angefragt, ob ich meine #Bücher nicht zukünftig doch in geschlechtergerechter Sprache verfassen möchte. Ich habe jedoch dankend abgelehnt, weil mir der Anspruch wichtiger ist, dass meine Texte von jedem verstanden werden können. Sternchen, Doppelpunkte und Binnen I sind dagegen eine deutliche Erschwernis im Text und Lesefluss – und verhindern dadurch nicht selten das Erfassen des Inhalts und Gesamtzusammenhangs. Befindlichkeiten und verletzte Gefühle einzelner Feministen und Queeristen – die damit auch weiterhin das generische Maskulinum ertragen müssen – überwiegen dieses Interesse von Millionen Deutschen, die ohnehin Probleme mit dem Nachvollziehen von gesprochenem und geschriebenem Wort haben, für mein Verständnis keinesfalls. Wer sich über ein Gender Verbot echauffiert, zeigt nicht nur eine Verachtung der bestehenden Regeln zur deutschen Sprache, sondern auch mangelndes Vermögen und Bereitwilligkeit, eine im Rechtsstaat notwendige Abwägung der unterschiedlichen Interessen vorzunehmen. Denn den Empfindsamkeiten von Pluralisten steht der Anspruch gegenüber, dass in unserer Gesellschaft größtmögliche Teilhabe für alle Menschen ermöglicht werden soll. Das bedeutet unter anderem auch, das Verständnis und die Nachvollziehbarkeit von gesprochenem und geschriebenem Wort zu vereinfachen. Doch Sternchen, Doppelpunkte und Binnen I erschweren den Textfluss ungemein. Ihre Anhänger konnten zudem bisher trotz einiger wenig ergebnisoffener Erkenntnisse der Wissenschaft keinen überzeugenden Beleg dafür liefern, dass durch eine geschlechterspezifische Formulierung oder eine Aufgabe des generischen Maskulinums – welche sich seit Anbeginn bewährt hat und über das sich bis zu den Anfängen des 21. Jahrhunderts niemand empörte – die Toleranz für Vielfalt in den Köpfen der Menschen steigt. Viel eher stieß geschlechterneutrale Rede bisher auf Akzeptanz.
Merkwürdigerweise sind es gerade immer diejenigen, die auf #Inklusion drängen, die jetzt aber neue Barrieren schaffen wollen. Die Doppelmoral ist gerade bei den Grünen und Linken in diesem Land nichts Neues. Dass sie sich mit ihren Forderungen oft widersprechen, daher nicht überraschend. Wer sich plötzlich diskriminiert sieht, weil er sich mit dem Deutschen in seiner derzeit gültigen Form nicht angesprochen fühlt, solche eher am eigenen Narzissmus arbeiten – statt der Mehrheit eine ungewollte Spracherziehung zuzumuten. Immer wieder werden Studien vorgeschoben, die belegen sollen, dass die geschlechtergerechte Sprache bereits im Kindes und Jugendalter dazu führt, in den Köpfen der Kleinsten für Toleranz und Vielfalt zu sorgen. Tatsächlich greifbare Ergebnisse hierzu gibt es aber bislang kaum. Viel eher kann man die Tendenz erkennen, dass Sternchen, Doppelpunkte und Binnen I nicht nur den Sprech und Lesefluss deutlich beeinträchtigen, sondern damit auch das Verständnis von Texten erheblich schwerer machen. Insofern ist das Gendern ein maßgebliches Hindernis in der Teilhabe von Menschen, die ohnehin Schwierigkeiten damit haben, die in Deutschland bereits jetzt häufig bürokratisch und amtssprachlich gefassten Verlautbarungen und Informationen von Behörden, der Medien oder im Beruf nachvollziehen zu können. Nachdem wir in der Vergangenheit mit dem generischen Maskulinum gut gefahren sind und sich lange Zeit niemand daran störte, scheint der hehre woke und gutmenschliche Anspruch nach Pluralismus kaum die schwerwiegenden Nachteile der sowieso nicht offiziell anerkannten Sprachregeln zur Geschlechtsspezifität zu überwiegen. In Gesellschaft und Rechtsstaat sind Interessen miteinander abzuwägen. Im Ergebnis komme ich dazu, dass Partizipation wichtiger ist als das Pikiertsein derjenigen, die offenbar nicht selbstbewusst genug sind, sich von sexusindifferenten Formulierungen ansprechen zu lassen.