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Sterben ESG-Anlagestrategien aus? Vom Aufstieg und Fall nachhaltiger Investitionen
Neueste Entwicklungen zeigen einen verstärkten Trend gegen ESG-Anlagestrategien. Faktoren wie die Angst vor »Greenwashing«, steigende Energiepreise und Rentabilität haben Zweifel an der Durchführbarkeit und Zukunft dieser Anlageform aufgeworfen.
Lohnt es sich weiterhin, in Aktien und ETFs mit Fokus auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance) zu investieren oder sollten sich Anleger nach alternativen Anlagestrategien umschauen?
Die ESG-Anlagestrategie kombiniert finanzielle Renditeziele mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren, um nachhaltige und ethische Investitionsentscheidungen zu treffen.
ESG steht für:
Environmental (Umwelt): Berücksichtigt Umweltaspekte wie den Umgang mit Ressourcen, Klimaschutz, CO₂-Emissionen und Abfallmanagement.
Social (Soziales): Bewertet die soziale Verantwortung eines Unternehmens, einschließlich Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Gleichstellung und Einfluss auf die Gemeinschaft.
Governance (Unternehmensführung): Betrachtet Führungsstrukturen, Transparenz, Geschäftsführung und das Risikomanagement.
Innerhalb der ESG-Anlagestrategie gibt es verschiedene Ansätze, die unterschiedliche Wege zur Umsetzung bieten. Einer der zentralen Ansätze ist die Anwendung von Ausschlusskriterien, bei der bestimmte Branchen oder Unternehmen ausgeschlossen werden, die als unethisch oder umweltschädlich gelten, wie etwa fossile Brennstoffe, Tabak oder Waffenproduktion.
Diese Methode wird oft von Anlegern genutzt, die keine Kompromisse in Bezug auf ethische Grundsätze eingehen möchten. Weitere Ansätze umfassen Best-in-Class- oder Impact Investing.
Abbildung: Social Impact Insights/LinkedIn
ESG-Ratings fassen nicht nur die drei genannten Kernbereiche zusammen, sondern geben Aufschluss über den allgemeinen Einfluss des jeweiligen Unternehmens auf die Gesellschaft.
Hans Selleslagh, Sprecher von Freedom24 für die DACH-Region, sagt hierzu Folgendes: »Die COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, dass Unternehmen eine entscheidende Rolle bei der Lösung globaler Probleme spielen. Regierungen allein können Probleme wie Krankheiten, Klimawandel, Sicherheit am Arbeitsplatz oder Lohnungleichheit aufgrund von Geschlecht und Herkunft nicht lösen. Diese Probleme betreffen Menschen auf der ganzen Welt und erfordern die Ressourcen und das Fachwissen von Unternehmen, um sie anzugehen.
Was macht eine Aktie also zu einer guten ESG-Investition? Ein gutes ESG-Unternehmen konzentriert sich darauf, Umweltprogramme zu unterstützen, sich um seine Mitarbeiter zu kümmern, einen positiven Beitrag für lokale Gemeinschaften zu leisten und den Aktionären Mehrwert zu bieten. Es ist wichtig, seinen Ruf durch ESG-Ratingagenturen wie MSCI und Sustainalytics zu bestätigen.
Die finanzielle Leistung bleibt für ESG-Investitionen von entscheidender Bedeutung. Als ESG-Investor können Sie verantwortungsvolles Unternehmensverhalten fördern, ohne die Rendite zu beeinträchtigen.
Institutionelle Investoren verwenden ESG-Ratings, um die hohen Standards von Unternehmen zu unterstützen, und Privatanleger können dasselbe tun. Indem Sie in führende ESG-Unternehmen investieren, unterstützen Sie Initiativen wie Energieeffizienz, Abfallreduzierung, sicherere Arbeitsplätze und ethische Geschäftspraktiken.«
In den letzten Jahren erlebten ESG-Strategien einen bemerkenswerten Aufstieg, der von mehreren Faktoren begünstigt wurde.
Zunächst stieg das Interesse an nachhaltigen Investitionen stark an, insbesondere unter Millennials und jüngeren Anlegern, die ein ausgeprägtes Bewusstsein für Umwelt- und Sozialfragen haben. Die wachsende Besorgnis über den Klimawandel, soziale Ungleichheit und Unternehmensverantwortung führte dazu, dass immer mehr Investoren ESG-Faktoren in ihre Anlageentscheidungen einbezogen.
Darüber hinaus forderten institutionelle Anleger und große Vermögensverwalter zunehmend Transparenz und Nachhaltigkeit von Unternehmen, was den Druck erhöhte, die ESG-Performance zu verbessern.
Zusätzlich trugen regulatorische Entwicklungen dazu bei, ESG-Anlagen zu fördern. Initiativen der Europäischen Union und anderer Regierungen, die auf eine verstärkte Berichterstattung über ESG-Faktoren abzielen, sorgten dafür, dass Unternehmen und Anleger verstärkt auf nachhaltige Praktiken achten. Die Einführung von ESG-Indizes und -Ratings ermöglichte es Anlegern zudem, die ESG-Performance von Unternehmen besser zu vergleichen und zu bewerten.
Trotz dieses anfänglichen Aufstiegs ist eine generelle Abwendung von ESG-Strategien zu beobachten, die durch verschiedene Herausforderungen und Kritikpunkte verursacht wird. Eine häufige Kritik betrifft das sogenannte »Greenwashing«, bei dem Unternehmen ihre Umwelt- und Sozialpraktiken als nachhaltiger darstellen, als sie tatsächlich sind. Dies hat zu einem Vertrauensverlust bei Anlegern geführt, die sich fragen, ob ESG-Kriterien tatsächlich eingehalten werden.
Zudem gibt es Bedenken, dass ESG-Strategien nicht immer zu den gewünschten finanziellen Ergebnissen führen. In volatilen Märkten haben einige Anleger die Performance von ESG-Anlagen mit traditionellen Anlagen verglichen und festgestellt, dass die Renditen nicht immer den Erwartungen entsprechen. Dies hat zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Frage geführt, ob ESG-Faktoren tatsächlich einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil bieten.
Infolge dieser Herausforderungen ist der Anteil an weltweiten ESG-Investoren stark zurückgegangen, wie folgende US-Grafik darstellt.
Abbildung: Visual Capitalist
Trotz des Abschwungs von ESG-Strategien lässt sich insgesamt sagen, dass sich ESG-Anlagen auch im Jahr 2024 und darüber hinaus lohnen können.
Viele Anleger, insbesondere jüngere Generationen, bevorzugen Unternehmen, die sich umweltbewusst und sozial verantwortlich verhalten. Dies kann zu einer positiven Entwicklung der ESG-gestützten Unternehmen führen, die in der Lage sind, Kapital anzuziehen und sich auf dem Markt besser zu positionieren. ESG-Trends können weiterhin durch regulatorische Rahmenbedingungen gefördert werden, die Unternehmen dazu zwingen, transparenter zu agieren und ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Dennoch sollten Anleger unbedingt eine langfristige Perspektive einnehmen und die zugrunde liegenden Kennzahlen weiterhin als wichtigsten Faktor für ihre Anlageentscheidung nutzen. Weitere Faktoren, einschließlich ESG-Richtwerte, können in die Entscheidungsfindung einfließen, um das eigene Handelsportfolio nicht nur lukrativer, sondern auch nachhaltiger zu gestalten.