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Foto: Toa Heftiba Şinca, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Gütersloh: Medientheorie mal anders

Gütersloh: Medientheorie mal anders

Gütersloh, 11. September 2024

Vielen ist nicht klar, wie schädlich #Tablets an #Schulen sind, wie sehr die »Digitalen Medien« die #Kultur zerstören. Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern ist die wohl wichtigste, geisteskulturelle Errungenschaft der Menschheitsgeschichte. Erfunden hat die Schwarze #Kunst Johannes Gensfleisch, genannt »#Gutenberg«. Er war der erste #Schriftsetzer. Insofern war die Abschaffung dieses Berufs im Umkehrschluss das Schlimmste, was man tun konnte.

Denken im eigenen Kopf

Nur beim #Lesen des gedruckten und geschriebenen Wortes findet das Denken im eigenen Kopf statt. Bei allen anderen Medien findet es außerhalb des eigenen Kopfes statt. Nur das gedruckte und geschriebene Wort muss quasi aktiv »konsumiert« werden – alle anderen Medien passiv.

Berieselung ohne Aufmerksamkeit

Von Bildern und Fotos, Radio, #Musik, #Fernsehen – von allen Medien kann man sich berieseln lassen und muss ihnen keine oder keine große Aufmerksamkeit schenken. Ein #Buch hingegen liegt einfach auf dem Tisch oder steht im Regal – liest man nicht aktiv darin, passiert gar nichts. Die anderen Medien hingegen können vor sich hin »senden« … man kann mit einem halben Ohr hinhören, weghören, sie aus dem Augenwinkel wahrnehmen, und man »empfängt« sie doch. Blättert man hingegen jede Seite eines Buchs durch, liest es aber dabei nicht, und schaut vielleicht ab und zu kurz drauf und liest ein paar Wörter, so ist das völlig sinnlos. Bei allen anderen Medien ist das relativ unschädlich. Ein Bild lässt sich mit einem kurzen Blick erfassen, was den meisten reicht. Ebenso ein Lied oder ein Film.

Belanglose Dauerberieselung

Dieser Umstand framt die jeweiligen Medien. #Fernsehen und #Radio sorgen für belanglose Dauerberieselung, der man nicht aktiv und aufmerksam folgen muss, und sie funktioniert doch – man kann zu jeder Zeit einsteigen und aussteigen. Mithin ist alles im Fernsehen und Radio Unterhaltung, die passiv konsumiert wird. In den »Digitalen Medien« allemal. Ein aktiver Konsum ist unnötig und aufwendig, was die meisten im Rahmen der #Denkökonomie vermeiden. Das gilt für alle anderen Medien bis aufs gedruckte oder geschriebene Wort analog, freilich in unterschiedlichem Maße. Getoppt wird es durch die »Digitalen Multimedien«, die durch ihre vermeintliche Interaktivität unbewusst und subtil den falschen Eindruck eines aktiven Konsums vermitteln. In Wahrheit ist ihr Konsum noch passiver als beim Fernsehen und sie framen noch mehr als das Fernsehen alles als Unterhaltung – schon durch das Medium an sich, aber in diesem Fall auch durch den pseudoaktiven, in Wahrheit passiven und von Dritten gesteuerten Konsum – etwa durch Algorithmen, aber auch andere Akteure – nur nicht den Konsumenten selbst, auch wenn er das glaubt. Wirklich aktiver Konsum findet nur beim Lesen statt.

Botschaft und Pseudokontext

Dass das Medium die Botschaft sei, ist ein bekanntes Diktum von Marshall McLuhan. Es bedeutet mit anderen Worten ein Framing durch das Medium, sprich: Im Fernsehen ist alles Unterhaltung. Das Telekolleg wäre derweil eigentlich keine Unterhaltung gewesen, wird aber doch so geframt, und ist dann eben langweilig – schlechte Unterhaltung – und niemand schaut es sich an, wenn er nicht muss (oder soll). Mit den »Digitalen Medien« ist es noch schlimmer, weil sie noch multimedialer sind und einen pseudoaktiven Konsum bieten. Außerhalb der #Kunst liefert nur das Wort eine ernstzunehmende Botschaft, während Bilder dazu einen Pseudokontext liefern. »Multimedien« liefern »Multipseudokontext«.

Manipulation, räumlicher und zeitlicher Ausschnitt

Ein wahrer Kontext ist ein umgebender Text einer sprachlichen Einheit, abstrakter formuliert, eine umgebende Information einer Information. Ein Pseudokontext erweckt den Eindruck, eine umgebende Information zu sein, ist aber in Wahrheit relativ sinnlos. Das Paradebeispiel für Pseudokontext ist das Foto in der Zeitung. In Wahrheit fügt ein Foto eines Flugzeugwracks der im Text erzählten Tatsache, dass es abgestürzt und zerschellt ist, keine substantielle Information hinzu. Man kann es sich vermeintlich lediglich »besser vorstellen« – in Wahrheit muss man sich gar nichts vorstellen, weil man es dann sieht. Daher schauen sich nicht wenige »Leser« nur noch die Bilder an, weil sie sich dann eben gar nichts mehr »vorstellen« müssen … Stichwort »Denkökonomie«. Freilich ist dieses Vorgehen höchst manipulativ, denn Bilder liefern immer nur einen räumlichen und zeitlichen Ausschnitt der Realität – wenn überhaupt. Womöglich sind die Bilder manipuliert oder es sind nur »Symbolbilder«, oder sie zeigen einen irreführenden räumlichen und zeitlichen Ausschnitt. Insofern lässt sich der Rezipient mit Multimedialem Pseudokontext noch leichter manipulieren. Denn das Bild wird bewusst und unbewusst geglaubt, denn man sieht ja vermeintlich die Wahrheit und hinterfragt sie nicht.

Der Krokus

Wenn jemand etwas über den Krokus sagt oder schreibt, dann muss man diese Information aktiv wahrnehmen und selbst denken: »Warum erzählen Sie mir das? Was soll das bedeuten? Ich kann mir das nicht vorstellen!«. Zeigt er einem dann ein Foto des Krokus, ist man zufrieden: »Ah! Ich sehe!« Vielleicht ist das Bild aber manipuliert, oder es zeigt gar keinen Krokus, sondern nur eine ähnlich aussehende Pflanze. Ein wahrer und sinnvoller Kontext zum Krokus kann sehr komplex sein – was ist ein Krokus, wie hat er sich entwickelt, wo wächst er, wie wird er genutzt, ist er essbar, welche Arten gibt es, wann wurde er entdeckt, wird er gezüchtet, was kostet ein Krokus, wie wird er angebaut et cetera. Aber ein einziges Foto (als Pseudokontext) wiegt vermeintlich all diese Informationen auf und ist mit einem Blick wahrzunehmen.

»Brave New World« und Sylvester #Stallone

Den Roman »Brave New World« zu lesen, ist anstrengend und dauert Stunden. Der Film »Demolition Man« hingegen läuft knapp 2 Stunden, ist sehr unterhaltsam, witzig und macht viel mehr Spaß. Mit der Fernsehverfilmung verhält es sich ähnlich. Zumal im Film große Stars mitspielen, die im Vordergrund stehen (Sylvester Stallone, Wesley Snipes, Sandra Bullock). Im Roman gibt es keine Stars. Es wäre absurd, diese Metaebene zu versprachlichen – sie kann nur verbildlicht werden.

Don Vito Corleone

Die Mutter aller #Mafia #Filme ist »The Godfather«, die großen Stars sind Marlon Brando und Al Pacino. Man stelle sich das als Roman vor, in dem der »Pate« immer wieder (in Klammern) als Marlon Brando bezeichnet wird. Das wäre vollkommen absurd und verwirrend, geradezu lächerlich: »Im dämmerigen Zimmer saß Don Vito Corleone (Marlon Brando) am Schreibtisch und blickte die Anwesenden an. Michael (Al Pacino) ergriff das Wort«.

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