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Auf vielen Seiten der Alben von Erna und Elisabeth W. aus Geseke findet sich ein Mix aus Prospektmaterial, Postkarten und Fotografien. Foto: Christiane Cantauw, LWL, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Auf dem Rücken eines Dromedars durch Lanzarote

Auf dem Rücken eines Dromedars durch #Lanzarote

Westfalen Lippe, 17. Juli 2024

Dolce far niente (»Süßes #Nichtstun«) im #Liegestuhl am #Strand von #Rimini, mit dem #VW #Käfer über die Brenner Autobahn, blühende Pflanzen am Hotel oder eine Marktszene in Marokko: Motive für Urlaubsfotos gibt es mehr als genug. Fotografiert wird gegenwärtig auch mehr als je zuvor, doch nur die wenigsten Fotografien werden heute noch in Alben eingeklebt. »Das war im 20. Jahrhundert anders«, weiß Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Kommission Alltagskulturforschung beim LWL, die westfälische Reisefotoalben untersucht hat. »Reisefotos in ein Album einzukleben, war während des 20. Jahrhunderts eine alltägliche Praxis, die auch dazu diente, noch einmal in Erinnerungen an die Reise zu schwelgen.«

Reisefotos gehören historisch betrachtet zu den am häufigsten überlieferten fotografischen Quellen. Sie machten im 20. Jahrhundert mehr als die Hälfte aller privaten Aufnahmen aus. Als sich die Deutschen seit den 1950er Jahren langsam aber sicher zu Reiseweltmeistern entwickelten, schlug sich das auch in zahlreichen Fotos und Reisefotoalben nieder. Hochzeit der Reisealben war die Zeit zwischen 1950 und 1985. In dieser Periode trafen sich die zunehmende Reiselust, die Ausstattung der meisten deutschen Haushalte mit einem Fotoapparat und die Praxis, das Fotografierte zu ordnen, zu beschriften und in Alben einzukleben.

»In nahezu jedem Haushalt in der Bundesrepublik gab es damals ein oder meist mehrere Fotoalben, in denen Erinnerungen an Urlaube an der #Nordsee oder #Ostsee, in Österreich oder auf #Mallorca aufbewahrt wurden«, weiß Cantauw. »Aber wenn diejenigen, die die Alben einst angelegt haben, verstorben sind, dann werden sie oft weggeworfen. Das ist schade, stellen sie doch spannende historische Quellen dar, deren Erschließung allerdings nicht so einfach ist.«

Vor allem dann, wenn Informationen über diejenigen, die die Alben einst angelegt haben, mit den Alben zusammen überliefert werden, wird es für die Forscherinnen und Forscher interessant. Im Archiv für Alltagskultur schlummert so mancher Schatz, der noch gehoben werden kann. So gelangten 2023 beispielsweise 15 Reisefotoalben der Schwestern Erna und Elisabeth W. aus Geseke (Kreis Soest) in die Sammlung. Die 1928 und 1929 geborenen Schwestern haben rund 50 Jahre lang Fotos und weitere Dokumente zahlreicher Reisen akribisch in Alben gesammelt. »Schaut man sich die Alben an, so bieten diese bereits äußerlich einen prima Überblick über den jeweiligen Stil der Zeit: grafische Muster, schlichtere Farbverläufe, Blumenmuster, opulente Zeichnungen und schlichte Kunstledereinbände lassen Rückschlüsse darauf zu, in welchen Dekaden sie gekauft wurden. Anhand der Jahreszahlen, die vielfach zu den Urlaubsreisen vermerkt wurden, lässt sich das leicht überprüfen«, freut sich Cantauw. 

Aber was genau lässt sich aus solchen Alben ablesen? Bei näherer Betrachtung der Alben erfährt man einiges über das Reiseverhalten der Schwestern. Sie unternahmen seit den 1950er Jahren jährlich mindestens eine Urlaubsreise. Die Alben aus den 1950er Jahren dokumentieren Reisen nach Juist, aber auch in die Niederlande und an die Côte D’Azur. In den folgenden Jahrzehnten kommen Ziele in ganz Europa (Algarve, Madeira, Sizilien oder die Schweiz), in #Nordafrika (Kanarische Inseln, Tunesien, Marokko) oder in den USA (Neuengland) hinzu.

In den Alben finden sich Fotografien von Busreisen, Kreuzfahrten, einer Segeltour sowie Zug und Flugreisen. Damit widersprechen sie einem Trend, der den bundesdeutschen Tourismus wie kaum ein anderer kennzeichnet: die Liebe zum Auto für die Fahrt in den Urlaub. PKW finden sich in den 15 Reisealben der Geschwister W. nur selten. Dafür sind die ungewöhnliche Bandbreite an Reiseverkehrsmitteln und eine relativ frühe Kreuzfahrt (1977) bemerkenswert.

»Interessant fand ich auch, dass nicht alle Fotografien selbst geknipst worden sind. Diese und andere Alben in unserer Sammlung zeigen, dass vielfach Fotografien von Mitreisenden oder Profis vor Ort gekauft wurden. Beispielsweise enthält eines der Alben eine sogenannte #Gangway Fotografie. Das ist ein Foto, das von den Fluggästen beim Verlassen eines Flugzeugs gemacht wurde. Die Aufnahme solcher Gangway #Fotografien war bis in die 1980er Jahre hinein ein verbreitetes Tätigkeitsfeld von an #Flughäfen tätigen Berufsfotografen. Während die #Reisenden am Kofferband auf ihr Gepäck warteten, wurden die Filme entwickelt und Abzüge auf Schautafeln angeboten«, erläutert Cantauw.

Gangway Fotografien waren ein willkommener Beleg für die Teilnahme an einer Flugreise, die in den frühen 1980er Jahren durchaus noch etwas Besonderes war. Zudem knüpfte man mit dem Sujet auch an Fotografien von Prominenten oder Models an, wie sie in Illustrierten und in der Werbung gezeigt wurden.

#Reisefotoalben bieten viele Ansatzpunkte für die alltagskulturelle Forschung. Und sie zeigen, woran man sich im Kontext einer Reise erinnern wollte. Bei Elisabeth und Erna W. sind das Mitreisende und Einheimische, Sehenswürdigkeiten, Architektur (Unterkunft, besondere Gebäude), gesellige Momente und nicht zuletzt auch die Flora und Fauna. Ihre Aufnahmen belegen ein Interesse an der natürlichen Umgebung, das auch weniger spektakuläre Einzelheiten einschließt und auf einen Alltag in den »schönsten Wochen des Jahres« verweist.

 
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