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125 Jahre Bäckerinnung

125 Jahre Handwerkskunst in der Innungsgemeinschaft – das ist den Bäckern im Kreis Gütersloh Grund und Anlass für zahlreiche Aktionen und eine festliche Feier im historischen Progymnasium der Landesgartenschaustadt Rietberg gewesen. Bereits seit April bieten die meisten der insgesamt 40 Innungsbetriebe ihren Kunden ein extra für das Jubiläum kreiertes »Zunftbrot«. Der Verkauf von 125 Metern dieses köstlichen Malzmehrkornbrotes für einen guten Zweck auf dem Landesgartenschaugelände war einer der Höhepunkte und Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten.

Vor zahlreichen Innungsmitgliedern und Ehrengästen – unter anderem Landrat Sven-Georg Adenauer, Landesinnungsmeister Heribert Kamm und dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, Michael Heesing – erinnerte Obermeister Axel Glasenapp beim Festakt im Progymnasium an die stets von ehrenamtlichem Engagement geprägte Geschichte der Bäckerinnung Gütersloh: Am 1. März 1883 hatten sich um den damaligen Bürgermeister Emil Mangelsdorf 20 Bäckermeister im Rathaus der Dalkestadt versammelt, um zu beraten, wie die Auswüchse einer schrankenlosen Gewerbefreiheit wirkungsvoll zu bekämpfen seien. (Bereits 1810 war der Zunftzwang und damit der gewohnte Ordnungsrahmen des Handwerks abgeschafft worden.) Kurze Zeit nach dem ersten Treffen im Gütersloher Rathaus gründete sich dann mit Heinrich Diekötter als erstem Obermeister die Gütersloher Bäckerinnung. Regelungen des Lehrlingswesens oder des Unterstützungswesens für wandernde Gesellen gehörten zu den ersten Aufgaben der neuen Innung. 1898 wurde die Zwangsinnung eingeführt. Dazu merkte Obermeister Glasenapp halb ernst, halb scherzend beim Festakt an: «Ein Gedanke, der auch in der heutigen Zeit einen gewissen Charme hätte.«

Aktuell hat die Gütersloher Innung, die sich 1972 mit der Haller zusammengeschlossen hat, 40 Mitgliedsbetriebe. Fast 1000 Menschen, einschließlich rund 100 Auszubildende sind hier beschäftigt. Als verlässlichen Partner bei der Ausbildung junger Menschen lobte denn auch Landrat Sven-Georg Adenauer die Bäckerinnung in seinem Grußwort zum Festakt.

Dass Innungs- und Handwerksverbände keineswegs überholt, sondern sehr zeitgemäß die berechtigten Interessen ihrer Mittelstandsmitglieder vertreten, betonte Landesinnungsmeister Heribert Kamm. Und der Gütersloher Kreishandwerksmeister Burkhard Brockbals erzählte mit Witz und Humor von den ganz besonderen Werkstücken der Bäcker, indem er das Gedicht ›Das Brot‹ von Wilhelm Busch vortrug. Außerdem übergab Brockbals einen Scheck der übrigen 15 Innungen in der Kreishandwerkerschaft. Der Betrag soll die Spende durch den Verkauf des 125-Meter-Zunftbrotes an die Gütersloher Suppenküche ergänzen.

Bäckerobermeister Axel Glasenapp verwies in seiner Rede zudem auf die Leistungen seiner Vorgänger: Walter Graf, Obermeister von 1968 bis 1976, Bernhard Liening, 1976 bis 1992, und Dieter Strothotte, den heutigen Ehrenobermeister. Im Zusammenhang mit der Organisation des aktuellen Jubiläums bedankte sich Glasenapp besonders bei Karin und Hans-Dieter Holznienkemper, Inhaber der Rietberger Bäckerei Liening, sowie den stellvertretenden Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Jens-Uwe Pape: «Die drei hatten wohl die meiste Arbeit an den Vorbereitungen des Jubiläums.«

Neben dem Verkauf der 125 Meter Zunftbrot – bei dem inklusive Innungs-Scheck 2500 Euro zusammengekommen sind – war eine öffentliche Brötchenprüfung auf dem Gartenschaugelände eine der publikumswirksamsten Aktionen der Innung. Mit Heinz-Peter Kohlgrüber hatten die Gütersloher Bäcker aber auch einen sehr unterhaltsamen Prüfer des Innungsverbandes Westfalen-Lippe verpflichten können. »Köstlich, lecker, wunderbar knusprig« schwärmte der gebürtige Rheinländer immer wieder von den Brötchen der Bäckereibetriebe aus dem Kreis Gütersloh. Entsprechend konnte er 18mal die Note sehr gut und 28mal gut vergeben.

»Damit liegen wir deutlich über dem Landesdurchschnitt« hatte sich Obermeister Axel Glasenapp über das Ergebnis gefreut. 55 Brötchen von 15 Bäckereien waren auf knusprige Rösche, Farbe, Konsistenz und selbstverständlich Geschmack getestet worden. 83 Prozent davon waren mindestens gut. Landesweit liege der Schnitt lediglich bei 70 Prozent, so Kohlgrüber. Dessen frohsinnige und leidenschaftliche Art der Brötchenprüfung hatte immer wieder zahlreiche Besucher der Landesgartenschau am Festzelt verweilen lassen, um den genussvollen Lobesäußerungen des 68-Jährigen zu lauschen und selbst Weizen-, Roggen- oder Mehrkornbrötchen zu probieren.
 
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